Die Verwandlung
Franz Kafka
* * * * * * *
The Kafka project
Herling-Grudzinski: O Kafce
Hertzberg: Metamorfoza w Pradze

...Lost in Translation ???
  1
Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheueren Ungeziefer verwandelt. Er lag auf seinem panzerartig harten Rücken und sah, wenn er den Kopf ein wenig hob, seinen gewölbten, braunen, von bogenförmigen Versteifungen geteilten Bauch, auf dessen Höhe sich die Bettdecke, zum gänzlichen Niedergleiten bereit, kaum noch erhalten konnte. Seine vielen, im Vergleich zu seinem sonstigen Umfang kläglich dünnen Beine flimmerten ihm hilflos vor den Augen.
As Gregor Samsa awoke one morning from uneasy dreams he found himself transformed in his bed into a gigantic insect. He was lying on his hard, as it were armor-plated, back and when he lifted his head a little he could see his domelike brown belly divided into stiff arched segments on top of which the bed quilt could hardly stay in place and was about to slide off completely. His numerous legs, which were pitifully thin compared to the rest of his bulk, waved helplessly before his eyes.
1.1
"Was ist mit mir geschehen?" dachte er. Es war kein Traum. Sein Zimmer, ein richtiges, nur etwas zu kleines Menschenzimmer, lag ruhig zwischen den vier wohlbekannten Wänden. Über dem Tisch, auf dem eine auseinandergepackte Musterkollektion von Tuchwaren ausgebreitet war - Samsa war Reisender -, hing das Bild, das er vor kurzem aus einer illustrierten Zeitschrift ausgeschnitten und in einem hübschen, vergoldeten Rahmen untergebracht hatte. Es stellte eine Dame dar, die, mit einem Pelzhut und einer Pelzboa versehen, aufrecht dasaß und einen schweren Pelzmuff, in dem ihr ganzer Unterarm verschwunden war, dem Beschauer entgegenhob.
"What has happened to me?" he thought. It was no dream. His room, a regular human bedroom, only rather too small, lay quiet within its four familiar walls. Above the table on which a collection of cloth samples was unpacked and spread out - Samsa was a traveling salesman - hung the picture which he had recently cut out of an illustrated magazine and put into a pretty gilt frame. It showed a lady, with a fur hat on and a fur stole, sitting upright and holding out to the spectator a huge fur muff into which the whole of her forearm had vanished.
1.2
Gregors Blick richtete sich dann zum Fenster, und das trübe Wetter - man hörte Regentropfen auf das Fensterblech aufschlagen - machte ihn ganz melancholisch. "Wie wäre es, wenn ich noch ein wenig weiterschliefe und alle Narrheiten vergäße", dachte er, aber das war gänzlich undurchführbar, denn er war gewöhnt, auf der rechten Seite zu schlafen, konnte sich aber in seinem gegenwärtigen Zustand nicht in diese Lage bringen. Mit welcher Kraft er sich auch auf die rechte Seite warf, immer wieder schaukelte er in die Rückenlage zurück. Er versuchte es wohl hundertmal, schloß die Augen, um die zappelnden Beine nicht sehen zu müssen, und ließ erst ab, als er in der Seite einen noch nie gefühlten, leichten, dumpfen Schmerz zu fühlen begann.
Gregor's eyes turned next to the window, and the overcast sky -- one could hear raindrops beating on the window gutter -- made him quite melancholy. What about sleeping a little longer and forgetting all this nonsense, he thought, but it could not be done, for he was accustomed to sleep on his right side and in his present condition he could not turn himself over. However violently he forced himself toward his right side he always rolled onto his back again. He tried it at least a hundred times, shutting his eyes to keep from seeing his struggling legs, and only desisted when he began to feel in his side a faint dull ache he had never felt before.
1.3
"Ach Gott", dachte er, "was für einen anstrengenden Beruf habe ich gewählt! Tag aus, Tag ein auf der Reise. Die geschäftlichen Aufregungen sind viel größer, als im eigentlichen Geschäft zu Hause, und außerdem ist mir noch diese Plage des Reisens auferlegt, die Sorgen um die Zuganschlüsse, das unregelmäßige, schlechte Essen, ein immer wechselnder, nie andauernder, nie herzlich werdender menschlicher Verkehr. Der Teufel soll das alles holen!" Er fühlte ein leichtes Jucken oben auf dem Bauch; schob sich auf dem Rücken langsam näher zum Bettpfosten, um den Kopf besser heben zu können; fand die juckende Stelle, die mit lauter kleinen weißen Pünktchen besetzt war, die er nicht zu beurteilen verstand; und wollte mit einem Bein die Stelle betasten, zog es aber gleich zurück, denn bei der Berührung umwehten ihn Kälteschauer.
"Oh God", he thought, "what an exhausting job I've picked out for myself! On the road day in, day out. It's much more irritating work than doing the actual business in the home office, and on top of that there's the trouble of constant traveling, of worrying about train connections, the bad food and irregular meals, casual acquaintances that are always new and never become intimate friends. The devil take it all!" He felt a slight itching up on his belly, slowly pushed himself on his back nearer to the top of the bed so that he could lift his head more easily, identified the itching place which was surrounded by many small white spots the nature of which he could not understand and was about to touch it with a leg, but drew the leg back immediately, for the contact made a cold shiver run through him.
1.4
Er glitt wieder in seine frühere Lage zurück. "Dies frühzeitige Aufstehen", dachte er, "macht einen ganz blödsinnig. Der Mensch muß seinen Schlaf haben. Andere Reisende leben wie Haremsfrauen. Wenn ich zum Beispiel im Laufe des Vormittags ins Gasthaus zurückgehe, um die erlangten Aufträge zu überschreiben, sitzen diese Herren erst beim Frühstück. Das sollte ich bei meinem Chef versuchen; ich würde auf der Stelle hinausfliegen. Wer weiß übrigens, ob das nicht sehr gut für mich wäre. Wenn ich mich nicht wegen meiner Eltern zurückhielte, ich hätte längst gekündigt, ich wäre vor den Chef hin getreten und hätte ihm meine Meinung von Grund des Herzens aus gesagt. Vom Pult hätte er fallen müssen! Es ist auch eine sonderbare Art, sich auf das Pult zu setzen und von der Höhe herab mit dem Angestellten zu reden, der überdies wegen der Schwerhörigkeit des Chefs ganz nahe herantreten muß. Nun, die Hoffnung ist noch nicht gänzlich aufgegeben; habe ich einmal das Geld beisammen, um die Schuld der Eltern an ihn abzuzahlen – es dürfte noch fünf bis sechs Jahre dauern –, mache ich die Sache unbedingt. Dann wird der große Schnitt gemacht. Vorläufig allerdings muß ich aufstehen, denn mein Zug fährt um fünf.
He slid down again into his former position. This getting up early, he thought, can make an idiot out of anyone. A man needs his sleep. Other salesmen live like harem women. For instance, when I come back to the hotel in the morning to write up my orders these others are only sitting down to breakfast. Let me just try that with my boss; I'd be fired on the spot. Anyhow, that might be quite a good thing for me, who can tell? If I didn't have to hold back because of my parents I'd have given notice long ago, I'd have gone to the boss and told him exactly what I think of him. That would knock him right off his desk! It's a peculiar habit of his, too, sitting on top of the desk like that and talking down to employees, especially when they have to come quite near because the boss is hard of hearing. Well, there's still hope; once I've saved enough money to pay back my parents' debts to him - that should take another five or six years - I'll do it without fail. I'll cut my ties completely then. For the moment, though, I'd better get up, since my train leaves at five.
1.5
Und er sah zur Weckuhr hinüber, die auf dem Kasten tickte. "Himmlischer Vater!" dachte er. Es war halb sieben Uhr, und die Zeiger gingen ruhig vorwärts, es war sogar halb vorüber, es näherte sich schon dreiviertel. Sollte der Wecker nicht geläutet haben? Man sah vom Bett aus, daß er auf vier Uhr richtig eingestellt war; gewiß hatte er auch geläutet. Ja, aber war es möglich, dieses möbelerschütternde Läuten ruhig zu verschlafen? Nun, ruhig hatte er ja nicht geschlafen, aber wahrscheinlich desto fester. Was aber sollte er jetzt tun? Der nächste Zug ging um sieben Uhr; um den einzuholen, hätte er sich unsinnig beeilen müssen, und die Kollektion war noch nicht eingepackt, und er selbst fühlte sich durchaus nicht besonders frisch und beweglich. Und selbst wenn er den Zug einholte, ein Donnerwetter des Chefs war nicht zu vermeiden, denn der Geschäftsdiener hatte beim Fünfuhrzug gewartet und die Meldung von seiner Versäumnis längst erstattet. Es war eine Kreatur des Chefs, ohne Rückgrat und Verstand. Wie nun, wenn er sich krank meldete? Das wäre aber äußerst peinlich und verdächtig, denn Gregor war während seines fünfjährigen Dienstes noch nicht einmal krank gewesen. Gewiß würde der Chef mit dem Krankenkassenarzt kommen, würde den Eltern wegen des faulen Sohnes Vorwürfe machen und alle Einwände durch den Hinweis auf den Krankenkassenarzt abschneiden, für den es ja überhaupt nur ganz gesunde, aber arbeitsscheue Menschen gibt. Und hätte er übrigens in diesem Falle so ganz unrecht? Gregor fühlte sich tatsächlich, abgesehen von einer nach dem langen Schlaf wirklich überflüssigen Schläfrigkeit, ganz wohl und hatte sogar einen besonders kräftigen Hunger.
He looked at the alarm clock ticking on the chest of drawers. Heavenly Father! he thought. It was half-past six and the hands were quietly moving on, it was even past the half-hour, it was getting on toward a quarter to seven. Had the alarm clock not gone off? From the bed one could see that it had been properly set for four o'clock; of course it must have gone off. Yes, but was it possible to sleep quietly through that ear-splitting noise? Well, he had not slept quietly, yet apparently all the more soundly for that. But what was he to do now? The next train went at seven o'clock; to catch that he would need to hurry like mad and his samples weren't even packed, and he himself wasn't feeling particu-larly fresh and energetic. And even if he did catch the train he couldn't avoid a tirade from the boss, since the messenger boy must have been waiting for the five o'clock train and must have long since reported his failure to turn up. This messenger was a creature of the boss's, spineless and stupid. Well, supposing he were to say he was sick? But that would be very awkward and would look suspicious, since during his five years' employment he had not been ill once. The boss himself would be sure to come with the health insurance doctor, would reproach his parents for their son's laziness, and would cut all excuses short by handing the matter over to the insurance doctor, who of course regarded all mankind as perfectly healthy malingerers. And would he be so far wrong in this case? Gregor really felt quite well, apart from a drowsiness that was quite inexcusable after such a long sleep, and he was even unusually hungry.
1.6
Als er dies alles in größter Eile überlegte, ohne sich entschließen zu können, das Bett zu verlassen – gerade schlug der Wecker dreiviertel sieben – klopfte es vorsichtig an die Tür am Kopfende seines Bettes. "Gregor", rief es – es war die Mutter –, "es ist dreiviertel sieben. Wolltest du nicht wegfahren?" Die sanfte Stimme! Gregor erschrak, als er seine antwortende Stimme hörte, die wohl unverkennbar seine frühere war, in die sich aber, wie von unten her, ein nicht zu unterdrückendes, schmerzliches Piepsen mischte, das die Worte förmlich nur im ersten Augenblick in ihrer Deutlichkeit beließ, um sie im Nachklang derart zu zerstören, daß man nicht wußte, ob man recht gehört hatte. Gregor hatte ausführlich antworten und alles erklären wollen, beschränkte sich aber bei diesen Umständen darauf, zu sagen: "Ja, ja, danke Mutter, ich stehe schon auf. " Infolge der Holztür war die Veränderung in Gregors Stimme draußen wohl nicht zu merken, denn die Mutter beruhigte sich mit dieser Erklärung und schlürfte davon. Aber durch das kleine Gespräch waren die anderen Familienmitglieder darauf aufmerksam geworden, daß Gregor wider Erwarten noch zu Hause war, und schon klopfte an der einen Seitentür der Vater, schwach, aber mit der Faust. "Gregor, Gregor", rief er, "was ist denn?" Und nach einer kleinen Weile mahnte er nochmals mit tieferer Stimme: "Gregor! Gregor!" An der anderen Seitentür aber klagte leise die Schwester: "Gregor? Ist dir nicht wohl? Brauchst du etwas?" Nach beiden Seiten hin antwortete Gregor: "Bin schon fertig", und bemühte sich, durch die sorgfältigste Aussprache und durch Einschaltung von langen Pausen zwischen den einzelnen Worten seiner Stimme alles Auffallende zu nehmen. Der Vater kehrte auch zu seinem Frühstück zurück, die Schwester aber flüsterte: "Gregor, mach auf, ich beschwöre dich. " Gregor aber dachte gar nicht daran aufzumachen, sondern lobte die vom Reisen her übernommene Vorsicht, auch zu Hause alle Türen während der Nacht zu versperren.
As all this was running through his mind at top speed without his being able to decide to leave his bed - the alarm clock had just struck a quarter to seven - there was a cau-tious tap at the door near the head of his bed. "Gregor," said a voice - it was his mother's - "it's a quarter to seven. Didn't you have a train to catch?" That gentle voice! Gregor had a shock as he heard his own voice answering hers, unmistakably his own voice, it was true, but with a persistent horrible twittering squeak behind it like an undertone, which left the words in their clear shape only for the first moment and then rose up reverberating around them to destroy their sense, so that one could not be sure one had heard them rightly. Gregor wanted to answer at length and explain everything, but in the circumstances he confined himself to saying: "Yes, yes, thank you, Mother, I'm getting up now." The wooden door between them must have kept the change in his voice from being noticeable outside, for his mother contented herself with this statement and shuffled away. Yet this brief exchange of words had made the other members of the family aware that Gregor was, strangely, still at home, and at one of the side doors his father was already knocking, gently, yet with his fist. "Gregor, Gregor," he called, "What's the matter with you?" And after a little while he called again in a deeper voice: "Gregor! Gregor!" At the other side door his sister was saying in a low, plaintive tone: "Gregor? Aren't you well? Do you need anything?" He answered them both at once: "I'm just about ready," and did his best to make his voice sound as normal as possible by enunciating the words very clearly and leaving long pauses between them. So his father went back to his breakfast, but his sister whispered: "Gregor, open the door, I beg you." However, he was not thinking of opening the door, and felt thankful for the prudent habit he had acquired on the road of locking all doors during the night, even at home.
1.7
Zunächst wollte er ruhig und ungestört aufstehen, sich anziehen und vor allem frühstücken, und dann erst das Weitere überlegen, denn, das merkte er wohl, im Bett würde er mit dem Nachdenken zu keinem vernünftigen Ende kommen. Er erinnerte sich, schon öfters im Bett irgendeinen vielleicht durch ungeschicktes Liegen erzeugten, leichten Schmerz empfunden zu haben, der sich dann beim Aufstehen als reine Einbildung herausstellte, und er war gespannt, wie sich seine heutigen Vorstellungen allmählich auflösen würden. Daß die Veränderung der Stimme nichts anderes war, als der Vorbote einer tüchtigen Verkühlung, einer Berufskrankheit der Reisenden, daran zweifelte er nicht im geringsten
His immediate intention was to get up quietly without being disturbed, to put on his clothes and above all eat his breakfast, and only then to consider what else had to be done, since he was well aware his meditations would come to no sensible conclusion if he remained in bed. He remembered that often enough in bed he had felt small aches and pains, probably caused by lying in awkward positions, which had proved purely imaginary once he got up, and he looked forward eagerly to seeing this morning's delusions gradually evaporate. That the change in his voice was nothing but the precursor of a bad cold, a typical ailment of traveling salesmen, he had not the slightest doubt.
1.8
Die Decke abzuwerfen war ganz einfach; er brauchte sich nur ein wenig aufzublasen und sie fiel von selbst. Aber weiterhin wurde es schwierig, besonders weil er so ungemein breit war. Er hätte Arme und Hände gebraucht, um sich aufzurichten; statt dessen aber hatte er nur die vielen Beinchen, die ununterbrochen in der verschiedensten Bewegung waren und die er überdies nicht beherrschen konnte. Wollte er eines einmal einknicken, so war es das erste, daß es sich streckte; und gelang es ihm endlich, mit diesem Bein das auszuführen, was er wollte, so arbeiteten inzwischen alle anderen, wie freigelassen, in höchster, schmerzlicher Aufregung. "Nur sich nicht im Bett unnütz aufhalten", sagte sich Gregor.
To get rid of the quilt was quite easy; he had only to inflate himself a little and it fell off by itself. But the next move was difficult, especially because he was so unusually broad. He would have needed arms and hands to hoist himself up; instead he had only the numerous little legs which never stopped waving in all directions and which he could not control in the least. When he tried to bend one of them the first thing it did was to stretch itself out straight; and if he finally succeeded in making it do what he wanted, all the other legs meanwhile waved the more wildly in the most painful anal unpleasant way. "But what's the use of lying idle in bed?" said Gregor to himself.
1.9
Zuerst wollte er mit dem unteren Teil seines Körpers aus dem Bett hinauskommen, aber dieser untere Teil, den er übrigens noch nicht gesehen hatte und von dem er sich auch keine rechte Vorstellung machen konnte, erwies sich als zu schwer beweglich; es ging so langsam; und als er schließlich, fast wild geworden, mit gesammelter Kraft, ohne Rücksicht sich vorwärtsstieß, hatte er die Richtung falsch gewählt, schlug an den unteren Bettpfosten heftig an, und der brennende Schmerz, den er empfand, belehrte ihn, daß gerade der untere Teil seines Körpers augenblicklich vielleicht der empfindlichste war. Er versuchte es daher, zuerst den Oberkörper aus dem Bett zu bekommen, und drehte vorsichtig den Kopf dem Bettrand zu. Dies gelang auch leicht, und trotz ihrer Breite und Schwere folgte schließlich die Körpermasse langsam der Wendung des Kopfes. Aber als er den Kopf endlich außerhalb des Bettes in der freien Luft hielt, bekam er Angst, weiter auf diese Weise vorzurücken, denn wenn er sich schließlich so fallen ließ, mußte geradezu ein Wunder geschehen, wenn der Kopf nicht verletzt werden sollte. Und die Besinnung durfte er gerade jetzt um keinen Preis verlieren; lieber wollte er im Bett bleiben.
He thought that he might get out of bed with the lower part of his body first, but this lower part, which he had not yet seen and of which he could form no clear picture, proved too difficult to move; it shifted so slowly; and when finally, almost wild with annoyance, he gathered his forces together and thrust out recklessly, he had miscalculated the direction and bumped heavily against the lower end of the bed, and the stinging pain he felt informed him that precisely this lower part of his body was at the moment probably the most sensitive. So he tried to get the top part of himself out first, and cautiously moved his head toward the edge of the bed. That proved easy enough, and despite its breadth and mass the bulk of his body at last slowly followed the movement of his head. Still, when he finally got his head free over the edge of the bed he felt too scared to go on advancing, for, after all, if he let himself fall in this way it would take a miracle to keep his head from being injured. And under no circum-stances could he afford to lose consciousness now, precisely now; he would rather stay in bed.
1.10
Aber als er wieder nach gleicher Mühe aufseufzend so dalag wie früher, und wieder seine Beinchen womöglich noch ärger gegeneinander kämpfen sah und keine Möglichkeit fand, in diese Willkür Ruhe und Ordnung zu bringen, sagte er sich wieder, daß er unmöglich im Bett bleiben könne und daß es das Vernünftigste sei, alles zu opfern, wenn auch nur die kleinste Hoffnung bestünde, sich dadurch vom Bett zu befreien. Gleichzeitig aber vergaß er nicht, sich zwischendurch daran zu erinnern, daß viel besser als verzweifelte Entschlüsse ruhige und ruhigste Überlegung sei. In solchen Augenblicken richtete er die Augen möglichst scharf auf das Fenster, aber leider war aus dem Anblick des Morgennebels, der sogar die andere Seite der engen Straße verhüllte, wenig Zuversicht und Munterkeit zu holen. "Schon sieben Uhr", sagte er sich beim neuerlichen Schlagen des Weckers, "schon sieben Uhr und noch immer ein solcher Nebel. " Und ein Weilchen lang lag er ruhig mit schwachem Atem, als erwarte er vielleicht von der völligen Stille die Wiederkehr der wirklichen und selbstverständlichen Verhältnisse.
But when after a repetition of the same efforts he lay in his former position again, sighing, and watched his little legs struggling against each other more wildly than ever, if that were possible, and saw no way of bringing any calm and order into this senseless confusion, he told himself again that it was impossible to stay in bed and that the most sensible course was to risk everything for the smallest hope of getting away from it. At the same time, however, he did not forget to remind himself occasionally that cool reflection, the coolest possible, was much better than desperate resolves. At such moments he focused his eyes as sharply as possible on the window, but, unfortunately, the prospect of the morning fog, which enshrouded even the other side of the narrow street, brought him little encouragement and comfort. "Seven o'clock already," he said to himself when the alarm clock chimed again, "seven o'clock already and still such a thick fog." And for a little while he lay quiet, breathing lightly as if perhaps expecting the total silence around him to restore all things to their real and normal condition.
1.11
Dann aber sagte er sich: "Ehe es einviertel acht schlägt, muß ich unbedingt das Bett vollständig verlassen haben. Im übrigen wird auch bis dahin jemand aus dem Geschäft kommen, um nach mir zu fragen, denn das Geschäft wird vor sieben Uhr geöffnet. " Und er machte sich nun daran, den Körper in seiner ganzen Länge vollständig gleichmäßig aus dem Bett hinauszuschaukeln. Wenn er sich auf diese Weise aus dem Bett fallen ließ, blieb der Kopf, den er beim Fall scharf heben wollte, voraussichtlich unverletzt. Der Rücken schien hart zu sein; dem würde wohl bei dem Fall auf den Teppich nichts geschehen. Das größte Bedenken machte ihm die Rücksicht auf den lauten Krach, den es geben müßte und der wahrscheinlich hinter allen Türen wenn nicht Schrecken, so doch Besorgnisse erregen würde. Das mußte aber gewagt werden.
But then he said to himself: "Before it strikes a quarter past seven I absolutely must be quite out of this bed, without fail. Anyhow, by that time someone will have come from the office to ask for me, since it opens before seven." And he began to rock his whole body at once in a regular rhythm, with the idea of swinging it out of the bed. If he tipped himself out in that way he could keep his head from injury by lifting it at a sharp angle as he fell. His back seemed to be hard and was not likely to suffer from a fall on the carpet. His biggest worry was the loud crash he would not be able to help making which would probably cause anxiety, if not terror, behind all the doors. Still, he must take the risk.
1.12
Als Gregor schon zur Hälfte aus dem Bette ragte – die neue Methode war mehr ein Spiel als eine Anstrengung, er brauchte immer nur ruckweise zu schaukeln –, fiel ihm ein, wie einfach alles wäre, wenn man ihm zu Hilfe käme. Zwei starke Leute – er dachte an seinen Vater und das Dienstmädchen – hätten vollständig genügt; sie hätten ihre Arme nur unter seinen gewölbten Rücken schieben, ihn so aus dem Bett schälen, sich mit der Last niederbeugen und dann bloß vorsichtig dulden müssen, daß er den Überschwung auf dem Fußboden vollzog, wo dann die Beinchen hoffentlich einen Sinn bekommen würden. Nun, ganz abgesehen davon, daß die Türen versperrt waren, hätte er wirklich um Hilfe rufen sollen? Trotz aller Not konnte er bei diesem Gedanken ein Lächeln nicht unterdrücken.
When he was already half out of the bed - the new method was more a game than an effort, for he needed only to shift himself across by rocking to and fro - it struck him how simple it would be if he could get help. Two strong people - he thought of his father and the maid - would be amply sufficient; they would only have to thrust their arms under his convex back, lever him out of the bed, bend down with their burden, and then be patient enough to let him turn himself right over onto the floor, where it was to be hoped his little legs would then find their proper function. Well, ignoring the fact that the doors were all locked, should he really call for help? In spite of his predicament he could not suppress a smile at the very idea of it.
1.13
Schon war er so weit, daß er bei stärkerem Schaukeln kaum das Gleichgewicht noch erhielt, und sehr bald mußte er sich nun endgültig entscheiden, denn es war in fünf Minuten einviertel acht, – als es an der Wohnungstür läutete. "Das ist jemand aus dem Geschäft", sagte er sich und erstarrte fast, während seine Beinchen nur desto eiliger tanzten. Einen Augenblick blieb alles still. "Sie öffnen nicht", sagte sich Gregor, befangen in irgendeiner unsinnigen Hoffnung. Aber dann ging natürlich wie immer das Dienstmädchen festen Schrittes zur Tür und öffnete. Gregor brauchte nur das erste Grußwort des Besuchers zu hören und wußte schon, wer es war – der Prokurist selbst. Warum war nur Gregor dazu verurteilt, bei einer Firma zu dienen, wo man bei der kleinsten Versäumnis gleich den größten Verdacht faßte? Waren denn alle Angestellten samt und sonders Lumpen, gab es denn unter ihnen keinen treuen ergebenen Menschen, der, wenn er auch nur ein paar Morgenstunden für das Geschäft nicht ausgenützt hatte, vor Gewissensbissen närrisch wurde und geradezu nicht imstande war, das Bett zu verlassen? Genügte es wirklich nicht, einen Lehrjungen nachfragen zu lassen – wenn überhaupt diese Fragerei nötig war –, mußte da der Prokurist selbst kommen, und mußte dadurch der ganzen unschuldigen Familie gezeigt werden, daß die Untersuchung dieser verdächtigen Angelegenheit nur dem Verstand des Prokuristen anvertraut werden konnte? Und mehr infolge der Erregung, in welche Gregor durch diese Überlegungen versetzt wurde, als infolge eines richtigen Entschlusses, schwang er sich mit aller Macht aus dem Bett. Es gab einen lauten Schlag, aber ein eigentlicher Krach war es nicht. Ein wenig wurde der Fall durch den Teppich abgeschwächt, auch war der Rücken elastischer, als Gregor gedacht hatte, daher kam der nicht gar so auffallende dumpfe Klang. Nur den Kopf hatte er nicht vorsichtig genug gehalten und ihn angeschlagen; er drehte ihn und rieb ihn an dem Teppich vor Ärger und Schmerz.
He had already gotten to the point where he would lose his balance if he rocked any harder, and very soon he would have to make up his mind once and for all since in five minutes it would be a quarter past seven - when the front doorbell rang. "That's someone from the office," he said to himself, and grew almost rigid, while his little legs only thrashed about all the faster. For a moment everything stayed quiet. "They're not going to open the door," said Gregor to himself, grasping at some kind of irrational hope. But then of course the maid went as usual to the door with her determined stride and opened it. Gregor needed only to hear the first good morning of the visitor to know immediately who it was - the chief clerk himself. What a fate: to be condemned to work for a firm where the slightest negligence at once gave rise to the gravest suspicion! Were all the employees nothing but a bunch of scoundrels, was there not among them one single loyal devoted man who, had he wasted only an hour or so of the firm's time in the morning, was so tormented by conscience as to be driven out of his mind and actually incapable of leaving his bed? Wouldn't it really have been sufficient to send an office boy to inquire - if indeed any inquiry were necessary - did the chief clerk himself have to come and thus indicate to the entire innocent family that this suspicious circumstance could be investi-gated by no one less versed in affairs than himself? And more through the agitation caused by these reflections than through any act of will Gregor swung himself out of bed with all his strength. There was a loud thump, but it was not really a crash. His fall was broken to some extent by the carpet, his back, too, was less stiff than he had thought, and so there was merely a dull thud, not so very startling. Only he had not lifted his head carefully enough and had hit it; he turned it and rubbed it on the carpet in pain and irritation.
1.14
Da drin ist etwas gefallen", sagte der Prokurist im Nebenzimmer links. Gregor suchte sich vorzustellen, ob nicht auch einmal dem Prokuristen etwas Ähnliches passieren könnte, wie heute ihm; die Möglichkeit dessen mußte man doch eigentlich zugeben. Aber wie zur rohen Antwort auf diese Frage machte jetzt der Prokurist im Nebenzimmer ein paar bestimmte Schritte und ließ seine Lackstiefel knarren. Aus dem Nebenzimmer rechts flüsterte die Schwester, um Gregor zu verständigen: "Gregor, der Prokurist ist da. " "Ich weiß", sagte Gregor vor sich hin; aber so laut, daß es die Schwester hätte hören können, wagte er die Stimme nicht zu erheben.
"Something fell in there," said the chief clerk in the adjacent room to the left. Gregor tried to suppose to himself that something like what had happened to him today might someday happen to the chief clerk; one really could not deny that it was possible. But, as if in brusque reply to this supposition, the chief clerk took a couple of firm steps in the next-door room and his patent leather boots creaked. From the right-hand room his sister was whispering to inform him of the situation: "Gregor, the chief clerk's here." "I know," muttered Gregor to himself; but he didn't dare to make his voice loud enough for his sister to hear it.
1.15
"Gregor", sagte nun der Vater aus dem Nebenzimmer links, "der Herr Prokurist ist gekommen und erkundigt sich, warum du nicht mit dem Frühzug weggefahren bist. Wir wissen nicht, was wir ihm sagen sollen. Übrigens will er auch mit dir persönlich sprechen. Also bitte mach die Tür auf. Er wird die Unordnung im Zimmer zu entschuldigen schon die Güte haben." "Guten Morgen, Herr Samsa", rief der Prokurist freundlich dazwischen. "Ihm ist nicht wohl<<, sagte die Mutter zum Prokuristen, während der Vater noch an der Tür redete, "ihm ist nicht wohl, glauben Sie mir, Herr Prokurist. Wie würde denn Gregor sonst einen Zug versäumen! Der Junge hat ja nichts im Kopf als das Geschäft. Ich ärgere mich schon fast, daß er abends niemals ausgeht; jetzt war er doch acht Tage in der Stadt, aber jeden Abend war er zu Hause. Da sitzt er bei uns am Tisch und liest still die Zeitung oder studiert Fahrpläne. Es ist schon eine Zerstreuung für ihn, wenn er sich mit Laubsägearbeiten beschäftigt. Da hat er zum Beispiel im Laufe von zwei, drei Abenden einen kleinen Rahmen geschnitzt; Sie werden staunen, wie hübsch er ist; er hängt drin im Zimmer; Sie werden ihn gleich sehen, bis Gregor aufmacht. Ich bin übrigens glücklich, daß Sie da sind, Herr Prokurist; wir allein hätten Gregor nicht dazu gebracht, die Tür zu öffnen; er ist so hartnäckig; und bestimmt ist ihm nicht wohl, trotzdem er es am Morgen geleugnet hat. " "Ich komme gleich", sagte Gregor langsam und bedächtig und rührte sich nicht, um kein Wort der Gespräche zu verlieren. "Anders, gnädige Frau, kann ich es mir auch nicht erklären", sagte der Prokurist, "hoffentlich ist es nichts Ernstes. Wenn ich auch andererseits sagen muß, daß wir Geschäftsleute – wie man will, leider oder glücklicherweise – ein leichtes Unwohlsein sehr oft aus geschäftlichen Rücksichten einfach überwinden müssen. " "Also kann der Herr Prokurist schon zu dir hinein?" fragte der ungeduldige Vater und klopfte wiederum an die Tür. "Nein", sagte Gregor. Im Nebenzimmer links trat eine peinliche Stille ein, im Nebenzimmer rechts begann die Schwester zu schluchzen.
"Gregor," said his father now from the room on the left, "the chief clerk has come and wants to know why you didn't catch the early train. We don't know what to say to him. Besides, he wants to talk to you in person. So open the door, please. He will be good enough to excuse the mess in your room." "Good morning, Mr. Samsa," the chief clerk was calling amiably meanwhile. "He's not well," said his mother to the visitor, while his father was still speaking through the door, "he's not well, sir, believe me. What else would make him miss a train! The boy thinks about nothing but his work. It makes me almost cross the way he never goes out in the evening; he's been here all last week and has stayed at home every single evening. He just sits there quietly at the table reading a newspaper or looking through railroad timetables. The only amusement he gets is working with his jigsaw. For instance, he spent two or three evenings cutting out a little picture frame; you would be surprised to see how pretty it is; it's hanging in his room; you'll see it in a minute when Gregor opens the door. I must say I'm glad you've come, sir; we should never have gotten him to unlock the door by ourselves; he's so obstinate; and I'm sure he's unwell, even if he denied it earlier this morning." "I'll be right there," said Gregor slowly and carefully, not moving an inch for fear of losing one word of the conversation. "I can't think of any other explanation, madam," said the chief clerk, "I hope it's nothing serious. Although on the other hand I must say that we men of business - unfortunately or perhaps fortunately - very often simply have to ignore any slight indisposition, since business must be attended to." "Well, can the chief clerk come in now?" asked Gregor's father impatiently, again knocking on the door. "No," said Gregor. In the left-hand room a painful silence followed this refusal; in the right-hand room his sister began to sob.
1.16
Warum ging denn die Schwester nicht zu den anderen? Sie war wohl erst jetzt aus dem Bett aufgestanden und hatte noch gar nicht angefangen sich anzuziehen. Und warum weinte sie denn? Weil er nicht aufstand und den Prokuristen nicht hereinließ, weil er in Gefahr war, den Posten zu verlieren und weil dann der Chef die Eltern mit den alten Forderungen wieder verfolgen würde? Das waren doch vorläufig wohl unnötige Sorgen. Noch war Gregor hier und dachte nicht im geringsten daran, seine Familie zu verlassen. Augenblicklich lag er wohl da auf dem Teppich, und niemand, der seinen Zustand gekannt hätte, hätte im Ernst von ihm verlangt, daß er den Prokuristen hereinlasse. Aber wegen dieser kleinen Unhöflichkeit, für die sich ja später leicht eine passende Ausrede finden würde, konnte Gregor doch nicht gut sofort weggeschickt werden. Und Gregor schien es, daß es viel vernünftiger wäre, ihn jetzt in Ruhe zu lassen, statt ihn mit Weinen und Zureden zu stören. Aber es war eben die Ungewißheit, welche die anderen bedrängte und ihr Benehmen entschuldigte.
Why didn't his sister join the others? She had probably just gotten out of bed and hadn't even begun to put on her clothes yet. Well, why was she crying? Because he wouldn't get up and let the chief clerk in, because he was in danger of losing his job, and because the head of the firm would begin dunning his parents again for the old debts? Surely these were things one didn't need to worry about for the present. Gregor was still at home and not in the least think-ing of deserting the family. At the moment, true, he was lying on the carpet and no one who knew the condition he was in could seriously expect him to admit the chief clerk. But for such a small discourtesy, which could plausibly be explained away somehow later on, Gregor could hardly be fired on the spot. And it seemed to Gregor that it would be much more sensible to leave him in peace for the present than to trouble him with tears and entreaties. Still, of course, their uncertainty bewildered them all and excused their behavior.
1.17
"Herr Samsa", rief nun der Prokurist mit erhobener Stimme, "was ist denn los? Sie verbarrikadieren sich da in Ihrem Zimmer, antworten bloß mit ja und nein, machen Ihren Eltern schwere, unnötige Sorgen und versäumen – dies nur nebenbei erwähnt – Ihre geschäftlichen Pflichten in einer eigentlich unerhörten Weise. Ich spreche hier im Namen Ihrer Eltern und Ihres Chefs und bitte Sie ganz ernsthaft um eine augenblickliche, deutliche Erklärung. Ich staune, ich staune. Ich glaubte Sie als einen ruhigen, vernünftigen Menschen zu kennen, und nun scheinen Sie plötzlich anfangen zu wollen, mit sonderbaren Launen zu paradieren. Der Chef deutete mir zwar heute früh eine mögliche Erklärung für Ihre Versäumnis an – sie betraf das Ihnen seit kurzem anvertraute Inkasso –, aber ich legte wahrhaftig fast mein Ehrenwort dafür ein, daß diese Erklärung nicht zutreffen könne. Nun aber sehe ich hier Ihren unbegreiflichen Starrsinn und verliere ganz und gar jede Lust, mich auch nur im geringsten für Sie einzusetzen. Und Ihre Stellung ist durchaus nicht die festeste. Ich hatte ursprünglich die Absicht, Ihnen das alles unter vier Augen zu sagen, aber da Sie mich hier nutzlos meine Zeit versäumen lassen, weiß ich nicht, warum es nicht auch Ihre Herren Eltern erfahren sollen. Ihre Leistungen in der letzten Zeit waren also sehr unbefriedigend; es ist zwar nicht die Jahreszeit, um besondere Geschäfte zu machen, das erkennen wir an; aber eine Jahreszeit, um keine Geschäfte zu machen, gibt es überhaupt nicht, Herr Samsa, darf es nicht geben."
"Mr. Samsa," the chief clerk called now in a louder voice, "what's the matter with you? Here you are, barricading yourself in your room, giving only 'yes' and 'no' for answers, causing your parents a lot of unnecessary trouble and neglecting - I mention this only in passing - neglecting your business duties in an incredible fashion. I am speaking here in the name of your parents and of your employer, and I beg you quite seriously to give me an immediate and precise explanation. You amaze me, you amaze me. I thought you were a quiet, dependable person, and now all at once you seem bent on making a disgraceful exhibition of yourself. The boss did hint to me early this morning a possi-ble explanation for your disappearance - with reference to the cash payments that were entrusted to you recently - but I almost pledged my solemn word of honor that this could not be so. But now that I see how incredibly obstinate you are. I no longer have the slightest desire to take your part at all. And your position in the firm is not exactly unassailable. I came with the intention of telling you all this in private, but since you are wasting my time so needlessly I don't see why your parents shouldn't hear it too. For some time now your work has been most unsatisfactory; this is not the best time of the year for business, of course, we admit that, but a time of the year for doing no business at all, that does not exist, Mr. Samsa, must not exist."
1.18
"Aber Herr Prokurist", rief Gregor außer sich und vergaß in der Aufregung alles andere, "ich mache ja sofort, augenblicklich auf. Ein leichtes Unwohlsein, ein Schwindelanfall, haben mich verhindert aufzustehen. Ich liege noch jetzt im Bett. Jetzt bin ich aber schon wieder ganz frisch. Eben steige ich aus dem Bett. Nur einen kleinen Augenblick Geduld! Es geht noch nicht so gut, wie ich dachte. Es ist mir aber schon wohl. Wie das nur einen Menschen so überfallen kann! Noch gestern abend war mir ganz gut, meine Eltern wissen es ja, oder besser, schon gestern Abend hatte ich eine kleine Vorahnung. Man hätte es mir ansehen müssen. Warum habe ich es nur im Geschäfte nicht gemeldet! Aber man denkt eben immer, daß man die Krankheit ohne Zuhausebleiben überstehen wird. Herr Prokurist! Schonen Sie meine Eltern! Für alle die Vorwürfe, die Sie mir jetzt machen, ist ja kein Grund; man hat mir ja davon auch kein Wort gesagt. Sie haben vielleicht die letzten Aufträge, die ich geschickt habe, nicht gelesen. Übrigens, noch mit dem Achtuhrzug fahre ich auf die Reise, die paar Stunden Ruhe haben mich gekräftigt. Halten Sie sich nur nicht auf, Herr Prokurist; ich bin gleich selbst im Geschäft, und haben Sie die Güte, das zu sagen und mich dem Herrn Chef zu empfehlen!"
But, sir," cried Gregor, beside himself and in his agita-tion forgetting everything else, "I'm just about to open the door this very minute. A slight illness, an attack of dizziness, has kept me from getting up. I'm still lying in bed. But I feel all right again. I'm getting out of bed right now. Just give me a moment or two longer! It's not going as well as I thought. But I'm all right, really. How such a thing can suddenly strike one down! Only last night I was quite well, my parents can tell you, or rather I did have a slight presentiment. I must have showed some sign of it. Why didn't I mention it at the office! But we always think we can get over any illness without having to stay at home. Oh sir, do spare my parents! All that you're reproaching me with now has no foundation; no one has ever said a word to me about it. Perhaps you haven't looked at the last orders I sent in. Anyway, I can still catch the eight o'clock train, I'm much the better for my few extra hours' rest. Don't let me detain you here, sir; I'll be attending to business very soon, and do be good enough to tell the boss so and to give him my best regards!"
1.19
Und während Gregor dies alles hastig ausstieß und kaum wußte, was er sprach, hatte er sich leicht, wohl infolge der im Bett bereits erlangten Übung, dem Kasten genähert und versuchte nun, an ihm sich aufzurichten. Er wollte tatsächlich die Tür aufmachen, tatsächlich sich sehen lassen und mit dem Prokuristen sprechen; er war begierig zu erfahren, was die anderen, die jetzt so nach ihm verlangten, bei seinem Anblick sagen würden. Würden sie erschrecken, dann hatte Gregor keine Verantwortung mehr und konnte ruhig sein. Würden sie aber alles ruhig hinnehmen, dann hatte auch er keinen Grund sich aufzuregen, und konnte, wenn er sich beeilte, um acht Uhr tatsächlich auf dem Bahnhof sein. Zuerst glitt er nun einigemale von dem glatten Kasten ab, aber endlich gab er sich einen letzten Schwung und stand aufrecht da; auf die Schmerzen im Unterleib achtete er gar nicht mehr, so sehr sie auch brannten. Nun ließ er sich gegen die Rückenlehne eines nahen Stuhles fallen, an deren Rändern er sich mit seinen Beinchen festhielt. Damit hatte er aber auch die Herrschaft über sich erlangt und verstummte, denn nun konnte er den Prokuristen anhören.
And while all this was tumbling out in a rush and Gregor hardly knew what he was saying, he had reached the chest of drawers quite easily, perhaps because of the practice he had had in bed, and was now trying to get himself upright by means of it. He actually meant to open the door, actually meant to show himself and speak to the chief clerk; he was eager to find out what the others, after all their insistence, would say at the sight of him. If they were horrified then the responsibility was no longer his and he could relax. But if they took it in stride, then he had no reason either to be upset, and could actually get to the station for the eight o'clock train if he hurried. At first he slipped down a few times from the polished surface of the chest, but finally with one last heave he stood upright; he paid no more attention to the pains in the lower part of his body, no matter how much they smarted. Then he let himself fall against the back of a nearby chair, and clung to its frame with his little legs. With that he regained control over himself and he stopped speaking, for now he could hear that the chief clerk was saying something.
1.20
"Haben Sie auch nur ein Wort verstanden?" fragte der Prokurist die Eltern, "er macht sich doch wohl nicht einen Narren aus uns?" "Um Gottes willen", rief die Mutter schon unter Weinen, "er ist vielleicht schwer krank, und wir quälen ihn. Grete! Grete! " schrie sie dann. "Mutter?" rief die Schwester von der anderen Seite. Sie verständigten sich durch Gregors Zimmer. "Du mußt augenblicklich zum Arzt. Gregor ist krank. Rasch um den Arzt. Hast du Gregor jetzt reden hören?" "Das war eine Tierstimme", sagte der Prokurist, auffallend leise gegenüber dem Schreien der Mutter. "Anna! Anna! " rief der Vater durch das Vorzimmer in die Küche und klatschte in die Hände, "sofort einen Schlosser holen!" Und schon,liefen die zwei Mädchen mit rauschenden Röcken durch das Vorzimmer – wie hatte sich die Schwester denn so schnell angezogen? und rissen die Wohnungstüre auf. Man hörte gar nicht die Türe zuschlagen; sie hatten sie wohl offen gelassen, wie es in Wohnungen zu sein pflegt, in denen ein großes Unglück geschehen ist.
"Did you understand one single word of that?" the chief clerk was asking; "surely he can't be trying to make fools of us?" "Oh, dear God," cried his mother, in tears, "perhaps he's terribly ill and we're tormenting him. Grete! Grete!" she called out then. "Yes, Mother?" called his sister from the other side. They were calling to each other through Gregor's room. "You must go this minute for the doctor. Gregor is ill. Go for the doctor, quick. Did you hear how he was speaking?" "That was the voice of an animal," said the chief clerk in a voice conspicuously soft compared to the shrillness of the mother's. "Anna! Anna!" his father was calling through the hall to the kitchen, clapping his hands, "get a locksmith at once!" And the two girls were already running through the hall with a swish of skirts - how could his sister have gotten dressed so quickly? - and were tearing the front door open. There was no sound of its closing again; they had evidently left it open, as one does in homes where some great misfortune has happened.
1.21
Gregor war aber viel ruhiger geworden. Man verstand zwar also seine Worte nicht mehr, trotzdem sie ihm genug klar, klarer als früher, vorgekommen waren, vielleicht infolge der Gewöhnung des Ohres. Aber immerhin glaubte man nun schon daran, daß es mit ihm nicht ganz in Ordnung war, und war bereit, ihm zu helfen. Die Zuversicht und Sicherheit, mit welchen die ersten Anordnungen getroffen worden waren, taten ihm wohl. Er fühlte sich wieder einbezogen in den menschlichen Kreis und erhoffte von beiden, vom Arzt und vom Schlosser, ohne sie eigentlich genau zu scheiden, großartige und überraschende Leistungen. Um für die sich nähernden entscheidenden Besprechungen eine möglichst klare Stimme zu bekommen, hustete er ein wenig ab, allerdings bemüht, dies ganz gedämpft zu tun, da möglicherweise auch schon dieses Geräusch anders als menschlicher Husten klang, was er selbst zu entscheiden sich nicht mehr getraute. Im Nebenzimmer war es inzwischen ganz still geworden. Vielleicht saßen die Eltern mit dem Prokuristen beim Tisch und tuschelten, vielleicht lehnten alle an der Türe und horchten.
But Gregor was now much calmer. The words he ut-tered could no longer be understood apparently, although they seemed clear enough to him, even clearer than before, perhaps because his ear had grown accustomed to the sound of them. Yet at any rate people now believed that something was wrong with him, and were ready to help. The positive certainty with which these first measures had been taken comforted him. He felt himself drawn once more into the human circle and hoped for great and remarkable results from both the doctor and the locksmith, without really distinguishing precisely between them. To make his voice as clear as possible for the crucial consultations that were soon to take place he cleared his throat a little, as quietly as he could, of course, since this noise too might not sound human for all he was able to judge. In the next room meanwhile there was complete silence. Perhaps his parents were sitting at the table with the chief clerk, whispering, perhaps they were all leaning against the door and listening.
1.22
Gregor schob sich langsam mit dem Sessel zur Tür hin, ließ ihn dort los, warf sich gegen die Tür, hielt sich an ihr aufrecht – die Ballen seiner Beinchen hatten ein wenig Klebstoff – und ruhte sich dort einen Augenblick lang von der Anstrengung aus. Dann aber machte er sich daran, mit dem Mund den Schlüssel im Schloß umzudrehen. Es schien leider, daß er keine eigentlichen Zähne hatte, – womit sollte er gleich den Schlüssel fassen? – aber dafür waren die Kiefer freilich sehr stark; mit ihrer Hilfe brachte er auch wirklich den Schlüssel in Bewegung und achtete nicht darauf, daß er sich zweifellos irgendeinen Schaden zufügte, denn eine braune Flüssigkeit kam ihm aus dem Mund, floß über den Schlüssel und tropfte auf den Boden. "Hören Sie nur", sagte der Prokurist im Nebenzimmer, "er dreht den Schlüssel um. " Das war für Gregor eine große Aufmunterung; aber alle hätten ihm zurufen sollen, auch der Vater und die Mutter: "Frisch, Gregor", hätten sie rufen sollen, "immer nur heran, fest an das Schloß heran! " Und in der Vorstellung, daß alle seine Bemühungen mit Spannung verfolgten, verbiß er sich mit allem, was er an Kraft aufbringen konnte, besinnungslos in den Schlüssel. Je nach dem Fortschreiten der Drehung des Schlüssels umtanzte er das Schloß; hielt sich jetzt nur noch mit dem Munde aufrecht, und je nach Bedarf hing er sich an den Schlüssel oder drückte ihn dann wieder nieder mit der ganzen Last seines Körpers. Der hellere Klang des endlich zurückschnappenden Schlosses erweckte Gregor förmlich. Aufatmend sagte er sich: "Ich habe also den Schlosser nicht gebraucht", und legte den Kopf auf die Klinke, um die Türe gänzlich zu öffnen.
Slowly Gregor pushed the chair toward the door, then let go of it, caught hold of the door for support - the pads at the ends of his little legs were somewhat sticky - and rested against it for a moment after his efforts. Then he set himself to turning the key in the lock with his mouth. It seemed, unfortunately, that he didn't really have any teeth - what was he supposed to grip the key with? - but on the other hand his jaws were certainly very strong; with their help he did manage to get the key turning, heedless of the fact that he was undoubtedly damaging himself, since a brown fluid issued from his mouth, flowed over the key, and dripped onto the floor. "Just listen to that," said the chief clerk in the next room, "he's turning the key." That was a great encouragement to Gregor; but they should all have shouted encouragement to him, his father and mother too: "Come on, Gregor," they should have called out, "keep going, get a good grip on that key!" And in the belief that they were all following his efforts intently, he bit down frantically on the key with all the force at his command. As the turning of the key progressed he circled around the lock, holding on now only with his mouth, pushing on the key, as required, or pulling it down again with all the weight of his body. The louder click of the finally yielding lock literally quickened Gregor. With a deep breath of relief he said to himself: "So I didn't need the locksmith," and laid his head on the handle to open the door wide.
1.23
Da er die Türe auf diese Weise öffnen mußte, war sie eigentlich schon recht weit geöffnet, und er selbst noch nicht zu sehen. Er mußte sich erst langsam um den einen Türflügel herumdrehen, und zwar sehr vorsichtig, wenn er nicht gerade vor dem Eintritt ins Zimmer plump auf den Rücken fallen wollte. Er war noch mit jener schwierigen Bewegung beschäftigt und hatte nicht Zeit, auf anderes zu achten, da hörte er schon den Prokuristen ein lautes "Oh!" ausstoßen – es klang, wie wenn der Wind saust – und nun sah er ihn auch, wie er, der der Nächste an der Türe war, die Hand gegen den offenen Mund drückte und langsam zurückwich, als vertreibe ihn eine unsichtbare, gleichmäßig fortwirkende Kraft. Die Mutter – sie stand hier trotz der Anwesenheit des Prokuristen mit von der Nacht her noch aufgelösten, hoch sich sträubenden Haaren – sah zuerst mit gefalteten Händen den Vater an, ging dann zwei Schritte zu Gregor hin und fiel inmitten ihrer rings um sie herum sich ausbreitenden Röcke nieder, das Gesicht ganz unauffindbar zu ihrer Brust gesenkt. Der Vater ballte mit feindseligem Ausdruck die Faust, als wolle er Gregor in sein Zimmer zurückstoßen, sah sich dann unsicher im Wohnzimmer um, beschattete dann mit den Händen die Augen und weinte, daß sich seine mächtige Brust schüttelte.
Since he had to pull the door toward him, he was still invisible even when it was really wide open. He had to edge himself slowly around the near half of the double door, and to do it very carefully if he was not to fall flat on his back before he even got inside. He was still carrying out this difficult maneuver, with no time to observe anything else, when he heard the chief clerk utter a loud "Oh!" - it sounded like a gust of wind - and now he could see the man, standing as he was nearest to the door, clapping one hand over his open mouth and slowly backing away as if he were being repelled by some unseen but inexorable force. His mother - in spite of the chief clerk's presence her hair was still undone and sticking out in all directions - first clasped her hands and looked at his father, then took two steps toward Gregor and fell on the floor among her outspread skirts, her face completely hidden on her breast. His father clenched one fist with a fierce expression on his face as if he meant to knock Gregor back into his room, then looked uncertainly around the living room, covered his eyes with his hands, and wept until his great chest heaved.
1.24
Gregor trat nun gar nicht in das Zimmer, sondern lehnte sich von innen an den festgeriegelten Türflügel, so daß sein Leib nur zur Hälfte und darüber der seitlich geneigte Kopf zu sehen war, mit dem er zu den anderen hinüberlugte. Es war inzwischen viel heller geworden; klar stand auf der anderen Straßenseite ein Ausschnitt des gegenüberliegenden, endlosen, grauschwarzen Hauses – es war ein Krankenhaus – mit seinen hart die Front durchbrechenden regelmäßigen Fenstern; der Regen fiel noch nieder, aber nur mit großen, einzeln sichtbaren und förmlich auch einzelnweise auf die Erde hinuntergeworfenen Tropfen. Das Frühstücksgeschirr stand in überreicher Zahl auf dem Tisch, denn für den Vater war das Frühstück die wichtigste Mahlzeit des Tages, die er bei der Lektüre verschiedener Zeitungen stundenlang hinzog. Gerade an der gegenüber liegenden Wand hing eine Photographie Gregors aus seiner Militärzeit, die ihn als Leutnant darstellte, wie er, die Hand am Degen, sorglos lächelnd, Respekt für seine Haltung und Uniform verlangte. Die Tür zum Vorzimmer war geöffnet, und man sah, da auch die Wohnungstür offen war, auf den Vorplatz der Wohnung hinaus und auf den Beginn der abwärts führenden Treppe.
Gregor did not go now into the living room, but leaned against the inside of the firmly shut wing of the door, so that only half his body was visible and his head above it tilted sideways to look at the others. It had meanwhile become much brighter outside; on the other side of the street one could see clearly a section of the endlessly long, dark gray building opposite - it was a hospital - its facade relentlessly punctuated by evenly spaced windows; the rain was still falling, but only in large, singly discernible drops, each one of which, it seemed, was literally being hurled to the ground below. The breakfast dishes were set out on the table in great number, for breakfast was the most important meal of the day for Gregor's father, who stretched it out for hours over various newspapers. Right opposite Gregor on the wall hung a photograph of himself in military service, as a lieutenant, hand on sword, a carefree smile on his face, inviting respect for his uniform and military bearing. The door lead-ing to the hall was open, and one could see that the front door stood open too, showing the landing beyond and the beginning of the stairs going down.
1.25
"Nun", sagte Gregor und war sich dessen wohl bewußt, daß er der einzige war, der die Ruhe bewahrt hatte, "ich werde mich gleich anziehen, die Kollektion zusammenpacken und wegfahren. Wollt Ihr, wollt Ihr mich wegfahren lassen? Nun, Herr Prokurist, Sie sehen, ich bin nicht starrköpfig und ich arbeite gern; das Reisen ist beschwerlich, aber ich könnte ohne das Reisen nicht leben. Wohin gehen Sie denn, Herr Prokurist Ins Geschäft? Ja? Werden Sie alles wahrheitsgetreu berichten? Man kann im Augenblick unfähig sein zu arbeiten, aber dann ist gerade der richtige Zeitpunkt, sich an die früheren Leistungen zu erinnern und zu bedenken, daß man später, nach Beseitigung des Hindernisses, gewiß desto fleißiger und gesammelter arbeiten wird. Ich bin ja dem Herrn Chef so sehr verpflichtet, das wissen Sie doch recht gut. Andererseits habe ich die Sorge um meine Eltern und die Schwester. Ich bin in der Klemme, ich werde mich aber auch wieder herausarbeiten. Machen Sie es mir aber nicht schwieriger, als es schon ist. Halten Sie im Geschäft meine Partei! Man liebt den Reisenden nicht, ich weiß. Man denkt, er verdient ein Heidengeld und führt dabei ein schönes Leben. Man hat eben keine besondere Veranlassung, dieses Vorurteil besser zu durchdenken. Sie aber, Herr Prokurist, Sie haben einen besseren Überblick über die Verhältnisse, als das sonstige Personal, ja sogar, ganz im Vertrauen gesagt, einen besseren Überblick, als der Herr Chef selbst, der in seiner Eigenschaft als Unternehmer sich in seinem Urteil leicht zu Ungunsten eines Angestellten beirren läßt. Sie wissen auch sehr wohl, daß der Reisende, der fast das ganze Jahr außerhalb des Geschäftes ist, so leicht ein Opfer von Klatschereien, Zufälligkeiten und grundlosen Beschwerden werden kann, gegen die sich zu wehren ihm ganz unmöglich ist, da er von ihnen meistens gar nichts erfährt und nur dann, wenn er erschöpft eine Reise beendet hat, zu Hause die schlimmen, auf ihre Ursachen hin nicht mehr zu durchschauenden Folgen am eigenen Leibe zu spüren bekommt. Herr Prokurist, gehen Sie nicht weg, ohne mir ein Wort gesagt zu haben, das mir zeigt, daß Sie mir wenigstens zu einem kleinen Teil recht geben!"
"Well," said Gregor, knowing perfectly that he was the only one who had retained any composure, "I'll get dressed right away, pack up my samples, and start off. Will you, will you be willing to let me go? You see, sir, I'm not stubborn, and I like my work; traveling is a hard life, but I couldn't live without it. Where are you going now, sir? To the office? Yes? Will you give an honest account of all this? One can be temporarily incapacitated, but that's just the moment for remembering former services and for bearing in mind that later on, when the problem has been resolved, one will certainly work all the harder and with all the more concentration. I'm so indebted to the head of the firm, you know that very well. On the other hand, I have my parents and my sister to worry about. I'm in great difficulties, but I'll get out of them again. Don't make things any worse for me than they already are. Stand up for me in the firm. Salesmen are not popular there, I know. People think they earn piles of money and just have a good time. A prejudice there's no particular reason to correct. But you, sir, have a better view of the situation than the rest of the staff, yes, let me tell you in confidence, a better view than the boss himself, who, being the owner, lets his judgment be easily swayed against one of his employees. And you know very well that a traveling salesman, who is almost never seen in the office all year long, can so easily fall victim to gossip and bad luck and unfair accusations he can't defend himself against because he generally knows nothing about them and only finds out when he comes back exhausted from one of his trips and then has to suffer the terrible consequences in some mysterious personal way. Sir, sir, don't go away without a word to me to show that you think me in the right at least to some extent!"
1.26
Aber der Prokurist hatte sich schon bei den ersten Worten Gregors abgewendet, und nur über die zuckende Schulter hinweg sah er mit aufgeworfenen Lippen nach Gregor zurück. Und während Gregors Rede stand er keinen Augenblick still, sondern verzog sich, ohne Gregor aus den Augen zu lassen, gegen die Tür, aber ganz allmählich, als bestehe ein geheimes Verbot, das Zimmer zu verlassen. Schon war er im Vorzimmer, und nach der plötzlichen Bewegung, mit der er zum letztenmal den Fuß aus dem Wohnzimmer zog, hätte man glauben können, er habe sich soeben die Sohle verbrannt. Im Vorzimmer aber streckte er die rechte Hand weit von sich zur Treppe hin, als warte dort auf ihn eine geradezu überirdische Erlösung.
But at Gregor's very first words the chief clerk had already backed away and only stared at him with parted lips over one twitching shoulder. And while Gregor was speak-ing he did not stand still one moment but inched toward the door, yet without taking his eyes off Gregor, as if obeying some mysterious order not to leave the room. He was already in the hall, and to judge from the suddenness with which he took his last step out of the living room one could easily have thought he had burned the sole of his foot. Once in the hall he stretched his right arm before him toward the staircase as if some supernatural power were waiting there to deliver him.
1.27
Gregor sah ein, daß er den Prokuristen in dieser Stimmung auf keinen Fall weggehen lassen dürfe, wenn dadurch seine Stellung im Geschäft nicht aufs äußerste gefährdet werden sollte. Die Eltern verstanden das alles nicht so gut; sie hatten sich in den langen Jahren die Überzeugung gebildet, daß Gregor in diesem Geschäft für sein Leben versorgt war, und hatten außerdem jetzt mit den augenblicklichen Sorgen so viel zu tun, daß ihnen jede Voraussicht abhanden gekommen war. Aber Gregor hatte diese Voraussicht. Der Prokurist mußte gehalten, beruhigt, überzeugt und schließlich gewonnen werden; die Zukunft Gregors und seiner Familie hing doch davon ab! Wäre doch die Schwester hier gewesen! Sie war klug; sie hatte schon geweint, als Gregor noch ruhig auf dem Rücken lag. Und gewiß hätte der Prokurist, dieser Damenfreund, sich von ihr lenken lassen; sie hätte die Wohnungstür zugemacht und ihm im Vorzimmer den Schrecken ausgeredet. Aber die Schwester war eben nicht da, Gregor selbst mußte handeln. Und ohne daran zu denken, daß er seine gegenwärtigen Fähigkeiten, sich zu bewegen, noch gar nicht kannte, ohne auch daran zu denken, daß seine Rede möglicher- ja wahrscheinlicherweise wieder nicht verstanden worden war, verließ er den Türflügel; schob sich durch die Öffnung; wollte zum Prokuristen hingehen, der sich schon am Geländer des Vorplatzes lächerlicherweise mit beiden Händen festhielt; fiel aber sofort, nach einem Halt suchend, mit einem kleinen Schrei auf seine vielen Beinchen nieder. Kaum war das geschehen, fühlte er zum erstenmal an diesem Morgen ein körperliches Wohlbehagen; die Beinchen hatten festen Boden unter sich; sie gehorchten vollkommen, wie er zu seiner Freude merkte; strebten sogar darnach, ihn fortzutragen, wohin er wollte; und schon glaubte er, die endgültige Besserung alles Leidens stehe unmittelbar bevor. Aber im gleichen Augenblick, als er da schaukelnd vor verhaltener Bewegung, gar nicht weit von seiner Mutter entfernt, ihr gerade gegenüber auf dem Boden lag, sprang diese, die doch so ganz in sich versunken schien, mit einemmale in die Höhe, die Arme weit ausgestreckt, die Finger gespreizt, rief: "Hilfe, um Gottes willen Hilfe! ", hielt den Kopf geneigt, als wolle sie Gregor besser sehen, lief aber, im Widerspruch dazu, sinnlos zurück; hatte vergessen, daß hinter ihr der gedeckte Tisch stand; setzte sich, als sie bei ihm angekommen war, wie in Zerstreutheit, eilig auf ihn; und schien gar nicht zu merken, daß neben ihr aus der umgeworfenen großen Kanne der Kaffee in vollem Strome auf den Teppich sich ergoß.
Gregor realized that the chief clerk must on no account be allowed to go away in this frame of mind if his position in the firm were not to be endangered to the utmost. His parents did not understand this so well; they had convinced themselves in the course of years that Gregor was settled for life in this firm, and, besides, they were so preoccupied with their immediate troubles that all foresight had forsaken them. But Gregor had this foresight. The chief clerk must be detained, soothed, persuaded, and finally won over; the whole future of Gregor and his family depended on it! If only his sister were here! She was intelligent; she had begun to cry even while Gregor was still lying quietly on his back. And no doubt the chief clerk, so partial to ladies, would have been guided by her; she would have shut the door to the apartment and in the hall talked him out of his horror. But she was not there, and Gregor would have to handle the situation himself. And without remembering that he was still unaware what powers of movement he possessed, without even remembering that his words in all possibility, indeed in all likelihood, would again be unintelligible, he let go the wing of the door, pushed himself through the opening, and started to walk toward the chief clerk, who was already clinging ridiculously with both hands to the railing on the landing; but immediately, as he was feeling for a support, he fell down with a little cry upon all his numerous legs. Hardly was he down when he experienced for the first time this morning a sense of physical well-being; his legs had firm ground under them; they were completely obedient, as he noted with joy; they even strove to carry him along in whatever direction he chose; and he was inclined to believe that a final relief from all his sufferings was at hand. But at the same moment as he found himself on the floor, not far from his mother, indeed just in front of her, rocking with pent-up eagerness to move, she, who had seemed so com-pletely crushed, sprang all at once to her feet, her arms and fingers spread wide, cried: "Help, for God's sake, help!" bent her head down as if to see Gregor better, yet on the contrary kept backing senselessly away; had quite forgotten that the breakfast table stood behind her; sat down upon it abruptly and with a confused look on her face when she bumped into it; and seemed altogether unaware that the big coffeepot beside her had been tipped over and that coffee was gushing all over the carpet.
1.28
"Mutter, Mutter", sagte Gregor leise, und sah zu ihr hinauf. Der Prokurist war ihm für einen Augenblick ganz aus dem Sinn gekommen; dagegen konnte er sich nicht versagen, im Anblick des fließenden Kaffees mehrmals mit den Kiefern ins Leere zu schnappen. Darüber schrie die Mutter neuerdings auf, flüchtete vom Tisch und fiel dem ihr entgegeneilenden Vater in die Arme. Aber Gregor hatte jetzt keine Zeit für seine Eltern; der Prokurist war schon auf der Treppe; das Kinn auf dem Geländer, sah er noch zum letzten Male zurück. Gregor nahm einen Anlauf, um ihn möglichst sicher einzuholen; der Prokurist mußte etwas ahnen, denn er machte einen Sprung über mehrere Stufen und verschwand; "Huh! " aber schrie er noch, es klang durchs ganze Treppenhaus. Leider schien nun auch diese Flucht des Prokuristen den Vater, der bisher verhältnismäßig gefaßt gewesen war, völlig zu verwirren, denn statt selbst dem Prokuristen nachzulaufen oder wenigstens Gregor in der Verfolgung nicht zu hindern, packte er mit der Rechten den Stock des Prokuristen, den dieser mit Hut und Überzieher auf einem Sessel zurückgelassen hatte, holte mit der Linken eine große Zeitung vom Tisch und machte sich unter Füßestampfen daran, Gregor durch Schwenken des Stockes und der Zeitung in sein Zimmer zurückzutreiben. Kein Bitten Gregors half, kein Bitten wurde auch verstanden, er mochte den Kopf noch so demütig drehen, der Vater stampfte nur stärker mit den Füßen. Drüben hatte die Mutter trotz des kühlen Wetters ein Fenster aufgerissen, und hinausgelehnt drückte sie ihr Gesicht weit außerhalb des Fensters in ihre Hände. Zwischen Gasse und Treppenhaus entstand eine starke Zugluft, die Fenstervorhänge flogen auf, die Zeitungen auf dem Tische rauschten, einzelne Blätter wehten über den Boden hin. Unerbittlich drängte der Vater und stieß Zischlaute aus, wie ein Wilder. Nun hatte aber Gregor noch gar keine Übung im Rückwärtsgehen, es ging wirklich sehr langsam. Wenn sich Gregor nur hätte umdrehen dürfen, er wäre gleich in seinem Zimmer gewesen, aber er fürchtete sich, den Vater durch die zeitraubende Umdrehung ungeduldig zu machen, und jeden Augenblick drohte ihm doch von dem Stock in des Vaters Hand der tödliche Schlag auf den Rücken oder auf den Kopf. Endlich aber blieb Gregor doch nichts anderes übrig, denn er merkte mit Entsetzen, daß er im Rückwärtsgehen nicht einmal die Richtung einzuhalten verstand; und so begann er, unter unaufhörlichen ängstlichen Seitenblicken nach dem Vater, sich nach Möglichkeit rasch, in Wirklichkeit aber doch nur sehr langsam umzudrehen. Vielleicht merkte der Vater seinen guten Willen, denn er störte ihn hierbei nicht, sondern dirigierte sogar hie und da die Drehbewegung von der Ferne mit der Spitze seines Stockes. Wenn nur nicht dieses unerträgliche Zischen des Vaters gewesen wäre! Gregor verlor darüber ganz den Kopf. Er war schon fast ganz umgedreht, als er sich, immer auf dieses Zischen horchend, sogar irrte und sich wieder ein Stück zurückdrehte. Als er aber endlich glücklich mit dem Kopf vor der Türöffnung war, zeigte es sich, daß sein Körper zu breit war, um ohne weiteres durchzukommen. Dem Vater fiel es natürlich in seiner gegenwärtigen Verfassung auch nicht entfernt ein, etwa den anderen Türflügel zu öffnen, um für Gregor einen genügenden Durchgang zu schaffen. Seine fixe Idee war bloß, daß Gregor so rasch als möglich in sein Zimmer müsse. Niemals hätte er auch die umständlichen Vorbereitungen gestattet, die Gregor brauchte, um sich aufzurichten und vielleicht auf diese Weise durch die Tür zu kommen. Vielmehr trieb er, als gäbe es kein Hindernis, Gregor jetzt unter besonderem Lärm vorwärts; es klang schon hinter Gregor gar nicht mehr wie die Stimme bloß eines einzigen Vaters; nun gab es wirklich keinen Spaß mehr, und Gregor drängte sich – geschehe was wolle – in die Tür. Die eine Seite seines Körpers hob sich, er lag schief in der Türöffnung, seine eine Flanke war ganz wundgerieben, an der weißen Tür blieben häßliche Flecken, bald steckte er fest und hätte sich allein nicht mehr rühren können, die Beinchen auf der einen Seite hingen zitternd oben in der Luft, die auf der anderen waren schmerzhaft zu Boden gedrückt – da gab ihm der Vater von hinten einen jetzt wahrhaftig erlösenden starken Stoß, und er flog, heftig blutend, weit in sein Zimmer hinein. Die Tür wurde noch mit dem Stock zugeschlagen, dann war es endlich still.
"Mother, Mother," said Gregor in a low voice, and looked up at her. The chief clerk had for the moment quite slipped from his mind; instead, he could not resist snapping his jaws together a couple of times at the sight of the streaming coffee. That made his mother scream again; she fled from the table and fell into the arms of his father, who rushed to catch her. But Gregor had no time now to spare for his parents; the chief clerk was already on the stairs; with his chin on thc banister he was taking one last backward look. Gregor made a dash forward, to be as sure as possible of overtaking him; the chief clerk must have suspected what he was up to, for he leaped down several steps at once and vanished. "Aieee!" he yelled; it was the last sound heard from him, and it echoed through the whole stairwell.   Unfortunately, the flight of the chief clerk seemed completely to unhinge Gregor's father, who had remained relatively calm until now, for instead of running after the man himself, or at least not hindering Gregor in his pursuit, he seized in his right hand the walking stick that the chief clerk had left behind on a chair, together with his hat and overcoat, snatched in his left hand a large newspaper from the table, and began stamping his feet and flourishing the cane and the newspaper to drive Gregor back into his room. No entreaty of Gregor's was of any use, indeed no entreaty was even understood; no matter how humbly he inclined his head his father only stamped on the floor the more forcefully. Over there his mother had thrown open a window, despite the cold weather, and was leaning far out of it with her face in her hands. A powerful draft set in from the street to the staircase, the window curtains blew in, the newspa-pers on the table fluttered, stray pages sailed across the floor. Pitilessly Gregor's father drove him back, making hissing sounds like a savage. But Gregor had had no practice yet in walking backward, it really was a slow business. If only he had a chance to turn around he could get back to his room at once, but he was afraid of exasperating his father with such a time-consuming maneuver and at any moment the stick in his father's hand might strike him a fatal blow on the back or the head. In the end, however nothing else was left for him to do since to his horror he realized that in moving backward he could not even control the direction he took; and so, keeping an anxious eye on his father all the time over his shoulder, he began to turn around as quickly as he could, which was in reality very slowly. Perhaps his father noticed his good intentions, for he did not interfere; instead, every now and then he even directed the maneuver like a conduc-tor from a distance with the point of the stick. If only he would stop making that unbearable hissing noise! It drove Gregor out of his mind. By the time he managed to turn almost completely around, the hissing noise so distracted him that he even turned a little too far. But when he finally succeeded in getting his head right up in front of the doorway, it was clear that his body was too broad to fit easily through the opening. His father, of course, in his present mood was far from thinking of such a thing as opening the other half of the door, to let Gregor have enough space. The only thought in his head was that Gregor should get back into his room as quickly as possible. He would never have allowed Gregor to make the complicated preparations needed for standing upright again and perhaps slipping through the door that way. On the contrary, the father was now making more noise than ever in an effort to drive Gregor forward, as if there were no obstacle in the way at all; to Gregor, though, the noise at his rear no longer sounded like the voice of one single father; this was really no joke, and Gregor thrust himself - come what might -  into the doorway. One side of his body rose up, he was tilted at an angle in the doorway, his flank was scraped raw; horrid blotches stained the white door, soon he was stuck fast and, left to himself, could not have moved at all; his little legs on one side fluttered trembling in the air, those on the other were crushed painfully to the floor - when from behind his father gave him a strong push which was literally a deliver-ance and he flew far into the room, bleeding violently. The door was slammed behind him with the stick, and then at last there was silence.
1.29
  2
Erst in der Abenddämmerung erwachte Gregor aus seinem schweren ohnmachtsähnlichen Schlaf. Er wäre gewiß nicht viel später auch ohne Störung erwacht, denn er fühlte sich genügend ausgeruht und ausgeschlafen, doch schien es ihm, als hätte ihn ein flüchtiger Schritt und ein vorsichtiges Schließen der zum Vorzimmer führenden Tür geweckt. Der Schein der elektrischen Straßenlampen lag bleich hier und da auf der Zimmerdecke und auf den höheren Teilen der Möbel, aber unten bei Gregor war es finster. Langsam schob er sich, noch ungeschickt mit seinen Fühlern tastend, die er erst jetzt schätzen lernte, zur Türe hin, um nachzusehen, was dort geschehen war. Seine linke Seite schien eine einzige lange, unangenehm spannende Narbe und er mußte auf seinen zwei Beinreihen regelrecht hinken. Ein Beinchen war übrigens im Laufe der vormittägigen Vorfälle schwer verletzt worden – es war fast ein Wunder, daß nur eines verletzt worden war – und schleppte leblos nach.
Not until it was twilight did Gregor awake out of a deep sleep, more like a swoon than a sleep. He would certainly have awoken of his own accord not much later, for he felt himself sufficiently well rested, but it seemed to him as if a fleeting step and a cautious shutting of the door leading into the hall had aroused him. The electric lights in the street cast a pale sheen here and there on the ceiling and the upper surfaces of the furniture, but down below, where he lay, it was dark. Slowly, awkwardly trying out his feelers, which he now first learned to appreciate, he pushed his way to the door to see what had been happening there. His left side felt like one single long, unpleasantly tense scar, and he had actually to limp on his two rows of legs. One little leg, moreover, had been severely damaged in the course of that morning's events - it was almost a miracle that only one had been damaged - and trailed uselessly behind him.
2.1
Erst bei der Tür merkte er, was ihn dorthin eigentlich gelockt hatte; es war der Geruch von etwas Eßbarem gewesen. Denn dort stand ein Napf mit süßer Milch gefüllt, in der kleine Schnitten von Weißbrot schwammen. Fast hätte er vor Freude gelacht, denn er hatte noch größeren Hunger, als am Morgen, und gleich tauchte er seinen Kopf fast bis über die Augen in die Milch hinein. Aber bald zog er ihn enttäuscht wieder zurück; nicht nur, daß ihm das Essen wegen seiner heiklen linken Seite Schwierigkeiten machte – und er konnte nur essen, wenn der ganze Körper schnaufend mitarbeitete –, so schmeckte ihm überdies die Milch, die sonst sein Lieblingsgetränk war, und die ihm gewiß die Schwester deshalb hereingestellt hatte, gar nicht, ja er wandte sich fast mit Widerwillen von dem Napf ab und kroch in die Zimmermitte zurück.
He had reached the door before he discovered what had really drawn him to it: the smell of food. For there stood a bowl filled with fresh milk in which floated little slices of white bread. He could almost have laughed with joy, since he was now far hungrier than in the morning, and he dipped his head almost up to his eyes in the milk. But soon in disappointment he withdrew it again; not only did he find it difficult to eat because of his tender left side - and he could only eat with the cooperation of his whole snorting body - he did not like the milk either, although milk had been his favorite drink and that was certainly why his sister had set it there for him; indeed it was almost with repulsion that he turned away from the bowl and crawled back to the middle of the room.
2.2
Im Wohnzimmer war, wie Gregor durch die Türspalte sah, das Gas angezündet, aber während sonst zu dieser Tageszeit der Vater seine nachmittags erscheinende Zeitung der Mutter und manchmal auch der Schwester mit erhobener Stimme vorzulesen pflegte, hörte man jetzt keinen Laut. Nun vielleicht war dieses Vorlesen, von dem ihm die Schwester immer erzählte und schrieb, in der letzten Zeit überhaupt aus der Übung gekommen. Aber auch ringsherum war es so still, trotzdem doch gewiß die Wohnung nicht leer war. "Was für ein stilles Leben die Familie doch führte", sagte sich Gregor und fühlte, während er starr vor sich ins Dunkle sah, einen großen Stolz darüber, daß er seinen Eltern und seiner Schwester ein solches Leben in einer so schönen Wohnung hatte verschaffen können. Wie aber, wenn jetzt alle Ruhe, aller Wohlstand, alle Zufriedenheit ein Ende mit Schrecken nehmen sollte? Um sich nicht in solche Gedanken zu verlieren, setzte sich Gregor lieber in Bewegung und kroch im Zimmer auf und ab.
He could see through the crack of the door that the gas was turned on in the living room, but while usually at this time his father made a habit of reading the afternoon newspaper in a loud voice to his mother and occasionally to his sister as well, not a sound was now to be heard. Well, perhaps his father had recently given up this habit of reading aloud, which his sister had mentioned so often in conversation and in her letters. But there was the same silence all around, although the apartment was certainly not empty of occupants. "What a quiet life our family leads," said Gregor to himself, and as he sat there motionless staring into the darkness he felt great pride in the fact that he had been able to provide such a life for his parents and sister in such a fine apartment. But what if all the quiet, the comfort, the contentment were now to end in horror? To keep himself from being lost in such thoughts Gregor took refuge in movement and crawled back and forth in the room.
2.3
Einmal während des langen Abends wurde die eine Seitentüre und einmal die andere bis zu einer kleinen Spalte geöffnet und rasch wieder geschlossen; jemand hatte wohl das Bedürfnis hereinzukommen, aber auch wieder zuviele Bedenken. Gregor machte nun unmittelbar bei der Wohnzimmertür halt, entschlossen, den zögernden Besucher doch irgendwie hereinzubringen oder doch wenigstens zu erfahren, wer es sei; aber nun wurde die Tür nicht mehr geöffnet und Gregor wartete vergebens. Früh, als die Türen versperrt waren, hatten alle zu ihm hereinkommen wollen, jetzt, da er die eine Tür geöffnet hatte und die anderen offenbar während des Tages geöffnet worden waren, kam keiner mehr, und die Schlüssel steckten nun auch von außen.
Once during the long evening one of the side doors was opened a little and quickly shut again, later the other side door too; someone had apparently wanted to come in and then thought better of it. Gregor now stationed himself immediately before the living room door, determined to persuade any hesitating visitor to come in or at least to discover who it might be; but the door was not opened again and he waited in vain. In the early morning, when the doors were locked, they had all wanted to come in, now that he had opened one door and the others had apparently been opened during the day, no one came in and even the keys were on the other side of the doors.
2.4
Spät erst in der Nacht wurde das Licht im Wohnzimmer ausgelöscht, und nun war leicht festzustellen, daß die Eltern und die Schwester so lange wachgeblieben waren, denn wie man genau hören konnte, entfernten sich jetzt alle drei auf den Fußspitzen. Nun kam gewiß bis zum Morgen niemand mehr zu Gregor herein; er hatte also eine lange Zeit, um ungestört zu überlegen, wie er sein Leben jetzt neu ordnen sollte. Aber das hohe freie Zimmer, in dem er gezwungen war, flach auf dem Boden zu liegen, ängstigte ihn, ohne daß er die Ursache herausfinden konnte, denn es war ja sein seit fünf Jahren von ihm bewohntes Zimmer – und mit einer halb unbewußten Wendung und nicht ohne eine leichte Scham eilte er unter das Kanapee, wo er sich, trotzdem sein Rücken ein wenig gedrückt wurde und trotzdem er den Kopf nicht mehr erheben konnte, gleich sehr behaglich fühlte und nur bedauerte, daß sein Körper zu breit war, um vollständig unter dem Kanapee untergebracht zu werden.
It was late at night before the gaslights were extinguished in the living room, and Gregor could easily tell that his parents and his sister had all stayed awake until then, for he could clearly hear the three of them stealing away on tiptoe. No one was likely to visit him, not until the morning, that was certain; so he had plenty of time to meditate at his leisure on how he was to rearrange his life. But the lofty, empty room in which he had to lie flat on the floor filled him with an apprehension he could not account for, since it had been his very own room for the past five years - and half-unconsciously, not without a slight feeling of shame, he turned from the door and scuttled under the sofa, where he felt comfortable at once, although his back was a little cramped and he could not lift his head up, and his only regret was that his body was too broad to get all of it under the sofa.
2.5
Dort blieb er die ganze Nacht, die er zum Teil im Halbschlaf, aus dem ihn der Hunger immer wieder aufschreckte, verbrachte, zum Teil aber in Sorgen und undeutlichen Hoffnungen, die aber alle zu dem Schlusse führten, daß er sich vorläufig ruhig verhalten und durch Geduld und größte Rücksichtnahme der Familie die Unannehmlichkeiten erträglich machen müsse, die er ihr in seinem gegenwärtigen Zustand nun einmal zu verursachen gezwungen war.
He stayed there all night, spending the time partly in a light slumber, from which his hunger kept waking him up with a start, and partly in worrying and sketching vague hopes, which all led to the same conclusion, that he must lie low for the present and, by exercising patience and the utmost consideration, help the family to bear the inconvenience he was bound to cause them in his present condition.
2.6
Schon am frühen Morgen, es war fast noch Nacht, hatte Gregor Gelegenheit, die Kraft seiner eben gefaßten Entschlüsse zu prüfen, denn vom Vorzimmer her öffnete die Schwester, fast völlig angezogen, die Tür und sah mit Spannung herein. Sie fand ihn nicht gleich, aber als sie ihn unter dem Kanapee bemerkte – Gott, er mußte doch irgendwo sein, er hatte doch nicht wegfliegen können – erschrak sie so sehr, daß sie, ohne sich beherrschen zu können, die Tür von außen wieder zuschlug. Aber als bereue sie ihr Benehmen, öffnete sie die Tür sofort wieder und trat, als sei sie bei einem Schwerkranken oder gar bei einem Fremden, auf den Fußspitzen herein. Gregor hatte den Kopf bis knapp zum Rande des Kanapees vorgeschoben und beobachtete sie. Ob sie wohl bemerken würde, daß er die Milch stehen gelassen hatte, und zwar keineswegs aus Mangel an Hunger, und ob sie eine andere Speise hereinbringen würde, die ihm besser entsprach? Täte sie es nicht von selbst, er wollte lieber verhungern, als sie darauf aufmerksam machen, trotzdem es ihn eigentlich ungeheuer drängte, unterm Kanapee vorzuschießen, sich der Schwester zu Füßen zu werfen und sie um irgendetwas Gutes zum Essen zu bitten. Aber die Schwester bemerkte sofort mit Verwunderung den noch vollen Napf, aus dem nur ein wenig Milch ringsherum verschüttet war, sie hob ihn gleich auf, zwar nicht mit den bloßen Händen, sondern mit einem Fetzen, und trug ihn hinaus. Gregor war äußerst neugierig, was sie zum Ersatze bringen würde, und er machte sich die verschiedensten Gedanken darüber. Niemals aber hätte er erraten können, was die Schwester in ihrer Güte wirklich tat. Sie brachte ihm, um seinen Geschmack zu prüfen, eine ganze Auswahl, alles auf einer alten Zeitung ausgebreitet. Da war altes halbverfaultes Gemüse; Knochen vom Nachtmahl her, die von festgewordener weißer Sauce umgeben waren; ein paar Rosinen und Mandeln; ein Käse, den Gregor vor zwei Tagen für ungenießbar erklärt hatte; ein trockenes Brot, ein mit Butter beschmiertes Brot und ein mit Butter beschmiertes und gesalzenes Brot. Außerdem stellte sie zu dem allen noch den wahrscheinlich ein für allemal für Gregor bestimmten Napf, in den sie Wasser gegossen hatte. Und aus Zartgefühl, da sie wußte, daß Gregor vor ihr nicht essen würde, entfernte sie sich eiligst und drehte sogar den Schlüssel um, damit nur Gregor merken könne, daß er es sich so behaglich machen dürfe, wie er wolle. Gregors Beinchen schwirrten, als es jetzt zum Essen ging. Seine Wunden mußten übrigens auch schon vollständig geheilt sein, er fühlte keine Behinderung mehr, er staunte darüber und dachte daran, wie er vor mehr als einem Monat sich mit dem Messer ganz wenig in den Finger geschnitten, und wie ihm diese Wunde noch vorgestern genug wehgetan hatte. "Sollte ich jetzt weniger Feingefühl haben?" dachte er und saugte schon gierig an dem Käse, zu dem es ihn vor allen anderen Speisen sofort und nachdrücklich gezogen hatte. Rasch hintereinander und mit vor Befriedigung tränenden Augen verzehrte er den Käse, das Gemüse und die Sauce; die frischen Speisen dagegen schmeckten ihm nicht, er konnte nicht einmal ihren Geruch vertragen und schleppte sogar die Sachen, die er essen wollte, ein Stückchen weiter weg. Er war schon längst mit allem fertig und lag nur noch faul auf der gleichen Stelle, als die Schwester zum Zeichen, daß er sich zurückziehen solle, langsam den Schlüssel umdrehte. Das schreckte ihn sofort auf, trotzdem er schon fast schlummerte, und er eilte wieder unter das Kanapee. Aber es kostete ihn große Selbstüberwindung, auch nur die kurze Zeit, während welcher die Schwester im Zimmer war, unter dem Kanapee zu bleiben, denn von dem reichlichen Essen hatte sich sein Leib ein wenig gerundet und er konnte dort in der Enge kaum atmen. Unter kleinen Erstickungsanfallen sah er mit etwas hervorgequollenen Augen zu, wie die nichtsahnende Schwester mit einem Besen nicht nur die Überbleibsel zusammenkehrte, sondern selbst die von Gregor gar nicht berührten Speisen, als seien also auch diese nicht mehr zu gebrauchen, und wie sie alles hastig in einen Kübel schüttete, den sie mit einem Holzdeckel schloß, worauf sie alles hinaustrug. Kaum hatte sie sich umgedreht, zog sich schon Gregor unter dem Kanapee hervor und streckte und blähte sich.
Very early in the morning - it was still almost night - Gregor had the chance to test the strength of his new resolutions, for his sister, nearly fully dressed, opened the door from the hall and peered in apprehensively. She did not see him at once, yet when she caught sight of him under the sofa - well, he had to be somewhere, he couldn't have flown away, could he? - she was so startled that without being able to help it she slammed the door shut again. But as if regretting her behavior she opened the door again immediately and came in on tiptoe, as if she were visiting an invalid or even a stranger. Gregor had pushed his head forward to the very edge of the sofa and watched her. Would she notice that he had left the milk standing, and not for lack of hunger, and would she bring in some other kind of food more to his taste? If she did not do it of her own accord, he would rather starve than draw her attention to the fact, although he felt a wild impulse to dart out from under the sofa, throw himself at her feet, and beg her for something to eat. But his sister at once noticed, with surprise, that the bowl was still full, except for a little milk that had been spilled all around it, she lifted it immediately, not with her bare hands, true, but with a cloth and carried it away. Gregor was extremely curious to know what she would bring instead, and imagined all sorts of possibilities. Yet what she actually did next, in the goodness of her heart, he could never have guessed. To find out what he liked she brought him a whole selection of food, all set out on an old newspaper. There were old, half decayed vegetables, bones from last night's supper covered with a white sauce that had congealed, some raisins and almonds; a piece of cheese that Gregor would have pronounced inedible two days ago; a plain piece of bread, a buttered piece, and a piece both buttered and salted. Besides all that, she set down again the same bowl, into which she had poured some water, and which was apparently to be reserved for his exclusive use. And with great tact, knowing that Gregor would not eat in her presence, she withdrew quickly and even turned the key, to let him understand that he could make himself as comfortable as he liked. Gregor's little legs all whirred in his rush to get to the food. His wounds must have healed completely, moreover, for he no longer felt incapacitated, which amazed him and made him reflect how more than a month ago he had cut one finger a little with a knife and was still suffering from the wound only the day before yesterday. Might it be that I am less sensitive now? he thought, and sucked greedily at the cheese, which more than any of the other delicacies attracted him at once, and strongly. One after another, and with tears of satisfaction in his eyes, he quickly devoured the cheese, the vegetables, and the sauce; the fresh food, on the other hand, had no charm for him, he could not even stand the smell of it and actually dragged away to some little distance the things he wanted to eat. He had long since finished his meal and was only lying lazily on the same spot when his sister turned the key slowly as a sign for him to retreat. That roused him at once, although he was nearly asleep, and he hurried under the sofa again. But it took considerable self-control for him to stay under the sofa, even for the short time his sister was in the room, since the large meal had swollen his body somewhat and he was so cramped he could hardly breathe. Slight attacks of breathlessness afflicted him and his eyes were bulging a little from their sockets as he watched his unsuspecting sister sweeping together with a broom not only the remains of what he had eaten but even the things he had not touched, as if these were now of no use to anyone, and hastily shoveling it all into a bucket, which she covered with a wooden lid and carried away. Hardly had she turned her back when Gregor came from under the sofa and stretched and puffed himself out.
2.7
Auf diese Weise bekam nun Gregor täglich sein Essen, einmal am Morgen, wenn die Eltern und das Dienstmädchen noch schliefen, das zweitemal nach dem allgemeinen Mittagessen, denn dann schliefen die Eltern gleichfalls noch ein Weilchen, und das Dienstmädchen wurde von der Schwester mit irgendeiner Besorgung weggeschickt. Gewiß wollten auch sie nicht, daß Gregor verhungere, aber vielleicht hätten sie es nicht ertragen können, von seinem Essen mehr als durch Hörensagen zu erfahren, vielleicht wollte die Schwester ihnen auch eine möglicherweise nur kleine Trauer ersparen, denn tatsächlich litten sie ja gerade genug.
In this manner Gregor was fed, once in the early morning while his parents and the maid were still asleep, and a second time after they had all had their midday meal, for then his parents took a short nap and the girl could be sent out on some errand or other by his sister. Not that they would have wanted him to starve, of course, but perhaps they could not have endured learning more about his feeding than from hearsay; perhaps too his sister wanted to spare them such little anxieties wherever possible, since they had quite enough to bear as it was.
2.8
Mit welchen Ausreden man an jenem ersten Vormittag den Arzt und den Schlosser wieder aus der Wohnung geschafft hatte, konnte Gregor gar nicht erfahren, denn da er nicht verstanden wurde, dachte niemand daran, auch die Schwester nicht, daß er die Anderen verstehen könne, und so mußte er sich, wenn die Schwester in seinem Zimmer war, damit begnügen, nur hier und da ihre Seufzer und Anrufe der Heiligen zu hören. Erst später, als sie sich ein wenig an alles gewöhnt hatte – von vollständiger Gewöhnung konnte natürlich niemals die Rede sein –, erhaschte Gregor manchmal eine Bemerkung, die freundlich gemeint war oder so gedeutet werden konnte. "Heute hat es ihm aber geschmeckt", sagte sie, wenn Gregor unter dem Essen tüchtig aufgeräumt hatte, während sie im gegenteiligen Fall, der sich allmählich immer häufiger wiederholte, fast traurig zu sagen pflegte: "Nun ist wieder alles stehengeblieben".
Under what pretext the doctor and the locksmith had been gotten rid of on that first morning Gregor could not discover, for since what he said was not understood by the others it never occurred to any of them, not even his sister, that he could understand what they said, and so whenever his sister came into his room he had to content himself with hearing her utter only a sigh now and then and an occasional appeal to the saints. Later on, when she had gotten a little used to the situation - of course she could never get completely used to it - Gregor would occasionally catch a re-mark which was kindly meant or could be so interpreted. "Well, he liked his dinner today," she would say when Gregor had gobbled down all of his food; and when he had not eaten, which gradually happened more and more often, she would say almost sadly: "Everything's been left untouched again."
2.9
Während aber Gregor unmittelbar keine Neuigkeit erfahren konnte, erhorchte er manches aus den Nebenzimmern, und wo er nur einmal Stimmen hörte, lief er gleich zu der betreffenden Tür und drückte sich mit ganzem Leib an sie. Besonders in der ersten Zeit gab es kein Gespräch, das nicht irgendwie, wenn auch nur im geheimen, von ihm handelte. Zwei Tage lang waren bei allen Mahlzeiten Beratungen darüber zu hören, wie man sich jetzt verhalten solle; aber auch zwischen den Mahlzeiten sprach man über das gleiche Thema, denn immer waren zumindest zwei Familienmitglieder zu Hause, da wohl niemand allein zu Hause bleiben wollte und man die Wohnung doch auf keinen Fall gänzlich verlassen konnte. Auch hatte das Dienstmädchen gleich am ersten Tag – es war nicht ganz klar, was und wieviel sie von dem Vorgefallenen wußte – kniefällig die Mutter gebeten, sie sofort zu entlassen, und als sie sich eine Viertelstunde danach verabschiedete, dankte sie für die Entlassung unter Tränen, wie für die größte Wohltat, die man ihr hier erwiesen hatte, und gab, ohne daß man es von ihr verlangte, einen fürchterlichen Schwur ab, niemandem auch nur das Geringste zu verraten.
But although Gregor could get no news directly, he overheard a lot from the neighboring rooms, and as soon as voices were audible, he would run to the door of whichever room it was and press his whole body against it. In the first few days especially there was no conversation that did not concern him somehow, even if only indirectly. For two whole days there were family consultations at every mealtime about what should be done; but also between meals the same subject was discussed, for there were always at least two members of the family at home, since no one wanted to be alone in the apartment and to leave it altogether empty was unthinkable. And on the very first of these days the cook - it was not quite clear what and how much she knew of the situation - fell on her knees before his mother and begged permission to leave, and when she departed a quarter of an hour later gave thanks for her release with tears in her eyes as if this were the greatest blessing that could ever be conferred on her, and without any prompting swore a solemn oath that she would never say a single word to anyone about what had happened.
2.10
Nun mußte die Schwester im Verein mit der Mutter auch kochen; allerdings machte das nicht viel Mühe, denn man aß fast nichts. Immer wieder hörte Gregor, wie der eine den anderen vergebens zum Essen aufforderte und keine andere Antwort bekam, als: "Danke, ich habe genug" oder etwas Ähnliches. Getrunken wurde vielleicht auch nichts. Öfters fragte die Schwester den Vater, ob er Bier haben wolle, und herzlich erbot sie sich, es selbst zu holen, und als der Vater schwieg, sagte sie, um ihm jedes Bedenken zu nehmen, sie könne auch die Hausmeisterin darum schicken, aber dann sagte der Vater schließlich ein großes "Nein", und es wurde nicht mehr davon gesprochen.
Now Gregor's sister had to do the cooking too with her mother's help; true, this did not amount to much, for they ate scarcely anything. Gregor was always hearing one of the family vainly urging another to eat and getting no answer but "Thanks, I've had all I want," or something similar. Nor did they seem to be drinking anything either. Time and again his sister kept asking his father if he wouldn't like some beer and kindly offered to go and fetch it herself, and when he didn't answer suggested that she could ask the concierge to fetch it, so that he need feel no sense of obligation, but then a loud "No" came from his father and no more was said about it.
2.11
Schon im Laufe des ersten Tages legte der Vater die ganzen Vermögensverhältnisse und Aussichten sowohl der Mutter, als auch der Schwester dar. Hie und da stand er vom Tische auf und holte aus seiner kleinen Wertheimkassa, die er aus dem vor fünf Jahren erfolgten Zusammenbruch seines Geschäftes gerettet hatte, irgendeinen Beleg oder irgendein Vormerkbuch. Man hörte, wie er das komplizierte Schloß aufsperrte und nach Entnahme des Gesuchten wieder verschloß. Diese Erklärungen des Vaters waren zum Teil das erste Erfreuliche, was Gregor seit seiner Gefangenschaft zu hören bekam. Er war der Meinung gewesen, daß dem Vater von jenem Geschäft her nicht das Geringste übriggeblieben war, zumindest hatte ihm der Vater nichts Gegenteiliges gesagt, und Gregor allerdings hatte ihn auch nicht darum gefragt. Gregors Sorge war damals nur gewesen, alles daranzusetzen, um die Familie das geschäftliche Unglück, das alle in eine vollständige Hoffnungslosigkeit gebracht hatte, möglichst rasch vergessen zu lassen. Und so hatte er damals mit ganz besonderem Feuer zu arbeiten angefangen und war fast über Nacht aus einem kleinen Kommis ein Reisender geworden, der natürlich ganz andere Möglichkeiten des Geldverdienens hatte, und dessen Arbeitserfolge sich sofort in Form der Provision zu Bargeld verwandelten, das der erstaunten und beglückten Familie zu Hause auf den Tisch gelegt werden konnte. Es waren schöne Zeiten gewesen, und niemals nachher hatten sie sich, wenigstens in diesem Glanze, wiederholt, trotzdem Gregor später so viel Geld verdiente, daß er den Aufwand der ganzen Familie zu tragen imstande war und auch trug. Man hatte sich eben daran gewöhnt, sowohl die Familie, als auch Gregor, man nahm das Geld dankbar an, er lieferte es gern ab, aber eine besondere Wärme wollte sich nicht mehr ergeben. Nur die Schwester war Gregor doch noch nahe geblieben, und es war sein geheimer Plan, sie, die zum Unterschied von Gregor Musik sehr liebte und rührend Violine zu spielen verstand, nächstes Jahr, ohne Rücksicht auf die großen Kosten, die das verursachen mußte, und die man schon auf andere Weise hereinbringen würde, auf das Konservatorium zu schicken. Öfters während der kurzen Aufenthalte Gregors in der Stadt wurde in den Gesprächen mit der Schwester das Konservatorium erwähnt, aber immer nur als schöner Traum, an dessen Verwirklichung nicht zudenken war, und die Eltern hörten nicht einmal diese unschuldigen Erwähnungen gern; aber Gregor dachte sehr bestimmt daran und beabsichtigte, es am Weihnachtsabend feierlich zu erklären.
In the course of that very first day Gregor's father explained the family's financial position and prospects to both his mother and his sister. Now and then he rose from the table to get some document or notebook out of the small safe he had rescued from the collapse of his business five years earlier. One could hear him opening the complicated lock and taking papers out and shutting it again. These explanations were the first cheerful information Gregor had heard since his imprisonment. He had been of the opinion that nothing at all was left over from his father's business, at least his father had never said anything to the contrary, and of course he had not asked him directly. At that time Gregor's sole desire was to do his utmost to help the family to forget as soon as possible the catastrophe that had overwhelmed the business and thrown them all into a state of complete despair. And so he had set to work with unusual ardor and almost overnight had become a traveling salesman instead of a little clerk, with of course much greater chances of earning money, and his success was immediately transformed into hard cash which he could lay on the table before his amazed and happy family. These had been fine times, and they had never recurred, at least not with the same sense of glory, although later on Gregor had earned so much money that he was able to meet the expenses of the whole household and did so. They had simply gotten used to it, both the family and Gregor; the money was gratefully accepted and gladly given, but there was no special outpouring of warm feeling. With his sister alone had he remained intimate, and it was a secret plan of his that she, who, unlike himself, loved music and could play the violin movingly, should be sent next year to study at the Conservatory, despite the great expense that would entail and which would have to be made up in some other way. During his brief visits home the Conservatory was often mentioned in the talks he had with his sister, but always merely as a beautiful dream which could never come true, and his parents discouraged even these innocent references to it; yet Gregor had made up his mind firmly about it and meant to announce the fact with due solemnity on Christmas Day.
2.12
Solche in seinem gegenwärtigen Zustand ganz nutzlose Gedanken gingen ihm durch den Kopf, während er dort aufrecht an der Türe klebte und horchte. Manchmal konnte er vor allgemeiner Müdigkeit gar nicht mehr zuhören und ließ den Kopf nachlässig gegen die Tür schlagen, hielt ihn aber sofort wieder fest, denn selbst das kleine Geräusch, das er damit verursacht hatte, war nebenan gehört worden und hatte alle verstummen lassen. "Was er nur wieder treibt", sagte der Vater nach einer Weile, offenbar zur Türe hingewendet, und dann erst wurde das unterbrochene Gespräch allmählich wieder aufgenommen.
Such were the thoughts, completely futile in his present condition, that went through his head as he stood glued upright to the door and listening. Sometimes out of sheer weariness he could no longer pay attention and accidentally let his head fall against the door, but he always pulled himself together again at once, for even the slight sound his head made was audible next door and brought all conversation to a stop. "What can he be doing now?" his father would say after a while, obviously turning toward the door, and only then would the interrupted conversation gradually start up again.
2.13
Gregor erfuhr nun zur Genüge – denn der Vater pflegte sich in seinen Erklärungen öfters zu wiederholen, teils, weil er selbst sich mit diesen Dingen schon lange nicht beschäftigt hatte, teils auch, weil die Mutter nicht alles gleich beim ersten Mal verstand –, daß trotz allen Unglücks ein allerdings ganz kleines Vermögen aus der alten Zeit noch vorhanden war, das die nicht angerührten Zinsen in der Zwischenzeit ein wenig hatten anwachsen lassen. Außerdem aber war das Geld, das Gregor allmonatlich nach Hause gebracht hatte – er selbst hatte nur ein paar Gulden für sich behalten –, nicht vollständig aufgebraucht worden und hatte sich zu einem kleinen Kapital angesammelt. Gregor, hinter seiner Türe, nickte eifrig, erfreut über diese unerwartete Vorsicht und Sparsamkeit. Eigentlich hätte er ja mit diesen überschüssigen Geldern die Schuld des Vaters gegenüber dem Chef weiter abgetragen haben können, und jener Tag, an dem er diesen Posten hätte loswerden können, wäre weit näher gewesen, aber jetzt war es zweifellos besser so, wie es der Vater eingerichtet hatte. Nun genügte dieses Geld aber ganz und gar nicht, um die Familie etwa von den Zinsen leben zu lassen; es genügte vielleicht, um die Familie ein, höchstens zwei Jahre zu erhalten, mehr war es nicht. Es war also bloß eine Summe, die man eigentlich nicht angreifen durfte, und die für den Notfall zurückgelegt werden mußte; das Geld zum Leben aber mußte man verdienen. Nun war aber der Vater ein zwar gesunder, aber alter Mann, der schon fünf Jahre nichts gearbeitet hatte und sich jedenfalls nicht viel zutrauen durfte; er hatte in diesen fünf Jahren, welche die ersten Ferien seines mühevollen und doch erfolglosen Lebens waren, viel Fett angesetzt und war dadurch recht schwerfällig geworden. Und die alte Mutter sollte nun vielleicht Geld verdienen, die an Asthma litt, der eine Wanderung durch die Wohnung schon Anstrengung verursachte, und die jeden zweiten Tag in Atembeschwerden auf dem Sopha beim offenen Fenster verbrachte? Und die Schwester sollte Geld verdienen, die noch ein Kind war mit ihren siebzehn Jahren, und der ihre bisherige Lebensweise so sehr zu gönnen war, die daraus bestanden hatte, sich nett zu kleiden, lange zu schlafen, in der Wirtschaft mitzuhelfen, an ein paar bescheidenen Vergnügungen sich zu beteiligen und vor allem Violine zu spielen? Wenn die Rede auf diese Notwendigkeit des Geldverdienens kam, ließ zuerst immer Gregor die Türe los und warf sich auf das neben der Tür befindliche kühle Ledersopha, denn ihm war ganz heiß vor Beschämung und Trauer.
Gregor was now informed as amply as he could wish - for his father tended to repeat himself in his explanations, partly because it was a long time since he had dealt with such matters and partly because his mother could not always grasp things at once - that a certain amount of money, not all that much really, had survived the wreck of their fortunes and had even increased a little because the dividends had not been touched meanwhile. And besides that, the money Gregor brought home every month - he had kept only a few thalers for himself - had never been quite used up and now amounted to a substantial sum. Behind the door Gregor nodded his head eagerly, delighted by this evidence of unexpected thrift and foresight. True, he could really have paid off some more of his father's debts to the head of his firm with this extra money, and thus brought much nearer the day on which he could quit his job, but doubtless it was better the way his father had arranged it.   Yet this capital was by no means sufficient to let the family live on the interest from it; for one year, perhaps, or at the most two, they could live on the principal, that was all. It was simply a sum that ought not to be touched and should be kept for a rainy day; money for living expenses would have to be earned. Now his father was still healthy enough but an old man, and he had done no work for the past five years and could not be expected to exert himself; during these five years, the first years of leisure in his laborious though unsuccessful life, he had put on a lot of weight and become sluggish. And Gregor's old mother, how was she to earn a living with her asthma, which troubled her even when she walked through the apartment and kept her lying on a sofa every other day panting for breath beside an open window? And was his sister to earn her bread, she who was still a child of seventeen and whose life hitherto had been so pleasant, consisting as it did in dressing herself nicely, sleeping long, helping with the housework, going out to a few modest entertainments, and above all playing the violin? At first whenever the need for earning money was mentioned Gregor let go of the door and threw himself down on the cool leather sofa beside it, he felt so hot with shame and grief.
2.14
Oft lag er dort die ganzen langen Nächte über, schlief keinen Augenblick und scharrte nur stundenlang auf dem Leder. Oder er scheute nicht die große Mühe, einen Sessel zum Fenster zu schieben, dann die Fensterbrüstung hinaufzukriechen und, in den Sessel gestemmt, sich ans Fenster zu lehnen, offenbar nur in irgendeiner Erinnerung an das Befreiende, das früher für ihn darin gelegen war, aus dem Fenster zu schauen. Denn tatsächlich sah er von Tag zu Tag die auch nur ein wenig entfernten Dinge immer undeutlicher; das gegenüberliegende Krankenhaus, dessen nur allzu häufigen Anblick er früher verflucht hatte, bekam er überhaupt nicht mehr zu Gesicht, und wenn er nicht genau gewußt hätte, daß er in der stillen, aber völlig städtischen Charlottenstraße wohnte, hätte er glauben können, von seinem Fenster aus in eine Einöde zu schauen, in welcher der graue Himmel und die graue Erde ununterscheidbar sich vereinigten. Nur zweimal hatte die aufmerksame Schwester sehen müssen, daß der Sessel beim Fenster stand, als sie schon jedesmal, nachdem sie das Zimmer aufgeräumt hatte, den Sessel wieder genau zum Fenster hinschob, ja sogar von nun ab den inneren Fensterflügel offen ließ.
Often he just lay there the long nights through without sleeping at all, scrabbling for hours on the leather. Or he worked himself up to the great effort of pushing an armchair to the window, then crawled up over the windowsill and, braced against the chair, leaned against the windowpanes obviously in some recollection of the sense of freedom that looking out of a window always used to give him. For, in reality, day-by-day things that were only a little distance away were growing dimmer to his sight; the hospital across the street, which he used to curse for being all too often before his eyes, was now quite beyond his range of vision, and if he had not known that he lived on Charlotte Street, a quiet street but still a city street, he might have believed that his window looked out on a desert waste where gray sky and gray land blended indistinguishably into each other. His quick-witted sister only needed to observe twice that the armchair stood by the window; after that whenever she had tidied the room she always pushed the chair back to the same place at the window and even left the inner casements open.
2.15
Hätte Gregor nur mit der Schwester sprechen und ihr für alles danken können, was sie für ihn machen mußte, er hätte ihre Dienste leichter ertragen; so aber litt er darunter. Die Schwester suchte freilich die Peinlichkeit des Ganzen möglichst zu verwischen, und je längere Zeit verging, desto besser gelang es ihr natürlich auch, aber auch Gregor durchschaute mit der Zeit alles viel genauer. Schon ihr Eintritt war für ihn schrecklich. Kaum war sie eingetreten, lief sie, ohne sich Zeit zu nehmen, die Türe zu schließen, so sehr sie sonst darauf achtete, jedem den Anblick von Gregors Zimmer zu ersparen, geradewegs zum Fenster und riß es, als ersticke sie fast, mit hastigen Händen auf, blieb auch, selbst wenn es noch so kalt war, ein Weilchen beim Fenster und atmete tief. Mit diesem Laufen und Lärmen erschreckte sie Gregor täglich zweimal; die ganze Zeit über zitterte er unter dem Kanapee und wußte doch sehr gut, daß sie ihn gewiß gerne damit verschont hätte, wenn es ihr nur möglich gewesen wäre, sich in einem Zimmer, in dem sich Gregor befand, bei geschlossenem Fenster aufzuhalten.
If he could have spoken to her and thanked her for all she had to do for him, he could have endured her ministra-tions better; as it was, they pained him. She certainly tried to make as light as possible of whatever was disagreeable in her task, and as time went on she succeeded, of course, more and more, but time also allowed Gregor to see through things better too. The very way she came in distressed him. Hardly was she in the room when she rushed straight to the window, without even taking time to shut the door, careful as she was usually to shield the sight of Gregor's room from the others, and as if she were about to suffocate tore the windows open with impatient hands, standing then in the open draft for a while even in the bitterest cold and drawing deep breaths. This rushing around and banging of hers upset Gregor twice a day; he would crouch trembling under the sofa all the while, knowing quite well that she would certainly have spared him such a disturbance had she found it at all possible to stay in his presence without opening the window.
2.16
Einmal, es war wohl schon ein Monat seit Gregors Verwandlung vergangen, und es war doch schon für die Schwester kein besonderer Grund mehr, über Gregors Aussehen in Erstaunen zu geraten, kam sie ein wenig früher als sonst und traf Gregor noch an, wie er, unbeweglich und so recht zum Erschrecken aufgestellt, aus dem Fenster schaute. Es wäre für Gregor nicht unerwartet gewesen, wenn sie nicht eingetreten wäre, da er sie durch seine Stellung verhinderte, sofort das Fenster zu öffnen, aber sie trat nicht nur nicht ein, sie fuhr sogar zurück und schloß die Tür; ein Fremder hätte geradezu denken können, Gregor habe ihr aufgelauert und habe sie beißen wollen. Gregor versteckte sich natürlich sofort unter dem Kanapee, aber er mußte bis zum Mittag warten, ehe die Schwester wiederkam, und sie schien viel unruhiger als sonst. Er erkannte daraus, daß ihr sein Anblick noch immer unerträglich war und ihr auch weiterhin unerträglich bleiben müsse, und daß sie sich wohl sehr überwinden mußte, vor dem Anblick auch nur der kleinen Partie seines Körpers nicht davonzulaufen, mit der er unter dem Kanapee hervorragte. Um ihr auch diesen Anblick zu ersparen, trug er eines Tages auf seinem Rücken – er brauchte zu dieser Arbeit vier Stunden – das Leintuch auf das Kanapee und ordnete es in einer solchen Weise an, daß er nun gänzlich verdeckt war, und daß die Schwester, selbst wenn sie sich bückte, ihn nicht sehen konnte. Wäre dieses Leintuch ihrer Meinung nach nicht nötig gewesen, dann hätte sie es ja entfernen können, denn daß es nicht zum Vergnügen Gregors gehören konnte, sich so ganz und gar abzusperren, war doch klar genug, aber sie ließ das Leintuch, so wie es war, und Gregor glaubte sogar einen dankbaren Blick erhascht zu haben, als er einmal mit dem Kopf vorsichtig das Leintuch ein wenig lüftete, um nachzusehen, wie die Schwester die neue Einrichtung aufnahm.
On one occasion, about a month after Gregor's meta-morphosis, when there was surely no reason for her to be still startled at his appearance, she came a little earlier than usual and found him gazing out of the window, quite motionless, and thus the perfect figure of terror. Gregor would not have been surprised had she not come in at all, for she could not immediately open the window while he was there, but not only did she retreat, she jumped back as if in alarm and slammed the door shut; a stranger might well have thought that he had been lying in wait for her there, planning to bite her. Of course he hid himself under the sofa at once, but he had to wait until midday before she came again, and she seemed more ill at ease than usual. This made him realize how repulsive the sight of him still was to her, and that it was bound to go on being repulsive, and what an effort it must cost her not to run away even from the sight of the small portion of his body that stuck out from under the sofa. In order to spare her that, therefore, one day he carried a sheet on his back to the sofa - it cost him four hours' labor - and arranged it there in such a way as to hide himself completely, so that even if she were to bend down she could not see him. Had she considered the sheet unnecessary, she would certainly have stripped it off the sofa again, for it was clear enough that this total confinement of himself had not been undertaken just for his own pleasure, but she left it where it was, and Gregor even imagined that he caught a grateful look in her eye when he lifted the sheet carefully a very little with his head to see how she was taking the new arrangement.
2.17
In den ersten vierzehn Tagen konnten es die Eltern nicht über sich bringen, zu ihm hereinzukommen, und er hörte oft, wie sie die jetzige Arbeit der Schwester völlig anerkannten, während sie sich bisher häufig über die Schwester geärgert hatten, weil sie ihnen als ein etwas nutzloses Mädchen erschienen war. Nun aber warteten oft beide, der Vater und die Mutter, vor Gregors Zimmer, während die Schwester dort aufräumte, und kaum war sie herausgekommen, mußte sie ganz genau erzählen, wie es in dem Zimmer aussah, was Gregor gegessen hatte, wie er sich diesmal benommen hatte, und ob vielleicht eine kleine Besserung zu bemerken war. Die Mutter übrigens wollte verhältnismäßig bald Gregor besuchen, aber der Vater und die Schwester hielten sie zuerst mit Vernunftgründen zurück, denen Gregor sehr aufmerksam zuhörte, und die er vollständig billigte. Später aber mußte man sie mit Gewalt zurückhalten, und wenn sie dann rief: "Laßt mich doch zu Gregor, er ist ja mein unglücklicher Sohn! Begreift ihr es denn nicht, daß ich zu ihm muß?", dann dachte Gregor, daß es vielleicht doch gut wäre, wenn die Mutter hereinkäme, nicht jeden Tag natürlich, aber vielleicht einmal in der Woche; sie verstand doch alles viel besser als die Schwester, die trotz all ihrem Mute doch nur ein Kind war und im letzten Grunde vielleicht nur aus kindlichem Leichtsinn eine so schwere Aufgabe übernommen hatte.
For the first two weeks his parents could not bring themselves to enter his room, and he often heard them expressing their appreciation of his sister's activities, whereas formerly they had frequently been annoyed with her for being as they thought a somewhat useless girl. But now both of them often waited outside the door, his father and his mother, while his sister tidied his room, and as soon as she came out she had to tell them exactly how things were in the room, what Gregor had eaten, how he had conducted him-self this time, and whether there was not perhaps some slight improvement in his condition. His mothler, moreover, began relatively soon to want to visit him, but his father and sister dissuaded her at first with arguments which Gregor listened to very attentively and altogether approved. Later, however, she had to be held back by force, and when she cried out, "Let me in to see Gregor, he is my unfortunate son! Can't you understand that I must go to him?" Gregor thought that it might be well to have her come in, not every day, of course, but perhaps once a week; she understood things, after all, much better than his sister, who was only a child despite her courage and when all was said and done had perhaps taken on so difficult a task merely out of childish frivolity.
2.18
Der Wunsch Gregors, die Mutter zu sehen, ging bald in Erfüllung. Während des Tages wollte Gregor schon aus Rücksicht auf seine Eltern sich nicht beim Fenster zeigen, kriechen konnte er aber auf den paar Quadratmetern des Fußbodens auch nicht viel, das ruhige Liegen ertrug er schon während der Nacht schwer, das Essen machte ihm bald nicht mehr das geringste Vergnügen, und so nahm er zur Zerstreuung die Gewohnheit an, kreuz und quer über Wände und Plafond zu kriechen. Besonders oben auf der Decke hing er gern; es war ganz anders, als das Liegen auf dem Fußboden; man atmete freier; ein leichtes Schwingen ging durch den Körper; und in der fast glücklichen Zerstreutheit, in der sich Gregor dort oben befand, konnte es geschehen, daß er zu seiner eigenen Überraschung sich losließ und auf den Boden klatschte. Aber nun hatte er natürlich seinen Körper ganz anders in der Gewalt als früher und beschädigte sich selbst bei einem so großen Falle nicht. Die Schwester nun bemerkte sofort die neue Unterhaltung, die Gregor für sich gefunden hatte – er hinterließ ja auch beim Kriechen hie und da Spuren seines Klebstoffes –, und da setzte sie es sich in den Kopf, Gregor das Kriechen in größtem Ausmaße zu ermöglichen und die Möbel, die es verhinderten, also vor allem den Kasten und den Schreibtisch, wegzuschaffen. Nun war sie aber nicht imstande, dies allein zu tun; den Vater wagte sie nicht um Hilfe zu bitten; das Dienstmädchen hätte ihr ganz gewiß nicht geholfen, denn dieses etwa sechzehnjährige Mädchen harrte zwar tapfer seit Entlassung der früheren Köchin aus, hatte aber um die Vergünstigung gebeten, die Küche unaufhörlich versperrt halten zu dürfen und nur auf besonderen Anruf öffnen zu müssen; so blieb der Schwester also nichts übrig, als einmal in Abwesenheit des Vaters die Mutter zu holen. Mit Ausrufen erregter Freude kam die Mutter auch heran, verstummte aber an der Tür vor Gregors Zimmer. Zuerst sah natürlich die Schwester nach, ob alles im Zimmer in Ordnung war; dann erst ließ sie die Mutter eintreten. Gregor hatte in größter Eile das Leintuch noch tiefer und mehr in Falten gezogen, das Ganze sah wirklich nur wie ein zufällig über das Kanapee geworfenes Leintuch aus. Gregor unterließ auch diesmal, unter dem Leintuch zu spionieren; er verzichtete darauf, die Mutter schon diesmal zu sehen, und war nur froh, daß sie nun doch gekommen war. "Komm nur, man sieht ihn nicht", sagte die Schwester, und offenbar führte sie die Mutter an der Hand. Gregor hörte nun, wie die zwei schwachen Frauen den immerhin schweren alten Kasten von seinem Platze rückten, und wie die Schwester immerfort den größten Teil der Arbeit für sich beanspruchte, ohne auf die Warnungen der Mutter zu hören, welche fürchtete, daß sie sich überanstrengen werde. Es dauerte sehr lange. Wohl nach schon viertelstündiger Arbeit sagte die Mutter, man solle den Kasten doch lieber hier lassen, denn erstens sei er zu schwer, sie würden vor Ankunft des Vaters nicht fertig werden und mit dem Kasten in der Mitte des Zimmers Gregor jeden Weg verrammeln, zweitens aber sei es doch gar nicht sicher, daß Gregor mit der Entfernung der Möbel ein Gefallen geschehe. Ihr scheine das Gegenteil der Fall zu sein; ihr bedrücke der Anblick der leeren Wand geradezu das Herz; und warum solle nicht auch Gregor diese Empfindung haben, da er doch an die Zimmermöbel längst gewöhnt sei und sich deshalb im leeren Zimmer verlassen fühlen werde. "Und ist es dann nicht so", schloß die Mutter ganz leise, wie sie überhaupt fast flüsterte, als wolle sie vermeiden, daß Gregor, dessen genauen Aufenthalt sie ja nicht kannte, auch nur den Klang der Stimme höre, denn daß er die Worte nicht verstand, davon war sie überzeugt, "und ist es nicht so, als ob wir durch die Entfernung der Möbel zeigten, daß wir jede Hoffnung auf Besserung aufgeben und ihn rücksichtslos sich selbst überlassen? Ich glaube, es wäre das beste, wir suchen das Zimmer genau in dem Zustand zu erhalten, in dem es früher war, damit Gregor, wenn er wieder zu uns zurückkommt, alles unverändert findet und umso leichter die Zwischenzeit vergessen kann."
Gregor's desire to see his mother was soon fulfilled. During the daytime he did not want to show himself at the window, out of consideration for his parents, but he could not crawl very far around the few square yards of floor space he had, nor could he bear lying quietly at rest all during the night; in addition he was fast losing any interest he had ever taken in food, so for mere recreation he had formed the habit of crawling crisscross over the walls and ceiling. He especially enjoyed hanging suspended from the ceiling; it was altogether different from lying on the floor; one could breathe more freely; one's body swung and rocked lightly; and in the almost blissful absorption induced by this suspension it could happen, to his own surprise, that he let go and fell plop onto the floor. Yet he now had his body much better under control than formerly and even such a big fall did him no harm. His sister noticed at once the new distraction Gregor had found for himself - he left behind traces of the sticky stuff from his pads wherever he crawled - and she got the idea in her head of giving him as wide a field as possible to crawl around in and of removing the pieces of furniture that hindered him, above all the chest of drawers and the writing desk. But that was more than she could manage all by herself; she did not dare ask her father to help her; and as for the maid, a girl of sixteen who had had the courage to stay on after the cook's departure, she could not be asked to help, for she had begged as a special favor that she might keep the kitchen door locked and open it only on a definite summons; so there was nothing left but to turn to her mother one day when her father was out. And the mother did come, with exclamations of excitement and joy, which, however, died away at the door of Gregor's room. Gregor's sister, of course, went in first to see that everything was in order before letting his mother enter. In great haste Gregor had pulled the sheet lower than usual and arranged it more in folds so that it really looked as if it had been thrown casually over the sofa. And this time he did not peer out from under it; he denied himself the pleasure of seeing his mother on this first occasion and was only glad that she had come at all. "Come in, he's out of sight," said his sister, obviously leading her mother in by the hand. Gregor could now hear the two frail women struggling to shift the heavy old chest from its place, and his sister insisting on doing the greater part of the work herself without listening to the admonitions of her mother, who feared she might overstrain herself. It took a long time. After at least a quarter of an hour's tugging his mother said that the chest had better be left right where they had found it, for in the first place it was too heavy and could never be removed before his father came home, and with the chest halfway in the middle of the room like this it would only hamper Gregor's movements, while in the second place it was not at all certain that remov-ing the furniture would be doing Gregor a favor. She was inclined to think the contrary; the sight of the naked wall made her own heart heavy, and why shouldn't Gregor have the same feeling, considering that he had been used to his furniture for so long and might feel forlorn without it. "And doesn't it look," his mother concluded in a low voice - in fact she had been almost whispering all the time as if to avoid letting Gregor, whose exact whereabouts she did not know, hear even the sounds of her voice, for she was convinced that he could not understand her words - "doesn't it look as if we were showing him, by taking away his furniture, that we have given up hope of his ever getting better and are just thoughtlessly leaving him to himself? I think it would be best to keep his room exactly as it has always been, so that when he comes back to us he will find everything unchanged and be able to forget all the more easily what has happened in the meantime."
2.19
Beim Anhören dieser Worte der Mutter erkannte Gregor, daß der Mangel jeder unmittelbaren menschlichen Ansprache, verbunden mit dem einförmigen Leben inmitten der Familie, im Laufe dieser zwei Monate seinen Verstand hatte verwirren müssen, denn anders konnte er es sich nicht erklären, daß er ernsthaft darnach hatte verlangen können, daß sein Zimmer ausgeleert würde. Hatte er wirklich Lust, das warme, mit ererbten Möbeln gemütlich ausgestattete Zimmer in eine Höhle verwandeln zu lassen, in der er dann freilich nach allen Richtungen ungestört würde kriechen können, jedoch auch unter gleichzeitigem, schnellen, gänzlichen Vergessen seiner menschlichen Vergangenheit? War er doch jetzt schon nahe daran, zu vergessen, und nur die seit langem nicht gehörte Stimme der Mutter hatte ihn aufgerüttelt. Nichts sollte entfernt werden; alles mußte bleiben; die guten Einwirkungen der Möbel auf seinen Zustand konnte er nicht entbehren; und wenn die Möbel ihn hinderten, das sinnlose Herumkriechen zu betreiben, so war es kein Schaden, sondern ein großer Vorteil.
On hearing these words from his mother Gregor realized that the lack of all direct human communication for the past two months together with the monotony of family life must have confused his mind, otherwise he could not account for the fact that he had seriously looked forward to having his room emptied of its furnishings. Did he really want his cozy room, so comfortably fitted with old family furniture, to be turned into a cave in which he would certainly be able to crawl unhampered in all directions but at the price of shedding instantly and totally all recollection of his human past? He had indeed been close to the brink of forgetfulness and only the voice of his mother, which he had not heard for so long, had drawn him back from it. Nothing should be taken out of his room; everything must stay as it was; he could not dispense with the beneficial effects of the furniture on his state of mind; and even if the furniture did hamper him in his senseless crawling around and around, that was no drawback but a great advantage.
2.20
Aber die Schwester war leider anderer Meinung; sie hatte sich, allerdings nicht ganz unberechtigt, angewöhnt, bei Besprechung der Angelegenheiten Gregors als besonders Sachverständige gegenüber den Eltern aufzutreten, und so war auch jetzt der Rat der Mutter für die Schwester Grund genug, auf der Entfernung nicht nur des Kastens und des Schreibtisches, an die sie zuerst allein gedacht hatte, sondern auf der Entfernung sämtlicher Möbel, mit Ausnahme des unentbehrlichen Kanapees, zu bestehen. Es war natürlich nicht nur kindlicher Trotz und das in der letzten Zeit so unerwartet und schwer erworbene Selbstvertrauen, das sie zu dieser Forderung bestimmte; sie hatte doch auch tatsächlich beobachtet, daß Gregor viel Raum zum Kriechen brauchte, dagegen die Möbel, soweit man sehen konnte, nicht im geringsten benützte. Vielleicht aber spielte auch der schwärmerische Sinn der Mädchen ihres Alters mit, der bei jeder Gelegenheit seine Befriedigung sucht, und durch den Grete jetzt sich dazu verlocken ließ, die Lage Gregors noch schreckenerregender machen zu wollen, um dann noch mehr als bis jetzt für ihn leisten zu können. Denn in einen Raum, in dem Gregor ganz allein die leeren Wände beherrschte, würde wohl kein Mensch außer Grete jemals einzutreten sich getrauen.
Unfortunately his sister was of the contrary opinion; she had grown accustomed, and not without reason, to consider herself an expert in Gregor's affairs as against her parents, and so her mother's advice was now enough to make her determined on the removal not only of the chest and the desk, which had been her first intention, but of all the furniture except the indispensable sofa. This determination was not, of course, merely the outcome of childish recalcitrance and of the self-confidence she had recently developed so unexpectedly and at such cost; she had in fact perceived that Gregor needed a lot of space to crawl around in, while on the other hand he never used the furniture at all, so far as could be seen. Another factor might also have been the enthusiastic temperament of girls her age, which seeks to indulge itself at every opportunity and which now tempted Grete to exaggerate the horror of her brother's circumstances in order that she might do all the more for him. In a room where Gregor lorded it all alone over empty walls no one except herself was likely ever to set foot.
2.21
Und so ließ sie sich von ihrem Entschlusse durch die Mutter nicht abbringen, die auch in diesem Zimmer vor lauter Unruhe unsicher schien, bald verstummte und der Schwester nach Kräften beim Hinausschaffen des Kastens half. Nun, den Kasten konnte Gregor im Notfall noch entbehren, aber schon der Schreibtisch mußte bleiben. Und kaum hatten die Frauen mit dem Kasten, an den sie sich ächzend drückten, das Zimmer verlassen, als Gregor den Kopf unter dem Kanapee hervorstieß, um zu sehen, wie er vorsichtig und möglichst rücksichtsvoll eingreifen könnte. Aber zum Unglück war es gerade die Mutter, welche zuerst zurückkehrte, während Grete im Nebenzimmer den Kasten umfangen hielt und ihn allein hin und her schwang, ohne ihn natürlich von der Stelle zu bringen. Die Mutter aber war Gregors Anblick nicht gewöhnt, er hätte sie krank machen können, und so eilte Gregor erschrocken im Rückwärtslauf bis an das andere Ende des Kanapees, konnte es aber nicht mehr verhindern, daß das Leintuch vorne ein wenig sich bewegte. Das genügte, um die Mutter aufmerksam zu machen. Sie stockte, stand einen Augenblick still und ging dann zu Grete zurück.
And so she was not to be moved from her resolve by her mother, who seemed, moreover, to be ill at ease in Gregor's room and therefore unsure of herself, was soon reduced to silence and helped her daughter as best she could to push the chest outside. Now, Gregor could do without the chest if need be, but the desk had to stay. As soon as the two women had gotten the chest out of his room, groaning as they pushed it, Gregor stuck his head out from under the sofa to see how he might intervene as considerately and cautiously as possible. But as bad luck would have it, his mother was the first to return, leaving Grete grappling with the chest in the room next door where she was trying to shift it all by herself, without of course moving it from the spot. His mother however was not accustomed to the sight of him, it might sicken her, and so in alarm Gregor backed quickly to the other end of the sofa, yet could not prevent the sheet from swaying a little in front. That was enough to put her on the alert. She paused, stood still for a moment, and then went back to Grete.
2.22
Trotzdem sich Gregor immer wieder sagte, daß ja nichts Außergewöhnliches geschehe, sondern nur ein paar Möbel umgestellt würden, wirkte doch, wie er sich bald eingestehen mußte, dieses Hin- und Hergehen der Frauen, ihre kleinen Zurufe, das Kratzen der Möbel auf dem Boden, wie ein großer, von allen Seiten genährter Trubel auf ihn, und er mußte sich, so fest er Kopf und Beine an sich zog und den Leib bis an den Boden drückte, unweigerlich sagen, daß er das Ganze nicht lange aushalten werde. Sie räumten ihm sein Zimmer aus; nahmen ihm alles, was ihm lieb war; den Kasten, in dem die Laubsäge und andere Werkzeuge lagen, hatten sie schon hinausgetragen; lockerten jetzt den schon im Boden fest eingegrabenen Schreibtisch, an dem er als Handelsakademiker, als Bürgerschüler, ja sogar schon als Volksschüler seine Aufgaben geschrieben hatte, – da hatte er wirklich keine Zeit mehr, die guten Absichten zu prüfen, welche die zwei Frauen hatten, deren Existenz er übrigens fast vergessen hatte, denn vor Erschöpfung arbeiteten sie schon stumm, und man hörte nur das schwere Tappen ihrer Füße.
Although Gregor kept reassuring himself that nothing out of the ordinary was happening, that only a few bits of furniture were being rearranged, he soon had to admit that all this trotting to and fro of the two women, their little shouts to each other, and the scraping of furniture along the floor had the effect on him of some vast disturbance coming from all sides at once, and however much he tucked in his head and legs and pressed his body to the floor, he had to confess that he would not be able to stand it much longer. They were clearing his room out, taking away everything he loved; the chest in which he kept his jigsaw and other tools was already dragged off; they were now loosening the desk which had almost sunk into the floor, the desk at which he had done all his homework when he was at the commer-cial academy, at the secondary school before that, and, yes, even at the primary school - he had no more time to waste in weighing the good intentions of the two women, whose existence he had by now almost forgotten, for they were so exhausted that they were laboring in silence and nothing could be heard but the heavy scuffling of their feet.
2.23
Und so brach er denn hervor – die Frauen stützten sich gerade im Nebenzimmer an den Schreibtisch, um ein wenig zu verschnaufen –, wechselte viermal die Richtung des Laufes, er wußte wirklich nicht, was er zuerst retten sollte, da sah er an der im übrigen schon leeren Wand auffallend das Bild der in lauter Pelzwerk gekleideten Dame hängen, kroch eilends hinauf und preßte sich an das Glas, das ihn festhielt und seinem heißen Bauch wohltat. Dieses Bild wenigstens, das Gregor jetzt ganz verdeckte, würde nun gewiß niemand wegnehmen. Er verdrehte den Kopf nach der Tür des Wohnzimmers, um die Frauen bei ihrer Rückkehr zu beobachten.
And so he broke out - the women were just leaning against the desk in the next room to give themselves a breather - and four times changed his direction, since he really did not know what to rescue first, then on the wall opposite, which was already all but empty, he was struck by the picture of the lady muffled in so much fur and quickly crawled up to it and pressed himself to the glass, which was a good surface to adhere to and soothed his hot belly. This picture at least, now entirely hidden beneath him, was going to be removed by nobody. He turned his head toward the door of the living room so as to observe the women when they came back.
2.24
Sie hatten sich nicht viel Ruhe gegönnt und kamen schon wieder; Grete hatte den Arm um die Mutter gelegt und trug sie fast. "Also was nehmen wir jetzt?" sagte Grete und sah sich um. Da kreuzten sich ihre Blicke mit denen Gregors an der Wand. Wohl nur infolge der Gegenwart der Mutter behielt sie ihre Fassung, beugte ihr Gesicht zur Mutter, um diese vom Herumschauen abzuhalten, und sagte, allerdings zitternd und unüberlegt: "Komm, wollen wir nicht lieber auf einen Augenblick noch ins Wohnzimmer zurückgehen?" Die Absicht Gretes war für Gregor klar, sie wollte die Mutter in Sicherheit bringen und dann ihn von der Wand hinunterjagen. Nun, sie konnte es ja immerhin versuchen! Er saß auf seinem Bild und gab es nicht her. Lieber würde er Grete ins Gesicht springen.
They had not allowed themselves much of a rest and were already returning; Grete had twined her arm around her mother and was almost supporting her. "Well, what shall we take now?" said Grete, looking around. Her eyes met Gregor's from the wall. She kept her composure, presumably because of her mother, bent her head down to her mother, to keep her from looking up, and said, although in a trembling and unconvincing tone of voice: "Come, hadn't we better go back to the living room for a moment?" Her intentions were clear enough to Gregor, she wanted to get her mother to safety and then drive him down from the wall. Well, just let her try it! He clung to his picture and would not give it up. He would rather fly in Grete's face.
2.25
Aber Gretes Worte hatten die Mutter erst recht beunruhigt, sie trat zur Seite, erblickte den riesigen braunen Fleck auf der geblümten Tapete, rief, ehe ihr eigentlich zum Bewußtsein kam, daß das Gregor war, was sie sah, mit schreiender, rauher Stimme: "Ach Gott, ach Gott! " und fiel mit ausgebreiteten Armen, als gebe sie alles auf, über das Kanapee hin und rührte sich nicht. "Du, Gregor! " rief die Schwester mit erhobener Faust und eindringlichen Blicken. Es waren seit der Verwandlung die ersten Worte, die sie unmittelbar an ihn gerichtet hatte. Sie lief ins Nebenzimmer, um irgendeine Essenz zu holen, mit der sie die Mutter aus ihrer Ohnmacht wecken könnte; Gregor wollte auch helfen – zur Rettung des Bildes war noch Zeit –; er klebte aber fest an dem Glas und mußte sich mit Gewalt losreißen; er lief dann auch ins Nebenzimmer, als könne er der Schwester irgendeinen Rat geben, wie in früherer Zeit; mußte dann aber untätig hinter ihr stehen, während sie in verschiedenen Fläschchen kramte; erschreckte sie noch, als sie sich umdrehte; eine Flasche fiel auf den Boden und zerbrach; ein Splitter verletzte Gregor im Gesicht, irgendeine ätzende Medizin umfloß ihn; Grete nahm nun, ohne sich länger aufzuhalten, soviel Fläschchen, als sie nur halten konnte, und rannte mit ihnen zur Mutter hinein; die Tür schlug sie mit dem Fuße zu. Gregor war nun von der Mutter abgeschlossen, die durch seine Schuld vielleicht dem Tode nahe war; die Tür durfte er nicht öffnen, wollte er die Schwester, die bei der Mutter bleiben mußte, nicht verjagen; er hatte jetzt nichts zu tun, als zu warten; und von Selbstvorwürfen und Besorgnis bedrängt, begann er zu kriechen, überkroch alles, Wände, Möbel und Zimmerdecke und fiel endlich in seiner Verzweiflung, als sich das ganze Zimmer schon um ihn zu drehen anfing, mitten auf den großen Tisch.
But Grete's words had succeeded in upsetting her mother, who took a step to one side, caught sight of the huge brown mass on the flowered wallpaper, and before she was really aware that what she saw was Gregor, screamed in a loud, hoarse voice, "Oh God, oh God!" fell with outspread arms over the sofa as if giving up, and did not move. "Gregor!" cried his sister, shaking her fist and glaring at him. This was the first time she had directly addressed him since his metamorphosis. She ran into the next room for some smelling salts with which to rouse her mother from her fainting fit. Gregor wanted to help too - there was time to rescue the picture later - but he was stuck fast to the glass and had to tear himself loose; he then ran after his sister into the next room as if he could still advise her the way he used to; but all he could do was stand helplessly behind her; she meanwhile searched among various small bottles and when she turned around started in alarm at the sight of him; one bottle fell on the floor and broke; a splinter of glass cut Gregor's face and some kind of corrosive medicine splashed him; without pausing a moment longer Grete gathered up all the bottles she could carry and ran to her mother with them; she banged the door shut with her foot. Gregor was now cut off from his mother, who was perhaps about to die because of him; he dared not open the door for fear of frightening away his sister, who had to stay with her mother; there was nothing he could do but wait; and tormented by self-reproach and worry he began now to crawl to and fro, over everything, walls, furniture, and ceiling, and finally in his despair, when the whole room seemed to be reeling around him, fell down onto the middle of the big table.
2.26
Es verging eine kleine Weile, Gregor lag matt da, ringsherum war es still, vielleicht war das ein gutes Zeichen. Da läutete es. Das Mädchen war natürlich in ihrer Küche eingesperrt und Grete mußte daher öffnen gehen. Der Vater war gekommen. "Was ist geschehen" waren seine ersten Worte; Gretes Aussehen hatte ihm wohl alles verraten. Grete antwortete mit dumpfer Stimme, offenbar drückte sie ihr Gesicht an des Vaters Brust: "Die Mutter war ohnmächtig, aber es geht ihr schon besser. Gregor ist ausgebrochen. " "Ich habe es ja erwartet", sagte der Vater, "ich habe es euch ja immer gesagt, aber ihr Frauen wollt nicht hören." Gregor war es klar, daß der Vater Gretes allzukurze Mitteilung schlecht gedeutet hatte und annahm, daß Gregor sich irgendeine Gewalttat habe zuschulden kommen lassen. Deshalb mußte Gregor den Vater jetzt zu besänftigen suchen, denn ihn aufzuklären hatte er weder Zeit noch Möglichkeit. Und so flüchtete er sich zur Tür seines Zimmers und drückte sich an sie, damit der Vater beim Eintritt vom Vorzimmer her gleich sehen könne, daß Gregor die beste Absicht habe, sofort in sein Zimmer zurückzukehren, und daß es nicht nötig sei, ihn zurückzutreiben, sondern daß man nur die Tür zu öffnen brauche, und gleich werde er verschwinden.
A little while elapsed, Gregor was still lying there feebly and all around him was quiet; perhaps that was a good omen. Then the doorbell rang. The maid was of course locked in her kitchen, and Grete had to go and open the door. It was his father. "What's happened?" were his first words; the look on Grete's face must have told him everything. Grete answered in a muffled voice, apparently hiding her head on his chest: "Mother fainted, but she's better now. Gregor's broken loose." "Just what I expected," said his father, "just what I've been telling you would happen, but you women would never listen." It was clear to Gregor that his father had taken the worst interpretation of Grete's all too brief statement and was assuming that Gregor had been guilty of some violent act. Therefore Gregor must now try to calm his father down, since he had neither time nor means for an explanation. And so he ran to the door of his own room and crouched against it, to let his father see as soon as he came in from the hall that his son had the good intention of getting back into his room immediately and that it was not necessary to drive him there, but that if only the door were opened for him he would disappear at once.
2.27
Aber der Vater war nicht in der Stimmung, solche Feinheiten zu bemerken; "Ah! " rief er gleich beim Eintritt in einem Tone, als sei er gleichzeitig wütend und froh. Gregor zog den Kopf von der Tür zurück und hob ihn gegen den Vater. So hatte er sich den Vater wirklich nicht vorgestellt, wie er jetzt dastand; allerdings hatte er in der letzten Zeit über dem neuartigen Herumkriechen versäumt, sich so wie früher um die Vorgänge in der übrigen Wohnung zu kümmern, und hätte eigentlich darauf gefaßt sein müssen, veränderte Verhältnisse anzutreffen. Trotzdem, trotzdem, war das noch der Vater? Der gleiche Mann, der müde im Bett vergraben lag, wenn früher Gregor zu einer Geschäftsreise ausgerückt war; der ihn an Abenden der Heimkehr im Schlafrock im Lehnstuhl empfangen hatte; gar nicht recht imstande war, aufzustehen, sondern zum Zeichen der Freude nur die Arme gehoben hatte, und der bei den seltenen gemeinsamen Spaziergängen an ein paar Sonntagen im Jahr und an den höchsten Feiertagen zwischen Gregor und der Mutter, die schon an und für sich langsam gingen, immer noch ein wenig langsamer, in seinen alten Mantel eingepackt, mit stets vorsichtig aufgesetztem Krückstock sich vorwärts arbeitete und, wenn er etwas sagen wollte, fast immer stillstand und seine Begleitung um sich versammelte? Nun aber war er recht gut aufgerichtet; in eine straffe blaue Uniform mit Goldknöpfen gekleidet, wie sie Diener der Bankinstitute tragen; über dem hohen steifen Kragen des Rockes entwickelte sich sein starkes Doppelkinn; unter den buschigen Augenbrauen drang der Blick der schwarzen Augen frisch und aufmerksam hervor; das sonst zerzauste weiße Haar war zu einer peinlich genauen, leuchtenden Scheitelfrisur niedergekämmt. Er warf seine Mütze, auf der ein Goldmonogramm, wahrscheinlich das einer Bank, angebracht war, über das ganze Zimmer im Bogen auf das Kanapee hin und ging, die Enden seines langen Uniformrockes zurückgeschlagen, die Hände in den Hosentaschen, mit verbissenem Gesicht auf Gregor zu. Er wußte wohl selbst nicht, was er vor hatte; immerhin hob er die Füße ungewöhnlich hoch, und Gregor staunte über die Riesengröße seiner Stiefelsohlen. Doch hielt er sich dabei nicht auf, er wußte ja noch vom ersten Tage seines neuen Lebens her, daß der Vater ihm gegenüber nur die größte Strenge für angebracht ansah. Und so lief er vor dem Vater her, stockte, wenn der Vater stehen blieb, und eilte schon wieder vorwärts, wenn sich der Vater nur rührte. So machten sie mehrmals die Runde um das Zimmer, ohne daß sich etwas Entscheidendes ereignete, ja ohne daß das Ganze infolge seines langsamen Tempos den Anschein einer Verfolgung gehabt hätte. Deshalb blieb auch Gregor vorläufig auf dem Fußboden, zumal er fürchtete, der Vater könnte eine Flucht auf die Wände oder den Plafond für besondere Bosheit halten. Allerdings mußte sich Gregor sagen, daß er sogar dieses Laufen nicht lange aushalten würde, denn während der Vater einen Schritt machte, mußte er eine Unzahl von Bewegungen ausführen. Atemnot begann sich schon bemerkbar zu machen, wie er ja auch in seiner früheren Zeit keine ganz vertrauenswürdige Lunge besessen hatte. Als er nun so dahintorkelte, um alle Kräfte für den Lauf zu sammeln, kaum die Augen offenhielt; in seiner Stumpfheit an eine andere Rettung als durch Laufen gar nicht dachte; und fast schon vergessen hatte, daß ihm die Wände freistanden, die hier allerdings mit sorgfältig geschnitzten Möbeln voll Zacken und Spitzen verstellt waren – da flog knapp neben ihm, leicht geschleudert, irgendetwas nieder und rollte vor ihm her. Es war ein Apfel; gleich flog ihm ein zweiter nach; Gregor blieb vor Schrecken stehen; ein Weiterlaufen war nutzlos, denn der Vater hatte sich entschlossen, ihn zu bombardieren. Aus der Obstschale auf der Kredenz hatte er sich die Taschen gefüllt und warf nun, ohne vorläufig scharf zu zielen, Apfel für Apfel. Diese kleinen roten Äpfel rollten wie elektrisiert auf dem Boden herum und stießen aneinander. Ein schwach geworfener Apfel streifte Gregors Rücken, glitt aber unschädlich ab. Ein ihm sofort nachfliegender drang dagegen förmlich in Gregors Rücken ein; Gregor wollte sich weiterschleppen, als könne der überraschende unglaubliche Schmerz mit dem Ortswechsel vergehen; doch fühlte er sich wie festgenagelt und streckte sich in vollständiger Verwirrung aller Sinne. Nur mit dem letzten Blick sah er noch, wie die Tür seines Zimmers aufgerissen wurde, und vor der schreienden Schwester die Mutter hervoreilte, im Hemd, denn die Schwester hatte sie entkleidet, um ihr in der Ohnmacht Atemfreiheit zu verschaffen, wie dann die Mutter auf den Vater zulief und ihr auf dem Weg die aufgebundenen Röcke einer nach dem anderen zu Boden glitten, und wie sie stolpernd über die Röcke auf den Vater eindrang und ihn umarmend, in gänzlicher Vereinigung mit ihm – nun versagte aber Gregors Sehkraft schon – die Hände an des Vaters Hinterkopf um Schonung von Gregors Leben bat.
Yet his father was not in the mood to perceive such find distinctions. "Aha!" he cried as soon as he appeared, in a tone that sounded at once angry and exultant. Gregor drew his head back from the door and lifted it to look at his father. Truly, this was not the father he had imagined to himself; admittedly he had been too absorbed of late in his new recreation of crawling over the ceiling to take the same interest as before in what was happening elsewhere in the apartment, and he really should have been prepared for some changes. And yet, and yet, could that be his father? The man who used to lie wearily sunk in bed whenever Gregor set out on a business trip; who on the evenings of his return welcomed him back lying in an easy chair in his bathrobe; who could not really rise to his feet but only lifted his arms in greeting, and who on the rare occasions when he did go out with his family, on one or two Sundays a year and on the most important holidays, walked between Gregor and his mother, who were slow walkers themselves, even more slowly than they did, muffled in his old overcoat, shuffling laboriously forward with the help of his crook-handled cane, which he set down most cautiously at every step and, whenever he wanted to say anything, nearly always came to a full stop and gathered his escort around him? Now he was standing there straight as a stick, dressed in a smart blue uniform with gold buttons, such as bank attendants wear; his strong double chin bulged over the stiff high collar of his jacket; from under his bushy eyebrows his black eyes darted fresh and penetrating glances; his formerly tangled white hair had been combed flat on either side of a shining and carefully exact parting. He pitched his cap, which bore a gold monogram, probably the badge of some bank, in a wide arc across the whole room onto a sofa and with the tail-ends of his jacket thrown back, his hands in his trouser pockets, advanced with a grim visage toward Gregor. Likely enough he did not himself know what he meant to do; at any rate, he lifted his feet unusually high off the floor, and Gregor was dumbfounded at the enormous size of his shoe soles. But Gregor could not risk standing up to him, aware, as he had been from the very first day of his new life, that his father believed only the severest measures suitable for dealing with him. And so he ran before his father, stopping when he stopped and scuttling forward again when his father made any kind of move. In this way they circled the room several times without anything decisive happening, indeed the whole operation did not even look like a pursuit because it was carried out so slowly. And so Gregor confined himself to the floor, for he feared that his father might interpret any recourse to the walls or the ceiling as especially wicked behavior. All the same, he could not keep this race up much longer, for while his father took a single step he had to carry out a whole series of movements. He was already beginning to feel breathless, just as in his former life his lungs had not been very dependable. As he was staggering along, trying to concentrate his energy on running, hardly keeping his eyes open, in his dazed state never even thinking of any other escape than simply going forward, and having almost for-gotten that the walls were free to him, which in this room, to be sure, were obstructed by finely carved pieces of furni-ture full of sharp points and jagged edges - suddenly some-thing lightly flung landed close beside him and rolled in front of him. It was an apple; a second apple followed immediately; Gregor came to a stop in alarm; there was no point in running away now, for his father was determined to bombard him. He had filled his pockets with fruit from the dish on the sideboard and was now throwing apple after apple, without taking particularly good aim for the moment. The small red apples rolled about the floor as if magnetized and bumped into each other. An apple thrown without much force grazed Gregor's back and glanced off harmlessly. But another, following immediately, landed right on his back and got stuck in it; Gregor wanted to drag himself forward, as if this startling, incredible pain would disappear if he moved to a different spot; but he felt as if he were nailed to the floor, and stretched himself out in the complete derangement of all his senses. With his last conscious look he saw the door of his room being torn open and his mother rushing out ahead of his screaming sister, in her underbodice, for her daughter had loosened her clothing to let her breathe more freely and recover from her swoon; he saw his mother rushing toward his father, leaving her loosened petticoats, one after another, behind her on the floor, stumbling over them straight to his father and embracing him, in complete union with him - but by now Gregor's sight was already failing - with her hands clasped around his father's neck as she begged for Gregor's life.
2.28
  3
Die schwere Verwundung Gregors, an der er über einen Monat litt – der Apfel blieb, da ihn niemand zu entfernen wagte, als sichtbares Andenken im Fleische sitzen –, schien selbst den Vater daran erinnert zu haben, daß Gregor trotz seiner gegenwärtigen traurigen und ekelhaften Gestalt ein Familienmitglied war, das man nicht wie einen Feind behandeln durfte, sondern dem gegenüber es das Gebot der Familienpflicht war, den Widerwillen hinunterzuschlucken und zu dulden, nichts als zu dulden.
The serious injury done to Gregor, which disabled him for more than a month - the apple remained stuck in his body as a visible reminder, since no one dared to remove it - seemed to have made even his father recollect that Gregor was a member of the family, despite his present unfortunate and repulsive shape, and ought not to be treated as an enemy, that, on the contrary family duty required them to swallow their disgust and to practice patience, nothing but patience.
3.1
Und wenn nun auch Gregor durch seine Wunde an Beweglichkeit wahrscheinlich für immer verloren hatte und vorläufig zur Durchquerung seines Zimmers wie ein alter Invalide lange, lange Minuten brauchte – an das Kriechen in der Höhe war nicht zu denken –, so bekam er für diese Verschlimmerung seines Zustandes einen seiner Meinung nach vollständig genügenden Ersatz dadurch, daß immer gegen Abend die Wohnzimmertür, die er schon ein bis zwei Stunden vorher scharf zu beobachten pflegte, geöffnet wurde, so daß er, im Dunkel seines Zimmers liegend, vom Wohnzimmer aus unsichtbar, die ganze Familie beim beleuchteten Tische sehen und ihre Reden, gewissermaßen mit allgemeiner Erlaubnis, also ganz anders als früher, anhören durfte.
And although his injury had impaired, probably forever, his powers of movement, and for the time being it took him long, long minutes to creep across his room like an old invalid - there was no question now of crawling up the wall - yet in his own opinion he was sufficiently compensated for this worsening of his condition by the fact that toward evening the living-room door, which he used to watch intently for an hour or two beforehand, was now always opened, so that lying in the darkness of his room, invisible to the family, he was permitted to see them all at the lamp-lit table and listen to their talk by general consent, as it were, very different from his earlier eavesdropping.
3.2
Freilich waren es nicht mehr die lebhaften Unterhaltungen der früheren Zeiten, an die Gregor in den kleinen Hotelzimmern stets mit einigem Verlangen gedacht hatte, wenn er sich müde in das feuchte Bettzeug hatte werfen müssen. Es ging jetzt meist nur sehr still zu. Der Vater schlief bald nach dem Nachtessen in seinem Sessel ein; die Mutter und Schwester ermahnten einander zur Stille; die Mutter nähte, weit unter das Licht vorgebeugt, feine Wäsche für ein Modengeschäft; die Schwester, die eine Stellung als Verkäuferin angenommen hatte, lernte am Abend Stenographie und Französisch, um vielleicht später einmal einen besseren Posten zu erreichen. Manchmal wachte der Vater auf, und als wisse er gar nicht, daß er geschlafen habe, sagte er zur Mutter: "Wie lange du heute schon wieder nähst! " und schlief sofort wieder ein, während Mutter und Schwester einander müde zulächelten.
True, their conversation lacked the lively character of former times, which he had always called to mind with a certain wistfulness in the small hotel bedrooms where he so often used to throw himself down, tired out, on the damp bedding. They were now mostly very silent. Soon after supper his father would fall asleep in his armchair; his mother and sister would admonish each other to be silent; his mother, bending low under the lamp, would sew delicate undergarments for a fashionable shop; his sister, who had taken a job as a salesgirl, was learning shorthand and French in the evenings in the hopes of getting better position some day. Sometimes his father woke up, and as if quite unaware that he had been sleeping said to his mother: "What a lot of sewing you're doing today!" and at once fell asleep again, while the two women exchanged a tired smile.
3.3
Mit einer Art Eigensinn weigerte sich der Vater auch, zu Hause seine Dieneruniform abzulegen; und während der Schlafrock nutzlos am Kleiderhaken hing, schlummerte der Vater vollständig angezogen auf seinem Platz, als sei er immer zu seinem Dienste bereit und warte auch hier auf die Stimme des Vorgesetzten. Infolgedessen verlor die gleich anfangs nicht neue Uniform trotz aller Sorgfalt von Mutter und Schwester an Reinlichkeit, und Gregor sah oft ganze Abende lang auf dieses über und über fleckige, mit seinen stets geputzten Goldknöpfen leuchtende Kleid, in dem der alte Mann höchst unbequem und doch ruhig schlief.
With a kind of mulishness his father persisted in keeping his uniform on even in the house; his robe hung uselessly on its peg and he slept fully dressed where he sat, as if he were ready for service at any moment and even here only awaiting the call of his superior. As a result, his uniform, which was not brand-new to start with, began to look dirty, despite all the loving care of the mother and sister to keep it clean, and Gregor often spent whole evenings gazing at the many greasy spots on the garment, gleaming with gold buttons always in a high state of polish, in which the old man sat sleeping in extreme discomfort and yet quite peacefully.
3.4
Sobald die Uhr zehn schlug, suchte die Mutter durch leise Zusprache den Vater zu wecken und dann zu überreden, ins Bett zu gehen, denn hier war es doch kein richtiger Schlaf und diesen hatte der Vater, der um sechs Uhr seinen Dienst antreten mußte, äußerst nötig. Aber in dem Eigensinn, der ihn, seitdem er Diener war, ergriffen hatte, bestand er immer darauf, noch länger bei Tisch zu bleiben, trotzdem er regelmäßig einschlief, und war dann überdies nur mit der größten Mühe zu bewegen, den Sessel mit dem Bett zu vertauschen. Da mochten Mutter und Schwester mit kleinen Ermahnungen noch so sehr auf ihn eindringen, viertelstundenlang schüttelte er langsam den Kopf, hielt die Augen geschlossen und stand nicht auf. Die Mutter zupfte ihn am Ärmel, sagte ihm Schmeichelworte ins Ohr, die Schwester verließ ihre Aufgabe, um der Mutter zu helfen, aber beim Vater verfing das nicht. Er versank nur noch tiefer in seinen Sessel. Erst bis ihn die Frauen unter den Achseln faßten, schlug er die Augen auf, sah abwechselnd die Mutter und die Schwester an und pflegte zu sagen: "Das ist ein Leben. Das ist die Ruhe meiner alten Tage. " Und auf die beiden Frauen gestützt, erhob er sich, umständlich, als sei er für sich selbst die größte Last, ließ sich von den Frauen bis zur Türe führen, winkte ihnen dort ab und ging nun selbständig weiter, während die Mutter ihr Nähzeug, die Schwester ihre Feder eiligst hinwarfen, um hinter dem Vater zu laufen und ihm weiter behilflich zu sein.
As soon as the clock struck ten his mother tried to rouse his father with gentle words and to persuade him after that to get into bed, for sitting there he could not have a proper sleep and that was what he needed most, since he had to go on duty at six. But with the mulishness he displayed since becoming a bank attendant he always insisted on staying longer at the table, although he regularly fell asleep again and finally only with the greatest trouble could be persuaded to relinquish his armchair and go to bed. However insistently Gregor's mother and sister kept urging him with gentle reminders, he would go on slowly shaking his head for a quarter of an hour, keeping his eyes shut, and refuse to get to his feet. The mother plucked at his sleeve, whispering endearments in his ear, the sister left her lessons to come to her mother's help, but it all made little impression on Gregor's father. He would only sink down deeper in his chair. Not until the two women hoisted him up by the armpits did he open his eyes and look at them both, one after the other, usually with the remark, "What a life. So this is the peace and quiet of my old age." And leaning on the two of them he would heave himself up, with difficulty, as if he were his own greatest burden, permit them to lead him as far as the door, and then wave them away and go on alone, while the mother threw down her needlework and the sister her pen in order to run after him and be of further assistance.
3.5
Wer hatte in dieser abgearbeiteten und übermüdeten Familie Zeit, sich um Gregor mehr zu kümmern, als unbedingt nötig war? Der Haushalt wurde immer mehr eingeschränkt; das Dienstmädchen wurde nun doch entlassen; eine riesige knochige Bedienerin mit weißem, den Kopf umflatterndem Haar kam des Morgens und des Abends, um die schwerste Arbeit zu leisten; alles andere besorgte die Mutter neben ihrer vielen Näharbeit. Es geschah sogar, daß verschiedene Familienschmuckstücke, welche früher die Mutter und die Schwester überglücklich bei Unterhaltungen und Feierlichkeiten getragen hatten, verkauft wurden, wie Gregor am Abend aus der allgemeinen Besprechung der erzielten Preise erfuhr. Die größte Klage war aber stets, daß man diese für die gegenwärtigen Verhältnisse allzugroße Wohnung nicht verlassen konnte, da es nicht auszudenken war, wie man Gregor übersiedeln sollte. Aber Gregor sah wohl ein, daß es nicht nur die Rücksicht auf ihn war, welche eine Übersiedlung verhinderte, denn ihn hätte man doch in einer passenden Kiste mit ein paar Luftlöchern leicht transportieren können; was die Familie hauptsächlich vom Wohnungswechsel abhielt, war vielmehr die völlige Hoffnungslosigkeit und der Gedanke daran, daß sie mit einem Unglück geschlagen war, wie niemand sonst im ganzen Verwandten- und Bekanntenkreis. Was die Welt von armen Leuten verlangt, erfüllten sie bis zum äußersten, der Vater holte den kleinen Bankbeamten das Frühstück, die Mutter opferte sich für die Wäsche fremder Leute, die Schwester lief nach dem Befehl der Kunden hinter dem Pulte hin und her, aber weiter reichten die Kräfte der Familie schon nicht. Und die Wunde im Rücken fing Gregor wie neu zu schmerzen an, wenn Mutter und Schwester, nachdem sie den Vater zu Bett gebracht hatten, nun zurückkehrten, die Arbeit liegen ließen, nahe zusammenrückten, schon Wange an Wange saßen; wenn jetzt die Mutter, auf Gregors Zimmer zeigend, sagte: "Mach’ dort die Tür zu, Grete," und wenn nun Gregor wieder im Dunkel war, während nebenan die Frauen ihre Tränen vermischten oder gar tränenlos den Tisch anstarrten.
Who could find time in this overworked and tired-out family to bother about Gregor more than was absolutely necessary? The household was reduced more and more; the maid was now let go; a gigantic bony cleaning woman with white hair flying around her head came in mornings and evenings to do the rough work; Gregor's mother did all the rest, as well as all her sewing. Even various pieces of family jewelry, which his mother and sister had loved to wear at parties and celebrations, had to be sold, as Gregor discovered one evening from hearing them discuss the prices obtained. But what they lamented most was the fact that they could not leave the apartment, which was much too big for their present circumstances, because they could not think of any way to transfer Gregor. Yet Gregor saw well enough that consideration for him was not the main difficulty preventing the move, for they could easily have carried him in some suitable box with a few air holes in it; what really kept them from moving into another apartment was rather their own complete hopelessness and the belief that they had been singled out for a misfortune such as had never happened to any of their relations or acquaintances. They fulfilled to the utmost all that the world demands of poor people: the father fetched breakfast for the minor clerks in the bank, the mother devoted her energy to making underwear for stran-gers, the sister trotted back and forth behind the counter at the demand of her customers, but more than this they had not the strength to do. And the wound in Gregor's back began to hurt him afresh when his mother and sister, after getting his father into bed, came back again, left their work lying, drew close to each other, and sat cheek by cheek - when his mother, pointing toward his room, said, "Shut that door now, Grete," and he was left again in darkness, while next door the women mingled their tears or perhaps sat dry-eyed, staring at the table.
3.6
Die Nächte und Tage verbrachte Gregor fast ganz ohne Schlaf. Manchmal dachte er daran, beim nächsten Öffnen der Tür die Angelegenheiten der Familie ganz so wie früher wieder in die Hand zu nehmen; in seinen Gedanken erschienen wieder nach langer Zeit der Chef und der Prokurist, die Kommis und die Lehrjungen, der so begriffsstützige Hausknecht, zwei drei Freunde aus anderen Geschäften, ein Stubenmädchen aus einem Hotel in der Provinz, eine liebe, flüchtige Erinnerung, eine Kassiererin aus einem Hutgeschäft, um die er sich ernsthaft, aber zu langsam beworben hatte – sie alle erschienen untermischt mit Fremden oder schon Vergessenen, aber statt ihm und seiner Familie zu helfen, waren sie sämtlich unzugänglich, und er war froh, wenn sie verschwanden. Dann aber war er wieder gar nicht in der Laune, sich um seine Familie zu sorgen, bloß Wut über die schlechte Wartung erfüllte ihn, und trotzdem er sich nichts vorstellen konnte, worauf er Appetit gehabt hätte, machte er doch Pläne, wie er in die Speisekammer gelangen könnte, um dort zu nehmen, was ihm, auch wenn er keinen Hunger hatte, immerhin gebührte. Ohne jetzt mehr nachzudenken, womit man Gregor einen besonderen Gefallen machen könnte, schob die Schwester eiligst, ehe sie morgens und mittags ins Geschäft lief, mit dem Fuß irgendeine beliebige Speise in Gregors Zimmer hinein, um sie am Abend, gleichgültig dagegen, ob die Speise vielleicht nur verkostet oder – der häufigste Fall – gänzlich unberührt war, mit einem Schwenken des Besens hinauszukehren. Das Aufräumen des Zimmers, das sie nun immer abends besorgte, konnte gar nicht mehr schneller getan sein. Schmutzstreifen zogen sich die Wände entlang, hie und da lagen Knäuel von Staub und Unrat. In der ersten Zeit stellte sich Gregor bei der Ankunft der Schwester in derartige besonders bezeichnende Winkel, um ihr durch diese Stellung gewissermaßen einen Vorwurf zu machen. Aber er hätte wohl wochenlang dort bleiben können, ohne daß sich die Schwester gebessert hätte; sie sah ja den Schmutz genau so wie er, aber sie hatte sich eben entschlossen, ihn zu lassen. Dabei wachte sie mit einer an ihr ganz neuen Empfindlichkeit, die überhaupt die ganze Familie ergriffen hatte, darüber, daß das Aufräumen von Gregors Zimmer ihr vorbehalten blieb. Einmal hatte die Mutter Gregors Zimmer einer großen Reinigung unterzogen, die ihr nur nach Verbrauch einiger Kübel Wasser gelungen war – die viele Feuchtigkeit kränkte allerdings Gregor auch und er lag breit, verbittert und unbeweglich auf dem Kanapee –, aber die Strafe blieb für die Mutter nicht aus. Denn kaum hatte am Abend die Schwester die Veränderung in Gregors Zimmer bemerkt, als sie, aufs höchste beleidigt, ins Wohnzimmer lief und, trotz der beschwörend erhobenen Hände der Mutter, in einen Weinkrampf ausbrach, dem die Eltern – der Vater war natürlich aus seinem Sessel aufgeschreckt worden – zuerst erstaunt und hilflos zusahen, bis auch sie sich zu rühren anfingen; der Vater rechts der Mutter Vorwürfe machte, daß sie Gregors Zimmer nicht der Schwester zur Reinigung überließ; links dagegen die Schwester anschrie, sie werde niemals mehr Gregors Zimmer reinigen dürfen; während die Mutter den Vater, der sich vor Erregung nicht mehr kannte, ins Schlafzimmer zu schleppen suchte; die Schwester, von Schluchzen geschüttelt, mit ihren kleinen Fäusten den Tisch bearbeitete; und Gregor laut vor Wut darüber zischte, daß es keinem einfiel, die Tür zu schließen und ihm diesen Anblick und Lärm zu ersparen.
Gregor hardly slept at all now, night or day. He was often haunted by the idea that the next time the door opened he would take the family's affairs in hand again just as he used to do; once again after this long interval, there appeared in his thoughts the figures of the boss and the chief clerk, the salesmen and the apprentices, the messenger boy who was so dull-witted, two or three friends in other firms, a chambermaid in one of the rural hotels, a sweet and fleeting memory, a cashier in a milliner's shop, whom he had courted earnestly but too slowly - they all appeared, together with strangers or people he had quite forgotten, but instead of helping him and his family they were all inaccessible and he was glad when they vanished. At other times he would not be in the mood to bother about his family, he was only filled with rage at the way they were neglecting him, and although although he could not imagine what he might like to eat he would make plans for getting into the pantry to take the food that, after all, was due him, hungry or not. His sister no longer gave a second thought now to what might especially please him, but in the morning and at noon before she went to work hurriedly pushed into his room with her foot any food that was available, and in the evening cleared it out again with one sweep of the broom, heedless of whether it had been nibbled at, or - as most frequently happened - left completely untouched.  The cleaning of his room, which she now always did in the evenings, could not have been done more hastily. Streaks of dirt were smeared along the walls, here and there lay balls of dust and filth. At first Gregor used to station himself in some particularly filthy corner when his sister arrived in order to reproach her with it, so to speak. But he could have sat there for weeks without getting her to make any improvement; she could see the dirt as well as he did, but she had simply made up her mind to leave it alone. And yet, with a touchiness that was new to her, and which seemed, moreover, to have infected the whole family, she jealously guarded her claim to be the sole caretaker of Gregor's room. His mother once subjected his room to a thorough cleaning, which was achieved only by means of several buckets of water - all this dampness of course upset Gregor too and he lay stretched out, sulky and motionless on the sofa - but she was well punished for it. Hardly had his sister noticed the changed aspect of his room that eve-ning than she rushed mortally offended into the living room and, despite the imploringly raised hands of her mother, burst into a storm of weeping, while her parents - her father had of course been startled out of his chair - looked on at first in helpless amazement; then they too began to go into action; the father reproached the mother on his right for not having left the cleaning of Gregor's room to his sister; shrieked at the sister on his left that never again would she be allowed to clean Gregor's room; while the mother tried to drag the father into his bedroom since he was beside himself with agitation; the sister, shaken with sobs, then beat upon the table with her small fists; and Gregor hissed loudly with rage because not one of them thought of shutting the door to spare him such a spectacle and so much noise.
3.7
Aber selbst wenn die Schwester, erschöpft von ihrer Berufsarbeit, dessen überdrüssig geworden war, für Gregor, wie früher, zu sorgen, so hätte noch keineswegs die Mutter für sie eintreten müssen und Gregor hätte doch nicht vernachlässigt werden brauchen. Denn nun war die Bedienerin da. Diese alte Witwe, die in ihrem langen Leben mit Hilfe ihres starken Knochenbaues das Ärgste überstanden haben mochte, hatte keinen eigentlichen Abscheu vor Gregor. Ohne irgendwie neugierig zu sein, hatte sie zufällig einmal die Tür von Gregors Zimmer aufgemacht und war im Anblick Gregors, der, gänzlich überrascht, trotzdem ihn niemand jagte, hin und herzulaufen begann, die Hände im Schoß gefaltet staunend stehen geblieben. Seitdem versäumte sie nicht, stets flüchtig morgens und abends die Tür ein wenig zu öffnen und zu Gregor hineinzuschauen. Anfangs rief sie ihn auch zu sich herbei, mit Worten, die sie wahrscheinlich für freundlich hielt, wie "Komm mal herüber, alter Mistkäfer!" oder "Seht mal den alten Mistkäfer!" Auf solche Ansprachen antwortete Gregor mit nichts, sondern blieb unbeweglich auf seinem Platz, als sei die Tür gar nicht geöffnet worden. Hätte man doch dieser Bedienerin, statt sie nach ihrer Laune ihn nutzlos stören zu lassen, lieber den Befehl gegeben, sein Zimmer täglich zu reinigen! Einmal am frühen Morgen – ein heftiger Regen, vielleicht schon ein Zeichen des kommenden Frühjahrs, schlug an die Scheiben – war Gregor, als die Bedienerin mit ihren Redensarten wieder begann, derartig erbittert, daß er, wie zum Angriff, allerdings langsam und hinfällig, sich gegen sie wendete. Die Bedienerin aber, statt sich zu fürchten, hob bloß einen in der Nähe der Tür befindlichen Stuhl hoch empor, und wie sie mit groß geöffnetem Munde dastand, war ihre Absicht klar, den Mund erst zu schließen, wenn der Sessel in ihrer Hand auf Gregors Rücken niederschlagen würde. "Also weiter geht es nicht?" fragte sie, als Gregor sich wieder umdrehte, und stellte den Sessel ruhig in die Ecke zurück.
Still, even if the sister, exhausted by her daily work, had grown tired of looking after Gregor as she formerly did, there was no need at all for his mother's intervention or for Gregor's being neglected. The cleaning woman was there. This old widow, whose strong and bony frame had enabled her to survive the worst a long life could offer, had no particular aversion to Gregor. Without being in the least inquisitive she had once by chance opened the door to his room and at the sight of Gregor, who, taken by surprise, began to rush to and fro although no one was chasing him, merely stood there in amazement with her arms folded. From that time on she never failed to open his door a little for a moment, morning and evening, to have a look at him. At first she even used to call him to her, with words which apparently she meant to be friendly, such as: "Come on over here, you old dung beetle!" or "Will you look at that old dung beetle!" To such forms of address Gregor made no answer, but stayed motionless where he was, as if the door had never been opened. Instead of being allowed to disturb him so senselessly whenever the whim took her, that servant should have been ordered instead to clean out his room daily. Once, early in the morning - heavy rain was lashing at the windowpanes, perhaps a sign that spring was on its way - Gregor was so exasperated when she began addressing him again that he turned and went toward her as if to attack her, although slowly and feebly enough. But the cleaning woman, instead of being afraid, merely picked up a chair that happened to be beside the door, held it high, and as she stood there with her mouth wide open it was clear that she meant to shut it only after she brought the chair down on Gregor's back. "Not coming any closer, then?" she asked, as Gregor turned away again, and quietly put the chair back into the corner.
3.8
Gregor aß nun fast gar nichts mehr. Nur wenn er zufällig an der vorbereiteten Speise vorüberkam, nahm er zum Spiel einen Bissen in den Mund, hielt ihn dort stundenlang und spie ihn dann meist wieder aus. Zuerst dachte er, es sei die Trauer über den Zustand seines Zimmers, die ihn vom Essen abhalte, aber gerade mit den Veränderungen des Zimmers söhnte er sich sehr bald aus. Man hatte sich angewöhnt, Dinge, die man anderswo nicht unterbringen konnte, in dieses Zimmer hineinzustellen, und solcher Dinge gab es nun viele, da man ein Zimmer der Wohnung an drei Zimmerherren vermietet hatte. Diese ernsten Herren – alle drei hatten Vollbärte, wie Gregor einmal durch eine Türspalte feststellte – waren peinlich auf Ordnung, nicht nur in ihrem Zimmer, sondern, da sie sich nun einmal hier eingemietet hatten, in der ganzen Wirtschaft, also insbesondere in der Küche, bedacht. Unnützen oder gar schmutzigen Kram ertrugen sie nicht. Überdies hatten sie zum größten Teil ihre eigenen Einrichtungsstücke mitgebracht. Aus diesem Grunde waren viele Dinge überflüssig geworden, die zwar nicht verkäuflich waren, die man aber auch nicht wegwerfen wollte. Alle diese wanderten in Gregors Zimmer. Ebenso auch die Aschenkiste und die Abfallkiste aus der Küche. Was nur im Augenblick unbrauchbar war, schleuderte die Bedienerin, die es immer sehr eilig hatte, einfach in Gregors Zimmer; Gregor sah glücklicherweise meist nur den betreffenden Gegenstand und die Hand, die ihn hielt. Die Bedienerin hatte vielleicht die Absicht, bei Zeit und Gelegenheit die Dinge wieder zu holen oder alle insgesamt mit einemmal hinauszuwerfen, tatsächlich aber blieben sie dort liegen, wohin sie durch den ersten Wurf gekommen waren, wenn nicht Gregor sich durch das Rumpelzeug wand und es in Bewegung brachte, zuerst gezwungen, weil kein sonstiger Platz zum Kriechen frei war, später aber mit wachsendem Vergnügen, obwohl er nach solchen Wanderungen, zum Sterben müde und traurig, wieder stundenlang sich nicht rührte.
Gregor was now eating hardly anything. Only when he happened to pass the food laid out for him did he take a bit of something in his mouth as a kind of game, kept it there for hours at a time, and usually spat it out again. At first he thought it was chagrin over the state of his room that prevented him from eating, yet in fact he very quickly got used to the various changes in his room. It had become a habit in the family to put things into his room for which there was no space elsewhere, and there were plenty of these things now, since one of the rooms had been rented to three boarders. These serious gentlemen - all three of them with full beards, as Gregor once observed through a crack in the door - had a passion for order, not only in their own room but, since they were now members of the household, in all its arrangements, especially in the kitchen. They could not endure useless, let alone dirty, clutter. Besides, they had brought with them most of the furnishings they needed. For this reason many things could be dispensed with that it was no use trying to sell but that should not be thrown away either. All of them found their way into Gregor's room. The ash can likewise and the kitchen garbage can. Anything that was not needed for the moment was simply flung into Gregor's room by the cleaning woman, who did everything in a hurry; fortunately Gregor usually saw only the object, whatever it was, and the hand that held it. Perhaps she intended to take the things away again as time and opportunity offered, or to collect them until she could throw them all out in a heap, but in fact they just lay wherever she happened to throw them, except when Gregor pushed his way through the junk heap and arranged it somewhat, at first out of necessity because he had no room to crawl around in, but later with increasing enjoyment, although after such excursions, being sad and weary to death, he would lie motionless for hours.
3.9
Da die Zimmerherren manchmal auch ihr Abendessen zu Hause im gemeinsamen Wohnzimmer einnahmen, blieb die Wohnzimmertür an manchen Abenden geschlossen, aber Gregor verzichtete ganz leicht auf das öffnen der Tür, hatte er doch schon manche Abende, an denen sie geöffnet war, nicht ausgenützt, sondern war, ohne daß es die Familie merkte, im dunkelsten Winkel seines Zimmers gelegen. Einmal aber hatte die Bedienerin die Tür zum Wohnzimmer ein wenig offen gelassen, und sie blieb so offen, auch als die Zimmerherren am Abend eintraten und Licht gemacht wurde. Sie setzten sich oben an den Tisch, wo in früheren Zeiten der Vater, die Mutter und Gregor gegessen hatten, entfalteten die Servietten und nahmen Messer und Gabel in die Hand. Sofort erschien in der Tür die Mutter mit einer Schüssel Fleisch und knapp hinter ihr die Schwester mit einer Schüssel hochgeschichteter Kartoffeln. Das Essen dampfte mit starkem Rauch. Die Zimmerherren beugten sich über die vor sie hingestellten Schüsseln, als wollten sie sie vor dem Essen prüfen, und tatsächlich zerschnitt der, welcher in der Mitte saß und den anderen zwei als Autorität zu gelten schien, ein Stück Fleisch noch auf der Schüssel, offenbar um festzustellen, ob es mürbe genug sei und ob es nicht etwa in die Küche zurückgeschickt werden solle. Er war befriedigt, und Mutter und Schwester, die gespannt zugesehen hatten, begannen aufatmend zu lächeln.
Since the boarders often ate their supper at home in the common living room, the living-room door stayed shut many an evening, yet Gregor reconciled himself quite easily to the shutting of the door, for often enough on evenings when it was opened he had disregarded it entirely and lain in the darkest corner of his room, quite unnoticed by the family. On one occasion the cleaning woman had left the door open a little and it stayed ajar even when the lodgers came in for supper and the lamp was lit. They sat down at the upper end of the table where formerly Gregor and his father and mother had eaten their meals, unfolded their napkins and took knife and fork in hand. At once his mother appeared in the doorway with a platter of meat and close behind her his sister with a bowl of potatoes piled high. The food steamed with a thick vapor. The boarders bent over the food set before them as if to scrutinize it before eating; in fact, the man in the middle, who seemed to pass for an authority with the other two, cut a piece of meat as it lay on the platter, obviously to determine if it was tender enough or should be sent back to the kitchen. He was satisfied, and Gregor's mother and sister, who had been watching anxiously, breathed a sigh of relief and began to smile.
3.10
Die Familie selbst aß in der Küche. Trotzdem kam der Vater, ehe er in die Küche ging, in dieses Zimmer herein und machte mit einer einzigen Verbeugung, die Kappe in der Hand, einen Rundgang um den Tisch. Die Zimmerherren erhoben sich sämtlich und murmelten etwas in ihre Bärte. Als sie dann allein waren, aßen sie fast unter vollkommenem Stillschweigen. Sonderbar schien es Gregor, daß man aus allen mannigfachen Geräuschen des Essens immer wieder ihre kauenden Zähne heraushörte, als ob damit Gregor gezeigt werden sollte, daß man Zähne brauche, um zu essen, und daß man auch mit den schönsten zahnlosen Kiefern nichts ausrichten könne. "Ich habe ja Appetit", sagte sich Gregor sorgenvoll, "aber nicht auf diese Dinge. Wie sich diese Zimmerherren nähren, und ich komme um! "
The family itself took its meals in the kitchen. Nonetheless, Gregor's father came into the living room before going to the kitchen and with one prolonged bow, cap in hand, made a round of the table. The boarders all stood up and muttered something in their beards. When they were alone again they ate their food in almost complete silence. It seemed remarkable to Gregor that among the various noises coming from the table he could always distinguish the sound of their chewing teeth, as if this were a sign to Gregor that one needed teeth in order to eat, and that even with the finest of toothless jaws one could do nothing. "I'm certainly hungry," said Gregor sadly to himself, "but not for that kind of food. How these boarders are stuffing themselves, and here am I dying of starvation!"
3.11
Gerade an diesem Abend – Gregor erinnerte sich nicht, während der ganzen Zeit die Violine gehört zu haben – ertönte sie von der Küche her. Die Zimmerherren hatten schon ihr Nachtmahl beendet, der mittlere hatte eine Zeitung hervorgezogen, den zwei anderen je ein Blatt gegeben, und nun lasen sie zurückgelehnt und rauchten. Als die Violine zu spielen begann, wurden sie aufmerksam, erhoben sich und gingen auf den Fußspitzen zur Vorzimmertür, in der sie aneinandergedrängt stehen blieben. Man mußte sie von der Küche aus gehört haben, denn der Vater rief: "Ist den Herren das Spiel vielleicht unangenehm? Es kann sofort eingestellt werden." "Im Gegenteil", sagte der mittlere der Herren, "möchte das Fräulein nicht zu uns hereinkommen und hier im Zimmer spielen, wo es doch viel bequemer und gemütlicher ist?" "0 bitte", rief der Vater, als sei er der Violinspieler. Die Herren traten ins Zimmer zurück und warteten. Bald kam der Vater mit dem Notenpult, die Mutter mit den Noten und die Schwester mit der Violine. Die Schwester bereitete alles ruhig zum Spiele vor; die Eltern, die niemals früher Zimmer vermietet hatten und deshalb die Höflichkeit gegen die Zimmerherren übertrieben, wagten gar nicht, sich auf ihre eigenen Sessel zu setzen; der Vater lehnte an der Tür, die rechte Hand zwischen zwei Knöpfe des geschlossenen Livreerockes gesteckt; die Mutter aber erhielt von einem Herrn einen Sessel angeboten und saß, da sie den Sessel dort ließ, wohin ihn der Herr zufällig gestellt hatte, abseits in einem Winkel.
On that very evening - during all this time Gregor could not remember ever having heard the violin - the sound of violin playing came from the kitchen. The boarders had already finished their supper, the one in the middle had brought out a newspaper and given the other two a page apiece, and now they were leaning back at ease reading and smoking. When the violin began to play they pricked up their ears, got to their feet, and went on tiptoe to the hall door where they stood huddled together. Their movements must have been heard in the kitchen, for Gregor's father called out: "Is the violin playing disturbing you, gentlemen? It can be stopped at once." "On the contrary," said the middle boarder, "wouldn't the young lady like to join us here and play where it is much more pleasant and comfortable?" "Oh certainly," cried Gregor's father, as if he were the violin player. The boarders returned to the living room and waited. Soon Gregor's father arrived with the music stand, his mother carrying the music and his sister with the violin. His sister calmly made everything ready to start playing; his parents, who had never let rooms before and so had an exaggerated idea of the courtesy due to boarders, did not venture to sit down on their own chairs; his father leaned against the door, his right hand thrust between two buttons of his uniform jacket, which was formally buttoned up; but his mother was offered a chair by one of the boarders and, since she left the chair just where he had happened to put it, sat down in a corner off to one side.
3.12
Die Schwester begann zu spielen; Vater und Mutter verfolgten, jeder von seiner Seite, aufmerksam die Bewegungen ihrer Hände. Gregor hatte, von dem Spiele angezogen, sich ein wenig weiter vorgewagt und war schon mit dem Kopf im Wohnzimmer. Er wunderte sich kaum darüber, daß er in letzter Zeit so wenig Rücksicht auf die andern nahm; früher war diese Rücksichtnahme sein Stolz gewesen. Und dabei hätte er gerade jetzt mehr Grund gehabt, sich zu verstecken, denn infolge des Staubes, der in seinem Zimmer überall lag und bei der kleinsten Bewegung umherflog, war auch er ganz staubbedeckt; Fäden, Haare, Speiseüberreste schleppte er auf seinem Rücken und an den Seiten mit sich herum; seine Gleichgültigkeit gegen alles war viel zu groß, als daß er sich, wie früher mehrmals während des Tages, auf den Rücken gelegt und am Teppich gescheuert hätte. Und trotz dieses Zustandes hatte er keine Scheu, ein Stück auf dem makellosen Fußboden des Wohnzimmers vorzurücken.
Gregor's sister began to play; the father and mother, from either side, intently watched the movements of her hands. Gregor, attracted by the playing, ventured to move forward a little until his head was actually inside the living room. He felt hardly any surprise at his growing lack of consideration for the others; there had been a time when he prided himself on being considerate. Yet on this occasion he had more reason than ever to hide himself, since owing to the amount of dust that lay thick in his room and rose into the air at the slightest movement, he too was covered with dust; fluff and hair and remnants of food trailed with him, caught on his back and along his sides; his indifference to everything was much too great for him to turn on his back and scrape himself clean on the carpet, as once he had done several times a day. And in spite of his condition, no shame deterred him from advancing a little over the spotless floor of the living room.
3.13
Allerdings achtete auch niemand auf ihn. Die Familie war gänzlich vom Violinspiel in Anspruch genommen; die Zimmerherren dagegen, die zunächst, die Hände in den Hosentaschen, viel zu nahe hinter dem Notenpult der Schwester sich aufgestellt hatten, so daß sie alle in die Noten hätten sehen können, was sicher die Schwester stören mußte, zogen sich bald unter halblauten Gesprächen mit gesenkten Köpfen zum Fenster zurück, wo sie, vom Vater besorgt beobachtet, auch blieben. Es hatte nun wirklich den überdeutlichen Anschein, als wären sie in ihrer Annahme, ein schönes oder unterhaltendes Violinspiel zu hören, enttäuscht, hätten die ganze Vorführung satt und ließen sich nur aus Höflichkeit noch in ihrer Ruhe stören. Besonders die Art, wie sie alle aus Nase und Mund den Rauch ihrer Zigarren in die Höhe bliesen, ließ auf große Nervosität schließen. Und doch spielte die Schwester so schön. Ihr Gesicht war zur Seite geneigt, prüfend und traurig folgten ihre Blicke den Notenzeilen. Gregor kroch noch ein Stück vorwärts und hielt den Kopf eng an den Boden, um möglicherweise ihren Blicken begegnen zu können. War er ein Tier, da ihn Musik so ergriff? Ihm war, als zeige sich ihm der Weg zu der ersehnten unbekannten Nahrung. Er war entschlossen, bis zur Schwester vorzudringen, sie am Rock zu zupfen und ihr dadurch anzudeuten, sie möge doch mit ihrer Violine in sein Zimmer kommen, denn niemand lohnte hier das Spiel so, wie er es lohnen wollte. Er wollte sie nicht mehr aus seinem Zimmer lassen, wenigstens nicht, solange er lebte; seine Schreckgestalt sollte ihm zum erstenmal nützlich werden; an allen Türen seines Zimmers wollte er gleichzeitig sein und den Angreifern entgegenfauchen; die Schwester aber sollte nicht gezwungen, sondern freiwillig bei ihm bleiben; sie sollte neben ihm auf dem Kanapee sitzen, das Ohr zu ihm herunterneigen, und er wollte ihr dann anvertrauen, daß er die feste Absicht gehabt habe, sie auf das Konservatorium zu schicken, und daß er dies, wenn nicht das Unglück dazwischen gekommen wäre, vergangene Weihnachten – Weihnachten war doch wohl schon vorüber? – allen gesagt hätte, ohne sich um irgendwelche Widerreden zu kümmern. Nach dieser Erklärung würde die Schwester in Tränen der Rührung ausbrechen, und Gregor würde sich bis zu ihrer Achsel erheben und ihren Hals küssen, den sie, seitdem sie ins Geschäft ging, frei ohne Band oder Kragen trug.
To be sure, no one paid any attention to him. The family was entirely absorbed in the violin playing; the boarders however, who at first had stationed themselves, hands in pockets, much too close behind the music stand so that they could all have read the music, something which must have bothered his sister, had soon retreated to the window, half whispering with bowed heads, and stayed there while his father turned an anxious eye on them. Indeed, they were making it more than obvious that they had been disappointed in their expectation of hearing good or even entertaining violin playing, that they had had more than enough of the performance, and that they were putting up with this disturbance of their peace only out of courtesy. From the way they all kept blowing the smoke of their cigars high in the air through nose and mouth one could divine their irritation. And yet Gregor's sister was playing so beautifully. Her face tilted to one side, intently and sadly her eyes followed the notes of music. Gregor crawled a little farther forward and lowered his head to the ground so that it might be possible for his eyes to meet hers. Was he an animal, since music so moved him? He felt as if the way were opening before him to the unknown nourishment he craved. He was determined to push forward until he reached his sister, to pull at her skirt and so let her know that she should come into his room with her violin, for no one here appreciated her playing as he would appreciate it. He would never let her out of his room, at least not so long as he lived; his frightful appearance would become, for the first time, useful to him; he would watch over all the doors of his room at once and hiss like a dragon at any intruders; but his sister would not be forced to stay, she would stay with him of her own free will; she would sit beside him on the sofa, bend down her ear to him, and hear him confide that he had had the firm intention of sending her to the Conservatory and that, but for his mishap last Christmas - surely Christmas was long past? - he would have announced it to everybody without allowing a single objection. After this declaration his sister would be so touched that she would burst into tears, and Gregor would then raise himself to her shoulder and kiss her on the neck, which, now that she was a young working woman, she kept free of any ribbon or collar.
3.14
"Herr Samsa! " rief der mittlere Herr dem Vater zu und zeigte, ohne ein weiteres Wort zu verlieren, mit dem Zeigefinger auf den langsam sich vorwärtsbewegenden Gregor. Die Violine verstummte, der mittlere Zimmerherr lächelte erst einmal kopfschüttelnd seinen Freunden zu und sah dann wieder auf Gregor hin. Der Vater schien es für nötiger zu halten, statt Gregor zu vertreiben, vorerst die Zimmerherren zu beruhigen, trotzdem diese gar nicht aufgeregt waren und Gregor sie mehr als das Violinspiel zu unterhalten schien. Er eilte zu ihnen und suchte sie mit ausgebreiteten Armen in ihr Zimmer zu drängen und gleichzeitig mit seinem Körper ihnen den Ausblick auf Gregor zu nehmen. Sie wurden nun tatsächlich ein wenig böse, man wußte nicht mehr, ob über das Benehmen des Vaters oder über die ihnen jetzt aufgehende Erkenntnis, ohne es zu wissen, einen solchen Zimmernachbar wie Gregor besessen zu haben. Sie verlangten vom Vater Erklärungen, hoben ihrerseits die Arme, zupften unruhig an ihren Bärten und wichen nur langsam gegen ihr Zimmer zurück. Inzwischen hatte die Schwester die Verlorenheit, in die sie nach dem plötzlich abgebrochenen Spiel verfallen war, überwunden, hatte sich, nachdem sie eine Zeit lang in den lässig hängenden Händen Violine und Bogen gehalten und weiter, als spiele sie noch, in die Noten gesehen hatte, mit einem Male aufgerafft, hatte das Instrument auf den Schoß der Mutter gelegt, die in Atembeschwerden mit heftig arbeitenden Lungen noch auf ihrem Sessel saß, und war in das Nebenzimmer gelaufen, dem sich die Zimmerherren unter dem Drängen des Vaters schon schneller näherten. Man sah, wie unter den geübten Händen der Schwester die Decken und Polster in den Betten in die Höhe flogen und sich ordneten. Noch ehe die Herren das Zimmer erreicht hatten, war sie mit dem Aufbetten fertig und schlüpfte heraus. Der Vater schien wieder von seinem Eigensinn derartig ergriffen, daß er jeden Respekt vergaß, den er seinen Mietern immerhin schuldete. Er drängte nur und drängte, bis schon in der Tür des Zimmers der mittlere der Herren donnernd mit dem Fuß aufstampfte und dadurch den Vater zum Stehen brachte. "Ich erkläre hiermit", sagte er, hob die Hand und suchte mit den Blicken auch die Mutter und die Schwester, "daß ich mit Rücksicht auf die in dieser Wohnung und Familie herrschenden widerlichen Verhältnisse" – hiebei spie er kurz entschlossen auf den Boden – "mein Zimmer augenblicklich kündige. Ich werde natürlich auch für die Tage, die ich hier gewohnt habe, nicht das Geringste bezahlen, dagegen werde ich es mir noch überlegen, ob ich nicht mit irgendwelchen – glauben Sie mir – sehr leicht zu begründenden Forderungen gegen Sie auftreten werde. " Er schwieg und sah gerade vor sich hin, als erwarte er etwas. Tatsächlich fielen sofort seine zwei Freunde mit den Worten ein: "Auch wir kündigen augenblicklich. " Darauf faßte er die Türklinke und schloß mit einem Krach die Tür.
Mr. Samsa!" cried the middle boarder to Gregor's father, and pointed, without wasting any more words, at Gregor, now working himself slowly forward. The violin fell silent, the middle boarder first smiled to his friends with a shake of the head and then looked at Gregor again. Instead of driving Gregor out, his father seemed to think it more important to begin by soothing down the boarders, although they were not at all agitated and apparently found Gregor more entertaining than the violin playing. He hurried toward them and, spreading out his arms, tried to urge them back into their own room and at the same time to block their view of Gregor. They now began to be really a little angry, one could not tell whether because of the old man's behavior or because it had just dawned on them that without knowing it they had such a neighbor as Gregor in the next room. They demanded explanations of his father, they waved their arms like him, tugged uneasily at their beards, and only with reluctance backed toward their room. Meanwhile Gregor's sister, who stood there as if lost when her playing was so abruptly broken off, came to life again, pulled herself together all at once after standing for a while holding violin and bow in her slack and drooping hands and staring at her music, pushed her violin into the lap of her mother, who was still sitting in her chair fighting asthmatically for breath, and ran into the boarders' room, to which they were now being shepherded by her father rather more quickly than before. One could see the pillows and blankets on the beds flying about under her practiced fingers and being laid in order. Even before the boarders had actually reached their room she had finished making the beds and slipped out. The father seemed once more to be so possessed by his mulish self-assertiveness that he was forgetting all the respect he owed his boarders. He kept driving them on and driving them on until, at the very door of the bedroom, the middle boarder stamped his foot loudly on the floor and so brought him to a halt. "I herewith declare," said the boarder, lifting one hand and looking also at Gregor's mother and sister, "that because of the disgusting conditions prevailing in this household and family" - here he spat on the floor with emphatic brevity - "I give you notice on the spot. Naturally I won't pay you a penny for the days I have lived here, on the contrary I shall consider suing you for damages, based on claims - believe me - that will be easily substantiated." He ceased and stared straight ahead, as if he were expecting something. In fact, his two friends at once rushed into the breach with these words: "And we too give notice on the spot." At that he seized the door handle and shut the door with a slam.
3.15
Der Vater wankte mit tastenden Händen zu seinem Sessel und ließ sich in ihn fallen; es sah aus, als strecke er sich zu seinem gewöhnlichen Abendschläfchen, aber das starke Nicken seines wie haltlosen Kopfes zeigte, daß er ganz und gar nicht schlief. Gregor war die ganze Zeit still auf dem Platz gelegen, auf dem ihn die Zimmerherren ertappt hatten. Die Enttäuschung über das Mißlingen seines Planes, vielleicht aber auch die durch das viele Hungern verursachte Schwäche machten es ihm unmöglich, sich zu bewegen. Er fürchtete mit einer gewissen Bestimmtheit schon für den nächsten Augenblick einen allgemeinen über ihn sich entladenden Zusammensturz und wartete. Nicht einmal die Violine schreckte ihn auf, die, unter den zitternden Fingern der Mutter hervor, ihr vom Schoße fiel und einen hallenden Ton von sich gab.
Gregor's father, groping with his hands, staggered forward and fell into his chair; it looked as if he were stretching himself out there for his usual evening nap, but the powerful and uncontrolled jerking of his head showed that he was far from asleep. Gregor had simply stayed quietly all the time on the spot where the boarders had caught sight of him. Disappointment at the failure of his plan, perhaps also the weakness arising from extreme hunger, made it impossible for him to move. He feared, with a fair degree of certainty, that at any moment the general tension would discharge itself in a combined attack upon him, and he lay there waiting. He did not react even to the noise made by the violin as it fell off his mother's lap from under her trembling fingers and gave out a resonant sound.
3.16
"Liebe Eltern", sagte die Schwester und schlug zur Einleitung mit der Hand auf den Tisch, "so geht es nicht weiter. Wenn ihr das vielleicht nicht einsehet, ich sehe es ein. Ich will vor diesem Untier nicht den Namen meines Bruders aussprechen, und sage daher bloß: wir müssen versuchen, es loszuwerden. Wir haben das Menschenmögliche versucht, es zu pflegen und zu dulden, ich glaube, es kann uns niemand den geringsten Vorwurf machen. "
"My dear parents," said his sister, slapping her hand on the table by way of introduction "things can't go on like this. Perhaps you don't realize that, but I do. I won't utter my brother's name in the presence of this creature, and so all I say is: we must try to get rid of it. We've tried to look after it and to put up with it as far as is humanly possible, and I don't think anyone could reproach us in the slightest."
3.17
"Sie hat tausendmal Recht", sagte der Vater für sich. Die Mutter, die noch immer nicht genug Atem finden konnte, fing in die vorgehaltene Hand mit einem irrsinnigen Ausdruck der Augen dumpf zu husten an.
"She is absolutely right," said Gregor's father to himself. His mother, who was still choking for lack of breath, began to cough hollowly into her hand with a wild look in her eyes.
3.18
Die Schwester eilte zur Mutter und hielt ihr die Stirn. Der Vater schien durch die Worte der Schwester auf bestimmtere Gedanken gebracht zu sein, hatte sich aufrecht gesetzt, spielte mit seiner Dienermütze zwischen den Tellern, die noch vom Nachtmahl der Zimmerherren her auf dem Tische lagen, und sah bisweilen auf den stillen Gregor hin.
His sister rushed over to her and held her forehead. His father's thoughts seemed to have lost their vagueness at Grete's words, he sat more upright, fingering his service cap, which lay among the plates still on the table from the boarders' supper, and from time to time looked at the motionless form of Gregor.
3.19
"Wir müssen es loszuwerden suchen", sagte die Schwester nun ausschließlich zum Vater, denn die Mutter hörte in ihrem Husten nichts, "es bringt euch noch beide um, ich sehe es kommen. Wenn man schon so schwer arbeiten muß, wie wir alle, kann man nicht noch zu Hause diese ewige Quälerei ertragen. Ich kann es auch nicht mehr. " Und sie brach so heftig in Weinen aus, daß ihre Tränen auf das Gesicht der Mutter niederflossen, von dem sie sie mit mechanischen Handbewegungen wischte.
"We must try to get rid of it," his sister now said explicitly to her father, since her mother was coughing too much to hear a word, "it will be the death of both of you, I can see that coming. When one has to work as hard as we do, all of us, one can't stand this continual torment at home on top of it. At least I can't stand it any longer." And she burst into such a fit of sobbing that her tears dropped onto her mother's face, from which she wiped them with mechanical flicks of her hand.
3.20
"Kind", sagte der Vater mitleidig und mit auffallendem Verständnis, "was sollen wir aber tun?"
"My child," said the old man sympathetically and with evident understanding, "but what should we do?"
3.21
Die Schwester zuckte nur die Achseln zum Zeichen der Ratlosigkeit, die sie nun während des Weinens im Gegensatz zu ihrer früheren Sicherheit ergriffen hatte.
Gregor's sister merely shrugged her shoulders to indicate the feeling of helplessness that, in contrast to her former confidence, had overtaken her during her weeping fit.
3.22
"Wenn er uns verstünde", sagte der Vater halb fragend; die Schwester schüttelte aus dem Weinen heraus heftig die Hand zum Zeichen, daß daran nicht zu denken sei.
"If only he could understand us," said her father, half questioningly; Grete, still sobbing, vehemently waved a hand to show how unthinkable that was.
3.23
"Wenn er uns verstünde", wiederholte der Vater und nahm durch Schließen der Augen die Überzeugung der Schwester von der Unmöglichkeit dessen in sich auf, "dann wäre vielleicht ein Übereinkommen mit ihm möglich. Aber so – "
"If he could understand us," repeated the old man, shutting his eyes to consider his daughter's conviction that un-derstanding was impossible, "then perhaps we might come to some agreement with him. But as it is . .  "
3.24
Weg muß es", rief die Schwester, "das ist das einzige Mittel, Vater. Du mußt bloß den Gedanken loszuwerden suchen, daß es Gregor ist. Daß wir es solange geglaubt haben, das ist ja unser eigentliches Unglück. Aber wie kann es denn Gregor sein? Wenn es Gregor wäre, er hätte längst eingesehen, daß ein Zusammenleben von Menschen mit einem solchen Tier nicht möglich ist, und wäre freiwillig fortgegangen. Wir hätten dann keinen Bruder, aber könnten weiter leben und sein Andenken in Ehren halten. So aber verfolgt uns dieses Tier, vertreibt die Zimmerherren, will offenbar die ganze Wohnung einnehmen und uns auf der Gasse übernachten lassen. Sieh nur, Vater", schrie sie plötzlich auf, "er fängt schon wieder an! " Und in einem für Gregor gänzlich unverständlichen Schrecken verließ die Schwester sogar die Mutter, stieß sich förmlich von ihrem Sessel ab, als wollte sie lieber die Mutter opfern, als in Gregors Nähe bleiben, und eilte hinter den Vater, der, lediglich durch ihr Benehmen erregt, auch aufstand und die Arme wie zum Schutze der Schwester vor ihr halb erhob.
He must go," cried Gregor's sister, "that's the only solution, Father. You must just try to get rid of the idea that this is Gregor. The fact that we've believed it for so long is the root of all our misfortune. But how can it be Gregor? If this were Gregor, he would have realized long ago that human beings can't live with such a creature, and he'd have gone away of his own accord. We wouldn't have any brother then, but we'd be able to go on living and keep his memory in honor. As it is, this creature persecutes us, drives away our boarders, obviously wants the whole apartment to himself, and would have us all sleep in the gutter. Look, Father," she suddenly shrieked, "he's at it again!" And in a state of panic that was quite incomprehensible to Gregor she even left her mother's side, literally thrusting the chair from her as if she would rather sacrifice her mother than be anywhere near Gregor, and rushed behind her father, who also stood up, upset by her behavior, and half spread his arms out as if to protect her.
3.25
Aber Gregor fiel es doch gar nicht ein, irgend jemandem und gar seiner Schwester Angst machen zu wollen. Er hatte bloß angefangen sich umzudrehen, um in sein Zimmer zurückzuwandern, und das nahm sich allerdings auffallend aus, da er infolge seines leidenden Zustandes bei den schwierigen Umdrehungen mit seinem Kopfe nachhelfen mußte, den er hierbei viele Male hob und gegen den Boden schlug. Er hielt inne und sah sich um. Seine gute Absicht schien erkannt worden zu sein; es war nur ein augenblicklicher Schrecken gewesen. Nun sahen ihn alle schweigend und traurig an. Die Mutter lag, die Beine ausgestreckt und aneinandergedrückt, in ihrem Sessel, die Augen fielen ihr vor Ermattung fast zu; der Vater und die Schwester saßen nebeneinander, die Schwester hatte ihre Hand um des Vaters Hals gelegt.
Yet Gregor hadn't the slightest intention of frightening anyone, least of all his sister. He had only begun to turn around in order to crawl back to his room, but it was certainly a startling operation to see, since because of his disabled condition he could not execute the difficult turning movements except by lifting his head and then bracing it against the floor over and over again. He paused and looked around. His good intentions seemed to have been recognized; the alarm had only been momentary. Now they were all watching him in melancholy silence. His mother lay in her chair, her legs stiffly outstretched and pressed together, her eyes almost closing from sheer exhaustion; his father and his sister were sitting beside each other, his sister's arm around the father's neck.
3.26
"Nun darf ich mich schon vielleicht umdrehen", dachte Gregor und begann seine Arbeit wieder. Er konnte das Schnaufen der Anstrengung nicht unterdrücken und mußte auch hie und da ausruhen. Im übrigen drängte ihn auch niemand, es war alles ihm selbst überlassen. Als er die Umdrehung vollendet hatte, fing er sofort an, geradeaus zurückzuwandern. Er staunte über die große Entfernung, die ihn von seinem Zimmer trennte, und begriff gar nicht, wie er bei seiner Schwäche vor kurzer Zeit den gleichen Weg, fast ohne es zu merken, zurückgelegt hatte. Immerfort nur auf rasches Kriechen bedacht, achtete er kaum darauf, daß kein Wort, kein Ausruf seiner Familie ihn störte. Erst als er schon in der Tür war, wendete er den Kopf, nicht vollständig, denn er fühlte den Hals steif werden, immerhin sah er noch, daß sich hinter ihm nichts verändert hatte, nur die Schwester war aufgestanden. Sein letzter Blick streifte die Mutter, die nun völlig eingeschlafen war.
Now perhaps they'll let me go on turning around, thought Gregor, and began his labors again. He could not stop himself from panting with the effort, and had to pause now and then to take a breath. Nor was anyone rushing him, he was left entirely to himself. When he had completed the turn, he began at once to crawl straight back. He was amazed at the distance separating him from his room and could not understand how in his weak state he had managed to accomplish the same journey so recently, almost without noticing it. Intent on crawling as fast as possible he hardly realized that not a single word, not one exclamation from his family, interfered with his progress. Only when he was already in the doorway did he turn his head around, not completely, for his neck muscles were getting stiff, but enough to see that nothing had changed behind him except that his sister had risen to her feet. His last glance fell on his mother, who was now sound asleep.
3.27
Kaum war er innerhalb seines Zimmers, wurde die Tür eiligst zugedrückt, festgeriegelt und versperrt. Über den plötzlichen Lärm hinter sich erschrak Gregor so, daß ihm die Beinchen einknickten. Es war die Schwester, die sich so beeilt hatte. Aufrecht war sie schon da gestanden und hatte gewartet, leichtfüßig war sie dann vorwärtsgesprungen, Gregor hatte sie gar nicht kommen hören, und ein "Endlich! " rief sie den Eltern zu, während sie den Schlüssel im Schloß umdrehte.
Hardly was he inside his room when the door was hast-ily pushed shut, bolted, and locked. The sudden noise be-hind him startled him so much that his little legs collapsed beneath him. It was his sister who had shown such haste. She had been standing ready, waiting, and had made a light spring forward, Gregor had not even heard her coming, and she cried "At last!" to her parents as she turned the key in the lock.
3.27
"Und jetzt?" fragte sich Gregor und sah sich im Dunkeln um. Er machte bald die Entdeckung, daß er sich nun überhaupt nicht mehr rühren konnte. Er wunderte sich darüber nicht, eher kam es ihm unnatürlich vor, daß er sich bis jetzt tatsächlich mit diesen dünnen Beinchen hatte fortbewegen können. Im übrigen fühlte er sich verhältnismäßig behaglich. Er hatte zwar Schmerzen im ganzen Leib, aber ihm war, als würden sie allmählich schwächer und schwächer und würden schließlich ganz vergehen. Den verfaulten Apfel in seinem Rücken und die entzündete Umgebung, die ganz von weichem Staub bedeckt waren, spürte er schon kaum. An seine Familie dachte er mit Rührung und Liebe zurück. Seine Meinung darüber, daß er verschwinden müsse, war womöglich noch entschiedener, als die seiner Schwester. In diesem Zustand leeren und friedlichen Nachdenkens blieb er, bis die Turmuhr die dritte Morgenstunde schlug. Den Anfang des allgemeinen Hellerwerdens draußen vor dem Fenster erlebte er noch. Dann sank sein Kopf ohne seinen Willen gänzlich nieder, und aus seinen Nüstern strömte sein letzter Atem schwach hervor.
"And now?" Gregor asked himself, looking around in the darkness. Soon he made the discovery that he was now completely unable to move. This did not surprise him, rather it seemed unnatural that he should ever actually have been able to move at all on these feeble little legs. Otherwise he felt relatively comfortable. True, his whole body was aching, but it seemed that the pain was gradually growing less and would finally pass away. The rotting apple in his back and the inflamed area around it, all covered with soft dust, already hardly troubled him. He thought of his family with tenderness and love. The conviction that he must disappear was one that he held even more strongly than his sister, if that were possible. In this state of empty and peaceful meditation he remained until the tower clock struck three in the morning. The first broadening of light in the world outside the window just entered his consciousness. Then his head sank to the floor of its own accord and from his nostrils came the last faint flicker of his breath.
3.28
Als am frühen Morgen die Bedienerin kam – vor lauter Kraft und Eile schlug sie, wie oft man sie auch schon gebeten hatte, das zu vermeiden, alle Türen derartig zu, daß in der ganzen Wohnung von ihrem Kommen an kein ruhiger Schlaf mehr möglich war –, fand sie bei ihrem gewöhnlichen kurzen Besuch an Gregor zuerst nichts Besonderes. Sie dachte, er liege absichtlich so unbeweglich da und spiele den Beleidigten; sie traute ihm allen möglichen Verstand zu. Weil sie zufällig den langen Besen in der Hand hielt, suchte sie mit ihm Gregor von der Tür aus zu kitzeln. Als sich auch da kein Erfolg zeigte, wurde sie ärgerlich und stieß ein wenig in Gregor hinein, und erst als sie ihn ohne jeden Widerstand von seinem Platze geschoben hatte, wurde sie aufmerksam. Als sie bald den wahren Sachverhalt erkannte, machte sie große Augen, pfiff vor sich hin, hielt sich aber nicht lange auf, sondern riß die Tür des Schlafzimmers auf und rief mit lauter Stimme in das Dunkel hinein: "Sehen Sie nur mal an, es ist krepiert; da liegt es, ganz und gar krepiert! "
When the cleaning woman arrived early in the morning out of sheer strength and impatience she slammed all the doors so loudly, regardless of how often she had been begged not to do so, that no one in the whole apartment could enjoy any quiet sleep after her arrival - she noticed nothing unusual as she took her customary peek into Gregor's room. She thought he was lying motionless on pur-pose, pretending to be in a sulk; she credited him with every kind of intelligence. Since she happened to have the long-handled broom in her hand she tried to tickle him with it from the doorway. When that too produced no reaction she felt provoked and poked at him a little harder, and only when she had pushed him along the floor without meeting any resistance was her attention aroused. Soon the truth of the matter dawned on her, her eyes widened, she let out a whistle, yet did not waste much time over it but tore open the door of the Samsas' bedroom and yelled into the darkness at the top of her voice: "Come look at this, it's dead; it's lying there, dead as a doornail!"
3.29
Das Ehepaar Samsa saß im Ehebett aufrecht da und hatte zu tun, den Schrecken über die Bedienerin zu verwinden, ehe es dazu kam, ihre Meldung aufzufassen. Dann aber stiegen Herr und Frau Samsa, jeder auf seiner Seite, eiligst aus dem Bett, Herr Samsa warf die Decke über seine Schultern, Frau Samsa kam nur im Nachthemd hervor; so traten sie in Gregors Zimmer. Inzwischen hatte sich auch die Tür des Wohnzimmers geöffnet, in dem Grete seit dem Einzug der Zimmerherren schlief; sie war völlig angezogen, als hätte sie gar nicht geschlafen, auch ihr bleiches Gesicht schien das zu beweisen. "Tot?" sagte Frau Samsa und sah fragend zur Bedienerin auf, trotzdem sie doch alles selbst prüfen und sogar ohne Prüfung erkennen konnte. "Das will ich meinen", sagte die Bedienerin und stieß zum Beweis Gregors Leiche mit dem Besen noch ein großes Stück seitwärts. Frau Samsa machte eine Bewegung, als wolle sie den Besen zurückhalten, tat es aber nicht. "Nun", sagte Herr Samsa, "jetzt können wir Gott danken. " Er bekreuzte sich, und die drei Frauen folgten seinem Beispiel. Grete, die kein Auge von der Leiche wendete, sagte: "Seht nur, wie mager er war. Er hat ja auch schon so lange Zeit nichts gegessen. So wie die Speisen hereinkamen, sind sie wieder hinausgekommen. " Tatsächlich war Gregors Körper vollständig flach und trocken, man erkannte das eigentlich erst jetzt, da er nicht mehr von den Beinchen gehoben war und auch sonst nichts den Blick ablenkte.
Mr. and Mrs. Samsa sat bolt upright in their double bed and had some difficulty getting over the shock before they realized the nature of the cleaning woman's announcement. But then they got out of bed quickly, one on either side, Mr. Samsa throwing a blanket over his shoulders, Mrs. Samsa in nothing but her nightgown; in this array they entered Gregor's room. Meanwhile the door of the living room opened, too, where Grete had been sleeping since the arrival of the boarders; she was completely dressed, as if she had not been to bed, which seemed to be confirmed also by the paleness of her face. "Dead?" said Mrs. Samsa, looking questioningly at the cleaning woman, although she could have investigated for herself, indeed the fact was obvious enough without investigation. "I should say so," said the cleaning woman, and to prove it she pushed Gregor's corpse a long way to one side with her broomstick; Mrs. Samsa made a movement as if to stop her, but checked herself. "Well," said Mr. Samsa, "now thanks be to God." He crossed himself, and the three women followed his example. Grete, whose eyes never left the corpse, said: "Just see how thin he was. It's such a long time since he ate anything at all. The food came out again just as it went in." Indeed, Gregor's body was completely flat and dry, as could only now be seen when it was no longer supported by the legs and nothing prevented one from looking closely at it.
3.30
"Komm, Grete, auf ein Weilchen zu uns herein", sagte Frau Samsa mit einem wehmütigen Lächeln, und Grete ging, nicht ohne nach der Leiche zurückzusehen, hinter den Eltern in das Schlafzimmer. Die Bedienerin schloß die Tür und öffnete gänzlich das Fenster. Trotz des frühen Morgens war der frischen Luft schon etwas Lauigkeit beigemischt. Es war eben schon Ende März.
"Come into our room, Grete, for a little while," said Mrs. Samsa with a tremulous smile, and Grete, not without looking hack at the corpse, followed her parents into their bedroom. The cleaning woman shut the door and opened the window wide. Although it was still early in the morning a certain softness was perceptible in the fresh air. After all, it was already the end of March.
3.31
Aus ihrem Zimmer traten die drei Zimmerherren und sahen sich erstaunt nach ihrem Frühstück um; man hatte sie vergessen. "Wo ist das Frühstück?" fragte der mittlere der Herren mürrisch die Bedienerin. Diese aber legte den Finger an den Mund und winkte dann hastig und schweigend den Herren zu, sie möchten in Gregors Zimmer kommen. Sie kamen auch und standen dann, die Hände in den Taschen ihrer etwas abgenützten Röckchen, in dem nun schon ganz hellen Zimmer um Gregors Leiche herum.
The three boarders emerged from their room and were surprised to see no breakfast; they had been forgotten. "Where's our breakfast?" said the middle boarder peevishly to the cleaning woman. But she put her finger to her lips and hastily, without a word, indicated by gestures that they should follow her into Gregor's room. They did so and stood, their hands in the pockets of their somewhat shabby coats around Gregor's corpse in the room where it was now fully light
3.32
Da öffnete sich die Tür des Schlafzimmers, und Herr Samsa erschien in seiner Livree an einem Arm seine Frau, am anderen seine Tochter. Alle waren ein wenig verweint; Grete drückte bisweilen ihr Gesicht an den Arm des Vaters.
At that the door of the Samsas' bedroom opened and Mr. Samsa appeared in his uniform, his wife on one arm, his daughter on the other. They all looked a little as if they had been crying; from time to time Grete pressed her face against her father's arm.
3.33
"Verlassen Sie sofort meine Wohnung!" sagte Herr Samsa und zeigte auf die Tür, ohne die Frauen von sich zu lassen. "Wie meinen Sie das?" sagte der mittlere der Herren etwas bestürzt und lächelte süßlich. Die zwei anderen hielten die Hände auf dem Rücken und rieben sie ununterbrochen aneinander, wie in freudiger Erwartung eines großen Streites, der aber für sie günstig ausfallen mußte. "Ich meine es genau so, wie ich es sage", antwortete Herr Samsa und ging in einer Linie mit seinen zwei Begleiterinnen auf den Zimmerherrn zu. Dieser stand zuerst still da und sah zu Boden, als ob sich die Dinge in seinem Kopf zu einer neuen Ordnung zusammenstellten. "Dann gehen wir also", sagte er dann und sah zu Herrn Samsa auf, als verlange er in einer plötzlich ihn überkommenden Demut sogar für diesen Entschluß eine neue Genehmigung. Herr Samsa nickte ihm bloß mehrmals kurz mit großen Augen zu. Daraufhin ging der Herr tatsächlich sofort mit langen Schritten ins Vorzimmer; seine beiden Freunde hatten schon ein Weilchen lang mit ganz ruhigen Händen aufgehorcht und hüpften ihm jetzt geradezu nach, wie in Angst, Herr Samsa könnte vor ihnen ins Vorzimmer eintreten und die Verbindung mit ihrem Führer stören. Im Vorzimmer nahmen alle drei die Hüte vom Kleiderrechen, zogen ihre Stöcke aus dem Stockbehälter, verbeugten sich stumm und verließen die Wohnung. In einem, wie sich zeigte, gänzlich unbegründeten Mißtrauen trat Herr Samsa mit den zwei Frauen auf den Vorplatz hinaus; an das Geländer gelehnt, sahen sie zu, wie die drei Herren zwar langsam, aber ständig die lange Treppe hinunterstiegen, in jedem Stockwerk in einer bestimmten Biegung des Treppenhauses verschwanden und nach ein paar Augenblicken wieder hervorkamen; je tiefer sie gelangten, desto mehr verlor sich das Interesse der Familie Samsa für sie, und als ihnen entgegen und dann hoch über sie hinweg ein Fleischergeselle mit der Trage auf dem Kopf in stolzer Haltung heraufstieg, verließ bald Herr Samsa mit den Frauen das Geländer, und alle kehrten, wie erleichtert, in ihre Wohnung zurück.
quot;Leave my home at once!" said Mr. Samsa, and pointed to the door without disengaging himself from the women. "What do you mean by that?" said the middle boarder, taken somewhat aback, with a feeble smile. The two others put their hands behind their backs and kept rubbing them together, as if in gleeful expectation of a big fight in which they were bound to come out the winners. "I mean just what I say," answered Mr. Samsa, and advanced in a straight line with his two companions toward the boarder. He stood his ground quietly at first, looking at the floor as if his thoughts were forming a new pattern in his head. "Well, let's go then," he said, and looked up at Mr. Samsa as if in a sudden access of humility he were asking his approval even for this decision. Mr. Samsa merely nodded at him briefly once or twice with wide-open eyes. Thereupon the boarder actually did go with long strides into the front hall; his two friends had been listening and by now had stopped rubbing their hands together and went scuttling after him as if afraid that Mr. Samsa might get into the hall before them and cut them off from their leader. In the hall all three took their hats from the rack, their sticks from the umbrella stand, bowed in silence, and left the apartment. With a suspiciousness that proved quite unfounded Mr. Samsa and the two women followed them out to the landing; leaning over the banister they watched the three figures slowly but surely going down the long stairs, vanishing from sight at a certain turn of the staircase on every floor and coming into view again after a moment or so; the more they dwindled, the more the Samsa family's interest in them dwindled, and when a butcher's boy met them and passed them on the stairs coming up proudly with a tray on his head, Mr. Samsa and the two women soon left the landing and as if a burden had been lifted from them went back into their apartment.
3.34
Sie beschlossen, den heutigen Tag zum Ausruhen und Spazierengehen zu verwenden; sie hatten diese Arbeitsunterbrechung nicht nur verdient, sie brauchten sie sogar unbedingt. Und so setzten sie sich zum Tisch und schrieben drei Entschuldigungsbriefe, Herr Samsa an seine Direktion, Frau Samsa an ihren Auftraggeber, und Grete an ihren Prinzipal. Während des Schreibens kam die Bedienerin herein, um zu sagen, daß sie fortgehe, denn ihre Morgenarbeit war beendet. Die drei Schreibenden nickten zuerst bloß, ohne aufzuschauen, erst als die Bedienerin sich immer noch nicht entfernen wollte, sah man ärgerlich auf. "Nun?" fragte Herr Samsa. Die Bedienerin stand lächelnd in der Tür, als habe sie der Familie ein großes Glück zu melden, werde es aber nur dann tun, wenn sie gründlich ausgefragt werde. Die fast aufrechte kleine Straußfeder auf ihrem Hut, über die sich Herr Samsa schon während ihrer ganzen Dienstzeit ärgerte, schwankte leicht nach allen Richtungen. "Also was wollen Sie eigentlich?" fragte Frau Samsa, vor welcher die Bedienerin noch am meisten Respekt hatte. "Ja", antwortete die Bedienerin und konnte vor freundlichem Lachen nicht gleich weiter reden, "also darüber, wie das Zeug von nebenan weggeschafft werden soll, müssen Sie sich keine Sorge machen. Es ist schon in Ordnung." Frau Samsa und Grete beugten sich zu ihren Briefen nieder, als wollten sie weiterschreiben; Herr Samsa, welcher merkte, daß die Bedienerin nun alles ausführlich zu beschreiben anfangen wollte, wehrte dies mit ausgestreckter Hand entschieden ab. Da sie aber nicht erzählen durfte, erinnerte sie sich an die große Eile, die sie hatte, rief offenbar beleidigt: "Adjes allseits", drehte sich wild um und verließ unter fürchterlichem Türezuschlagen die Wohnung.
They decided to spend this day in resting and going for a stroll; they had not only deserved such a respite from work, but absolutely needed it. And so they sat down at the table and wrote three notes of excuse, Mr. Samsa to his board of management, Mrs. Samsa to her employer, and Grete to the head of her firm. While they were writing, the cleaning woman came in to say that she was going now, since her morning's work was finished. At first they only nodded without looking up, but as she kept hovering there they eyed her irritably. "Well?" said Mr. Samsa. The cleaning woman stood grinning in the doorway as if she had good news to impart to the family but meant not to say a word unless properly questioned. The little ostrich feather standing upright on her hat, which had annoyed Mr. Samsa ever since she had been hired, was waving gaily in all directions. "Well, what is it then?" asked Mrs. Samsa, who obtained more respect from the cleaning woman than the others. "Oh," said the cleaning woman, so overcome by amiable laughter that she could not continue right away, "just this: you don't need to worry about how to get rid of that thing in the next room. It's been taken care of already." Mrs. Samsa and Grete bent over their letters again, as if continuing to write; Mr. Samsa, who perceived that she was eager to begin describing it all in detail, stopped her with a decisive gesture of his outstretched hand. But since she was not allowed to tell her story, she remembered the great hurry she was in, obviously deeply insulted: "Bye, everybody," she said, whirling off violently, and departed with a frightful slamming of doors.
3.35
Abends wird sie entlassen", sagte Herr Samsa, bekam aber weder von seiner Frau, noch von seiner Tochter eine Antwort, denn die Bedienerin schien ihre kaum gewonnene Ruhe wieder gestört zu haben. Sie erhoben sich, gingen zum Fenster und blieben dort, sich umschlungen haltend. Herr Samsa drehte sich in seinem Sessel nach ihnen um und beobachtete sie still ein Weilchen. Dann rief er: "Also kommt doch her. Laßt schon endlich die alten Sachen. Und nehmt auch ein wenig Rücksicht auf mich. " Gleich folgten ihm die Frauen, eilten zu ihm, liebkosten ihn und beendeten rasch ihre Briefe.
"She'll be given notice tonight," said Mr. Samsa, but neither from his wife nor his daughter did he get any answer, for the cleaning woman seemed to have shattered again the composure they had barely achieved. They rose, went to the window and stayed there, holding each other tight. Mr. Samsa turned in his chair to look at them and quietly observed them for a while. Then he called out: "Come over here, you two. Let bygones be bygones. And you might have a little consideration for me too." The two of them complied at once, ran over to him, caressed him, and then quickly finished their letters.
3.36
Dann verließen alle drei gemeinschaftlich die Wohnung, was sie schon seit Monaten nicht getan hatten, und fuhren mit der Elektrischen ins Freie vor die Stadt. Der Wagen, in dem sie allein saßen, war ganz von warmer Sonne durchschienen. Sie besprachen, bequem auf ihren Sitzen zurückgelehnt, die Aussichten für die Zukunft, und es fand sich, daß diese bei näherer Betrachtung durchaus nicht schlecht waren, denn aller drei Anstellungen waren, worüber sie einander eigentlich noch gar nicht ausgefragt hatten, überaus günstig und besonders für später vielversprechend. Die größte augenblickliche Besserung der Lage mußte sich natürlich leicht durch einen Wohnungswechsel ergeben; sie wollten nun eine kleinere und billigere, aber besser gelegene und überhaupt praktischere Wohnung nehmen, als es die jetzige, noch von Gregor ausgesuchte war. Während sie sich so unterhielten, fiel es Herrn und Frau Samsa im Anblick ihrer immer lebhafter werdenden Tochter fast gleichzeitig ein, wie sie in der letzten Zeit trotz aller Plage, die ihre Wangen bleich gemacht hatte, zu einem schönen und üppigen Mädchen aufgeblüht war. Stiller werdend und fast unbewußt durch Blicke sich verständigend, dachten sie daran, daß es nun Zeit sein werde, auch einen braven Mann für sie zu suchen. Und es war ihnen wie eine Bestätigung ihrer neuen Träume und guten Absichten, als am Ziele ihrer Fahrt die Tochter als erste sich erhob und ihren jungen Körper dehnte.
Then all three left the apartment together, which was more than they had done for months, and took the streetcar to the open country outside of town. The car, in which they were the only passengers, was filled with warm sunshine. Leaning comfortably back in their seats they talked over their prospects for the future, and it appeared on closer inspection that these were not at all bad, for the jobs they had, which so far they had never really discussed with each other, were all three quite promising and likely to lead to better things later on. The greatest immediate improvement in their situation would of course come from moving to another apartment; they wanted to take a smaller and cheaper but also better situated and more practical apartment than the one they had, which Gregor had selected. While they were thus conversing it struck both Mr. and Mrs. Samsa, almost at the same moment, as they became aware of their daughter's increasing vivacity, that in spite of all the sorrow of recent times, which had made her cheeks pale, she had bloomed into a pretty girl with a good figure. They grew quieter and half unconsciously exchanged glances of complete agreement, having both come to the conclusion that it would soon be time to find a good husband for her. And it was like a confirmation of their new dreams and excellent intentions that at the end of their ride their daughter sprang to her feet first and stretched her young body.
3.37
 
Translated by Edwin and Willa Muir; revised by Arthur S. Wensinger. Copyright Schocken Books, Inc.